Drachenwacht: Roman (German Edition)
aus Blech und Glas, wie Laurence sagte, aber sie waren trotzdem sehr schön. Und in Afrika hatten sie genug Gold, um es an alle ihre Mannschaftsmitglieder zu verteilen«, da gab es nur wenige Drachen, die nicht wenigstens ein bisschen seufzten. Diejenigen, die über eigene Schätze verfügten, besahen sie sich, während viele der anderen sie sehnsuchtsvoll dabei beobachteten.
»Für mich klingt das alles nach Kinkerlitzchen«, sagte Requiescat.
»Dann kannst du ja hierbleiben und meine Höhle übernehmen, die nicht ein Viertel so schön ist wie ein Pavillon«, entgegnete Temeraire kühl, »und wenn wir Napoleon besiegt haben und die Prisengelder in Empfang nehmen, dann wirst du davon nichts abbekommen. Moncey wird dann mehr Gold als du haben.«
»Prisengelder«, wiederholte Gentius und erhob sich unerwartet. »Ich habe mal dabei geholfen, eine Prise aufzubringen. Meine Kapitänin hat einen Anteil von einem Vierzehntel davon erhalten. So hat sie mir mein Bild kaufen können.«
Jeder kannte Gentius’ Gemälde, und ein wirklich beeindrucktes Gemurmel erhob sich nun. Dies war etwas anderes, als sich Juwelen in einem fernen Land vorzustellen, welches niemand je zu Gesicht bekommen hatte.
»Nun, nun, beruhigt euch«, knurrte Ballista und schlug mit dem Schwanz auf den Boden, und diesmal wirkte sie weitaus milder gestimmt. »Seht mal, ich schätze, niemandem würde es gefallen, wenn die Franzosen gewinnen würden. Jeder von uns, der je im Dienst war, hat sich ihnen schon einmal gegenübergesehen. Aber unsere Armee will uns nicht, wenn wir uns nicht ein Geschirr anlegen lassen und einen Kapitän wählen, und wir können nicht einfach nach Herzenslust in die Schlacht ziehen. Wir würden eingekreist und abgeschossen werden. Und das ist kein Scherz, nicht einmal für uns Große.«
»Das wäre sicherlich der Fall, wenn wir ohne Plan und jeder für sich allein kämpfen würden«, bekräftigte Temeraire. »Aber dafür gibt es keinen Grund. Und wir können nicht geentert werden, wenn wir kein Geschirr haben und niemand … und niemand gefangen genommen werden kann. Wir wären unsere eigene Armee und würden unsere eigenen Taktiken ersinnen, nicht den Kram, den sich Menschen ausgedacht haben, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, uns zu Rate zu ziehen, obwohl sie selbst gar nicht fliegen können. Es ist doch wohl klar, dass wir das besser könnten, wenn wir es versuchten.«
»Hm, na ja«, sagte Ballista. Es war ein überzeugendes Argument, und das allgemeine Gemurmel bestätigte das.
»In Ordnung, in Ordnung«, tönte Requiescat. »Nette Geschichte, aber das ist alles Unsinn. Schätze und Schlachten sind schön und gut, aber wie wollen wir dafür sorgen, dass wir was zum Abendessen bekommen?«
Am nächsten Morgen zur Fütterungszeit landeten sie alle gemeinsam auf den Weiden. Die Kühe muhten einladend in ihren Ställen, und
der köstliche Geruch von frischem Gras erweckte in Temeraire den unbändigen Wunsch, mit der Zunge durch die Luft zu lecken. Aber die anderen Drachen landeten mit ihm gleichauf. Niemand reckte auch nur die Schnauze in Richtung des trabenden Viehs. Die Hirten versuchten, die Kühe vorwärtszudrängen, ohne Erfolg jedoch, und sie sahen sich untereinander verwirrt an, ehe ihre Blicke zu Lloyd wanderten.
Dieser lief vor der Reihe auf und ab, starrte die Drachen verständnislos an und sagte einladend zu jedem einzelnen von ihnen: »Komm schon, nimm dir was.« Temeraire wartete, bis Lloyd bei ihm angekommen war, senkte den Kopf und fragte: »Lloyd, wo stammen die Kühe eigentlich her?«
Lloyd starrte ihn an. »Komm schon, iss was, alter Junge«, wiederholte er mit schwacher Stimme, sodass es eher wie eine Frage denn wie ein Befehl klang.
»Hören Sie auf damit. Mein Name ist Temeraire, und Sie können mich ruhig mit Sir ansprechen«, sagte Temeraire scharf, »denn das ist angemessen höflich.«
»Oh, ah«, murmelte Lloyd, der nicht zu wissen schien, wie ihm geschah.
»Sie haben doch wohl auch davon gehört, dass die Franzosen einmarschiert sind?«, fragte Temeraire.
»Oh!«, stieß Lloyd in erleichtertem Tonfall aus. »Keiner von euch muss sich deswegen Sorgen machen. Sie sollten gar nicht in unsere Nähe kommen oder irgendetwas mit den Kühen zu schaffen haben. Ihr werdet alle auch weiterhin mit Nahrung versorgt werden. Die Kühe werden jeden Tag frisch hierhergebracht, also muss man nicht sparsam sein und Vorräte anlegen, alter Junge …«
Temeraire hob den Kopf und ließ ein leises
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