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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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auf den Weg nach LLechrhyd, dem nächsten kleinen Dorf, das sie finden konnten, und erstanden dort ein Schaf für Elsie. Die Bewohnerin einer kleinen Hütte erklärte ihnen, dass nur durch einen glücklichen Zufall ihr Dorf von Plünderungen verschont geblieben sei. »Sie sind heute Morgen plötzlich allesamt gen Osten abgeflogen«, teilte die alte Frau Laurence mit, während Elsie sich diskret hinter den Stall zurückzog, um ihr Abendessen hinunterzuschlingen. »Wie ein Krähenschwarm! Es war eine halbe Stunde lang dunkel, als sie am Himmel vorüberzogen, und wir waren uns alle sicher, dass sie uns jeden Augenblick auf den Kopf fallen würden. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Hollin«, begann Laurence, der sich entmutigt abgewandt hatte. »Ich weiß nicht, was jetzt Ihre Pflicht wäre. Ich fürchte, unsere Informationen sind sehr dürftig, und wenn Temeraire herumfliegt, um sich Nahrung zu suchen, ist es schwer, sich zusammenzureimen, wohin er verschwunden ist.«
    »Nun ja, Sir«, sagte Hollin, »man hat mir aufgetragen, Sie zusammen mit Temeraire wieder zurückzubringen, und ich denke, dies bleiben meine Befehle, bis ich etwas anderes höre. Ich glaube aber ohnehin, dass wir ihn gleich morgen finden werden. Ist ja nicht so, dass man ihn leicht übersehen könnte.«
     
    Aber er hatte nicht bedacht, für welch ein Durcheinander Dutzende von Drachen sorgen würden, die sich gleichzeitig in der ganzen Gegend
verstreuten. Sicher war, dass überall Drachen, nicht nur ein einziger, gesichtet worden waren – entsetzliche, marodierende Bestien, und niemand wusste, wohin das noch führen sollte, wenn man den Tieren gestattete, nach eigenem Willen herumzufliegen. Aber was einen ganz bestimmten Drachen anbelangte, schwarz und mit Halskrause, da wusste niemand etwas Genaueres.
    Ein Bauer, dreißig Meilen entfernt, der kampflustig genug gewesen war, um mutig zu sein, hatte sich, als ein Drache ihn heimgesucht hatte, nicht in seinem Keller versteckt, und er schwor, dass ein riesiges Tier vier seiner Kühe verspeist habe, um ihm hinterher mitzuteilen, dass sie wegen des Krieges konfisziert worden wären, und dass die Regierung ihn später dafür entschädigen würde. Der Bauer zeigte ihnen sogar den alten Eichenstamm, in den der Drache sein Zeichen eingeritzt hatte, damit der Viehbesitzer zu seiner Entschädigung käme. Einen Moment lang hegte Laurence Hoffnungen. Aber es handelte sich nicht um ein chinesisches Zeichen, nur um ein X, das ungeschickt in die Rinde gegraben worden war, und vier Kerben darunter.
    »Rot und gelb, wie Feuer«, berichtete der älteste Junge, der sich über ein Fenstersims weiter oben im Haus zu ihnen hinunterbeugte, obwohl die Hand seiner Mutter ihn zurückzuziehen versuchte. Diese Bemerkung machte ihnen das Herz schwer.
     
    Zehn Drachen hatten einen Zwischenstopp an einem See auf dem Gelände eines vornehmen Hauses in Monmouthshire eingelegt, um dort ihren Durst zu stillen. Die verängstigte Haushälterin erzählte ihnen, sie hätten einige der Hirsche gefressen: Zehn säuberliche X-Zeichen waren am Seeufer in den Boden gekratzt. »Ich kann Ihnen auf keinen Fall sagen, ob sie schwarz oder rot oder grüngelb getupft waren. Ich hatte genug damit zu tun weiterzuatmen, während die Hälfte meiner Zimmermädchen vor Angst in Ohnmacht gefallen war«, sagte sie. »Und dann kam eine der Kreaturen an die Tür und fragte uns, ob wir irgendwelche Vorhänge hätten. Rote«, fügte sie
hinzu. »Wir warfen alle Vorhänge aus dem Ballsaal nach draußen, und sie schnappten sie sich und flogen davon.«
    Laurence war verblüfft: Vorhänge? Er hätte es eher verstanden, wenn sie die Herausgabe von Silbertellern verlangt hätten. Aber zumindest waren sie in einer Gruppe unterwegs, und in den ernsthaften Entschuldigungen für die Raubzüge glaubte er, Temeraires Einfluss zu erkennen, wenn schon nicht seine Anwesenheit. Es ähnelte so sehr den Gepflogenheiten, die sie in China gesehen hatten, wo Drachen Waren erstanden und dem Verkäufer mit einem in Holz geritzten Zeichen den Kauf bestätigten.
     
    Am nächsten Tag stießen sie auf einen weiteren Bauern, der eine ganze Reihe von eingekerbten Zeichen vorweisen konnte und keineswegs unzufrieden damit war: Die Drachen hatten am vorangegangenen Tag vier seiner Kühe gefressen, wie er bestätigte, aber an ebendiesem Morgen waren einige Männer mit Vieh im Schlepptau gekommen, die ihm Ersatz geleistet hatten. Er zeigte ihnen vier ansehnliche Mastkühe, die, wenn man es

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