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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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den, den er auf den Märkten entlang der alten Seidenstraße zu sehen bekommen hatte. Er war sich sicher, dass das auf jeden Fall Eindruck gemacht hätte.
    Ballista, ein großer Bunter Greifer, klopfte einige Male mit ihrem stachelbesetzten Schwanz auf den Boden, um dem Murmeln Einhalt zu gebieten, das sich mitten in Temeraires Ausführungen erhoben hatte. »Aber wenn wir uns darauf einigen«, fuhr Temeraire mutig angesichts dieses Ausmaßes an Skepsis fort, »dass jeder seine eigene Höhle behalten kann, wenn er sie einmal bezogen hat, dann würde
ich jedem mit Freude zeigen, wie man sie sich behaglicher einrichten kann. Letztlich hätten somit alle schöne Höhlen, wenn sie sich nur ein bisschen Arbeit damit machten.«
    »Das ist bestimmt spaßig«, warf ein übellauniger, älterer Parnassianer ein, »wenn man ein Jährling ist und Lust hat, sich mit Steinen und Zweigen die Zeit zu vertreiben.«
    Zustimmendes Schnauben war zu hören, und Temeraire wurde wütend. »Wenn du daran kein Interesse hast und mit dem Zustand deiner Höhle zufrieden bist, dann kannst du alles beim Alten belassen. Aber es ist nicht in Ordnung, jemand anderem die Höhle wegzunehmen, nachdem er all die Arbeit erledigt hat. Ich werde mich jedenfalls nicht so einfach berauben lassen. Lieber werde ich meine Höhle so weit zerstören, dass sie für niemanden mehr gemütlich ist, als dass ich sie demütig hergebe.«
    »Na, na«, sagte Ballista. »Man muss ja nicht gleich Zerstörung ankündigen und Drohungen aussprechen. Genug davon. Lasst uns Requiescat anhören.«
    »Hm, ganz schön streitlustig, was?«, begann Requiescat. »Nun ja, Leute, ihr kennt mich alle, und ich will mich nicht brüsten, aber ich schätze, niemand wird behaupten, dass ich mir nicht jede Höhle nehmen könnte, wenn ich es wollte. Ich bin kein Streithammel und will keinen verletzen. Ein junger Bursche wie er lässt sich so leicht in Rage bringen, dass er ein größeres Stück abbeißt, als er kauen kann …«
    »Oh!«, unterbrach ihn Temeraire empört. »Du kannst so etwas nicht behaupten, ohne es auch zu beweisen. Ich habe schon Drachen geschlagen, die beinahe so groß wie du waren.«
    Requiescat bog den Kopf in seine Richtung. »Stimmt es nicht, dass du hier dein Fressen bekommst, damit du nicht in Kämpfe verwickelt wirst? Persy hat etwas in der Art angedeutet.«
    Perscitia stieß ein wütendes »Würde ich nie tun« aus, doch sie wurde unter Ballistas missbilligendem Blick rasch von den Drachen, die rings um sie herum saßen, zum Schweigen gebracht.
    »Himmelsdrachen«, sagte Temeraire ganz nüchtern, »werden
dazu gezüchtet, die beste aller Drachenrassen zu sein. In China erwartet man von uns, dass wir auf Kämpfe verzichten, solange nicht die Nation in Gefahr ist, denn in China gibt es viel mehr Drachen als hier, und wir sind zu wertvoll, als dass wir im Kampf fallen dürfen. Wir kämpfen nur im Notfall, wenn die gewöhnlichen Kampfdrachen der Aufgabe nicht gewachsen sind.«
    »Ach, China«, sagte Requiescat abwinkend. »Egal, Leute, es ist doch sonnenklar. Ich sage, ich stehe an der Spitze aller Drachen und sollte die beste Höhle haben. Er sagt, das stimmt nicht, und will sie mir nicht überlassen. Normalerweise gäbe es keinen anderen Weg, die Sache zu regeln, als einen Zweikampf, und dann wird jemand dabei verletzt, und alle sind unzufrieden. Genau für solche Fälle gibt es den Rat, und ich gehe davon aus, dass es für jeden von euch vollkommen offensichtlich ist, wer von uns beiden im Recht ist, ohne dass wir es mit Klauen und Zähnen austragen müssen.«
    »Ich sage nicht, dass ich an der Spitze der Drachen stehe«, entgegnete Temeraire, »auch wenn ich denke, dass das wahrscheinlich der Fall ist. Ich sage, dass die Höhle mir gehört, und dass es unrecht von dir ist, sie an dich reißen zu wollen. Den Rat gibt es deshalb , damit Gerechtigkeit waltet, nicht damit alle so eingeschüchtert werden, dass die Dinge nach dem Willen der größten Drachen laufen.«
    Der Rat, der sich aus den größten Drachen zusammensetzte, sah alles andere als begeistert aus. Ballista sagte: »In Ordnung. Wir haben alle angehört. Also, Temeraire …« Sie sprach seinen Namen ziemlich falsch aus, sodass es eher wie Teymuhreer klang. »… Wir wollen keinen Ärger und keinen Aufruhr …«
    »Ich wüsste nicht, warum nicht«, unterbrach Temeraire sie. »Was haben wir hier denn sonst zu tun?«
    Einige der kleineren Drachen kicherten und rieben die Flügel aneinander. Ballista

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