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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Hals und hielt den Kopf kurz vor Lloyds Gesicht. Dann sagte er langsam: »Mein Kapitän ist tot.«
    Damit drang er immerhin zu Lloyd durch: Er wurde bleich und stockte und stand reglos dort. Temeraire beobachtete ihn eingehend. Es war beinahe enttäuschend. Wenn Lloyd doch nur irgendetwas Entsetzliches sagen oder wie immer etwas Dummes, Unpassendes tun würde; wenn nur … Aber Laurence hätte es nicht gefallen – Laurence hätte es nicht gewollt … Temeraire holte tief und zischend Luft, dann zog er seinen Kopf wieder zurück und rollte sich zusammen, und Lloyd erwachte erleichtert aus seiner Erstarrung.
    »Nun, das muss ein Missverständnis sein«, begann er einen Augenblick später, und seine Stimme war eine Spur weniger beherzt. »Ich habe nichts dergleichen gehört, alter Junge, und man hätte mir mit Sicherheit eine Nachricht geschickt …«
    Von Neuem schwoll der Ärger in Temeraire an, dieses Mal jedoch anderer Natur. Das bittere, sonderbare Gefühl war wie betäubt; nun war er nur noch müde und wünschte, Lloyd würde verschwinden.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie mir auch dann sagen würden, er sei am Leben, wenn man ihn in Tyburn gehängt hätte«, sagte er bitter, »solange ich nur fresse und mich paare und Ihnen gehorche. Nun, das alles werde ich nicht mehr länger tun. Ich habe es bis hierher ertragen. Ich hätte alles ertragen, nur damit Laurence am Leben bleibt. Aber jetzt will ich es nicht mehr länger hinnehmen. Ich werde fressen, wenn ich es will, und zwar nur dann, und ich werde mich mit niemandem paaren, den ich mir nicht selber ausgewählt habe.« Er warf einen Blick auf das kleine Drachenweibchen, das Lloyd zu ihm gebracht hatte, und sagte: »Bringen Sie sie bitte weg, und sagen Sie den anderen, ich möchte nicht, dass man irgendjemanden zu mir schafft, wenn ich nicht darum gebeten habe.«
    Nervös senkte das kleine Tier den Kopf und hob den erstaunten und protestierenden Lloyd hoch, um ihn wieder nach unten zu bringen. Temeraire schloss erneut die Augen und rollte sich zusammen;
das unablässige Tropf – tropf – tropf der Eiszapfen war seine einzige Gesellschaft.
    Einige Stunden später landeten Perscitia und Moncey auf dem Felsvorsprung und hielten mit einem aufgesetzten Ausdruck von Unbekümmertheit zwei Kühe in ihren Klauen, die sie hineintrugen und vor ihm auf den Boden legten. »Ich habe keinen Hunger«, fuhr Temeraire die beiden Drachen an.
    »Oh, wir haben Lloyd gegenüber nur so getan, als ob wir sie für dich bräuchten, damit wir zwei Extrakühe bekommen«, verkündete Moncey fröhlich. »Es macht dir doch nichts aus, wenn wir sie hier verputzen, oder?« Und damit grub er seine Zähne in eines der Tiere. Temeraires Schwanz zuckte unwillkürlich, als ihm der heiße, saftige Geruch von Blut in die Nase stieg, und als Perscitia die zweite Kuh in seine Richtung schubste, biss er hinein, ohne es wirklich zu wollen. Und dann war sie auch schon mit wenigen Bissen verschwunden, ebenso wie das, was von der ersten noch übrig gewesen war.
    Temeraire flog hinunter, um sich eine weitere zu holen, und dann noch eine vierte. Solange er fraß, musste er weder denken noch etwas spüren. Ein Grüppchen kleinerer Drachen drängte sich an den Rändern des Futterplatzes und beobachtete ihn ängstlich, und als er nach der nächsten Kuh Ausschau hielt, stiegen einige von ihnen in die Luft, um das Tier in seine Richtung zu treiben. Aber keiner von ihnen sprach mit ihm. Als er satt war, flog er lange am Fluss entlang und landete erst dort, um seinen Durst zu stillen, wo er wieder ganz für sich war. Alle seine Glieder fühlten sich wund an, als ob er einen ausgedehnten, anstrengenden Flug bei schlechtem Wetter unternommen hätte.
     
    Er wusch sich, so gut er es allein konnte, und kehrte zu seiner Höhle zurück, um nachzudenken. Perscitia kam ihn mit einem interessanten mathematischen Problem besuchen, aber er lauschte nur einen Augenblick und sagte dann: »Nein, warte. Hilf mir, Moncey zu finden. Ich will wissen, wie sich der Krieg entwickelt.«
    »Tja, das weiß ich nicht«, entgegnete Moncey erstaunt, als sie ihn aufgespürt hatten. Gemeinsam mit einigen anderen Winchestern und kleineren Wilddrachen lag er faul auf einer Wiese am Hang herum. Sie spielten ein Spiel, bei dem sie Äste auf den Boden warfen und versuchten, so viele wie möglich aufzuheben, ohne dass sich andere dabei bewegten. »Schließlich sind wir nicht davon betroffen, nicht hier. Die französischen Drachen und ihre

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