Drachenwacht: Roman (German Edition)
loderten noch immer, doch sie waren kleiner, da die Männer ringsum Kuhlen gegraben hatten, damit sie sich nicht ausbreiteten. Nachdem hier und dort noch ein wenig umgepflügt worden war, errichtete man einige Zelte, was, aus der Luft betrachtet, überzeugend genug aussah, vor allem durch die ausgestopften Rotröcke, die zwischen den Zelten lagerten. Admiral Rolands Männer hatten Mäntel und Hosen mit Stroh gefüllt und die Puppen zwischen die Feuer gebettet.
»Die gefallen mir«, sagte Perscitia. Sie war einige Schritte zurückgetreten, um die Figuren kritisch zu begutachten. »Man muss schon recht nahe herankommen, um zu bemerken, dass sie nicht echt sind. Ich denke, wenn man sich schnell bewegt, ist der Unterschied unmöglich festzustellen.«
»Ich hoffe jedenfalls, dass wir die Fleur-de-Nuits damit zum Narren halten«, sagte Admiral Roland nickend. »Und nun zu den Herden, und dann wird geschlafen. Laurence, willst du deine Offiziere zurückhaben?«
»Ich möchte nicht, dass sie … abgezogen werden, wenn man sie hat unterbringen können«, sagte Laurence. »Aber ich beuge mich da dem Urteil der Admiralin.« Temeraire senkte den Kopf und wandte Laurence sein Ohr zu. Er war nicht wenig erstaunt über Laurence’ Tonfall, der ihm sehr seltsam vorkam.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte Temeraire besorgt, während er auf seine Abendmahlzeit wartete. Die Hirten am Pferch hatten ihre Köpfe zusammengesteckt und beratschlagten, wie sie mit den zur Verfügung stehenden Rationen verfahren sollten. Hin und wieder warfen sie den sechzig Drachen, die sich geduldig vor dem Gatter versammelt hatten, ängstliche Blicke zu. Seit der Konferenz war Laurence ausgesprochen still gewesen. »Wir sind wieder beisammen, und wir werden schon bald Napoleon besiegen. Ich bin mir sicher, wenn das geschehen ist, müssen auch die Generäle einsehen, dass wir alles richtig gemacht haben.« Dann fügte er hinzu. »Ich verstehe jetzt, warum sie bereit waren, so Übles zu tun: Sie hatten einfach Angst zu verlieren. Und ich kann sie gar nicht dafür verurteilen, dass sie sich Sorgen machen, denn es hat den Anschein, als seien sie nicht besonders helle. Aber immerhin scheinen sie klug genug zu sein, dass sie uns die Dinge regeln lassen, wenn sie sich selbst nicht gut genug auskennen.«
»Um nichts in der Welt will ich deinen Eifer bremsen«, begann Laurence nach einem kurzen Moment. »Ich bin tatsächlich glücklich, dass ich wieder bei dir bin und endlich wieder etwas tun kann. Aber ich rate dir sehr von zu viel Selbstvertrauen ab, was oft zu Enttäuschungen führt.« Mit leiserer Stimme fügte er mehr zu sich selbst hinzu: »Das war vielleicht der Hauptgrund für die Niederlage der Preußen.«
»Nun, die waren sehr langsam«, sagte Temeraire. »Und mir scheint, dass es diesen Burschen hier nicht anders geht. Aber wenigstens ist es diesmal nicht weiter von Bedeutung, da wir hier kämpfen werden. Wir müssen nirgendwo hinmarschieren. Warum dauert das eigentlich so lange?« Er streckte den Kopf über den Zaun. »Wo liegt denn das Problem?«
Es gab nicht genug zu essen, das war das Problem. Es befanden sich weniger als achtzig Kühe im Pferch, und all die angeschirrten Drachen mussten ebenfalls versorgt werden.
»Dann müssen Sie eine Suppe machen und die Knochen braten und zerkleinern, damit es besser schmeckt und wir sie leichter zu uns nehmen können. Und Sie könnten Getreide dazumischen, vielleicht auch noch irgendwelches Gemüse«, erklärte Temeraire den verdatterten Hirten. »Laurence, wo steckt eigentlich dieser Gong Su?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Laurence. »Er war privat angeworben worden und kein offizielles Mitglied der Mannschaft. Meine Angelegenheiten waren leider in ziemlicher Unordnung. Mir blieb bedauerlicherweise keine Möglichkeit, irgendeine Form der Korrespondenz zu pflegen oder meinen Verpflichtungen nachzukommen. Ich denke, er wird sich eine andere Anstellung gesucht haben, und ich hoffe, dass er dabei erfolgreich war.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass man mir auf diese Weise meine ganze Besatzung wegnimmt«, sagte Temeraire, der sich plötzlich ganz niedergeschlagen fühlte. »Ansonsten hätte ich gleich alle mit nach Frankreich genommen. Aber ich schätze, dass man dann auch alle als Verräter beschimpft hätte, und vielleicht hätten sich einige von ihnen auch gar nicht gerne angeschlossen.«
»Nein«, sagte Laurence. »Aber danke, dass du mich daran erinnert hast. Ich muss Vorkehrungen treffen,
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