Drachenwacht: Roman (German Edition)
berichtete Maximus. »Catherine hat doch ein Ei, deshalb kann sie nicht in den Kampf fliegen.«
»Ich glaube, ich habe es dir noch gar nicht gesagt: Es ist ein Junge«, knurrte Berkley an Laurence gewandt. »Also wird er uns nichts nützen. Und zehn Pfund, verflucht noch mal. Hat sie beinahe umgebracht.«
»Das Ei macht ziemlich viel Lärm«, fügte Maximus mürrisch hinzu.
»Ich hoffe, es geht ihnen inzwischen beiden wieder gut?«
»Jedenfalls kann sie schreiben und genau das behaupten, was bedeutet, dass sie nur halb tot ist, schätze ich«, sagte Berkley und stand ächzend auf.
»Hast du deinen Besuch jetzt beendet?«, fragte er Maximus. »Wenn Rolands feiner Plan aufgehen soll, dann kannst du jetzt, wo es dunkel ist, nicht mehr durchs Lager springen. Und du könntest mich diesmal tragen, statt dich ohne ein Wort davonzustehlen.«
»Ich wollte nur mal kurz Temeraire sehen«, sagte Maximus und streckte eine große, gebogene Klaue aus, damit Berkley hineinklettern konnte.
»Das haben wir ja jetzt und können wieder gehen.«
»Wir sehen uns morgen ohnehin in der Schlacht«, sagte Temeraire zufrieden, rollte sich zusammen und schlief beruhigt ein, nur um eine Stunde später unsanft wieder aufzuschrecken. Ihn hatte das seltsam erstickte Geräusch von fallenden Bomben und die knatternde Antwort von Schrapnellkanonen geweckt. Er hob den Kopf und spähte in die Dunkelheit, konnte aber nicht viel erkennen. Hin und wieder lösten sich weiße Pulverblitze vom Boden, wenn die Artillerie schoss, und riesige, gelbe Flammen loderten auf, wenn die Bomben einschlugen und explodierten. In den Momenten, wo nicht
geschossen wurde, konnte er gerade so die schwachen Schatten einer Handvoll kreisender Leichtgewichte ausmachen – zumeist Mischlinge, die über eine bessere Nachtsicht als die meisten anderen verfügten. Minnow und die übrigen Wilddrachen hatten sich in Schichten aufgeteilt, um den Anschein eines Widerstands zu erwecken und so der List noch mehr Nachdruck zu verleihen.
»Du solltest dich wieder schlafen legen«, sagte Laurence, der ebenfalls erwacht war. Temeraire senkte den Kopf und beschnupperte ihn vorsichtig: Wie gut es tat, nicht allein zu sein, sondern Laurence sicher an seiner Seite zu wissen; es wäre allerdings noch besser, wenn sie wieder gemeinsam kämpfen würden.
»Gleich«, antwortete Temeraire und hoffte im Stillen, dass die Fleurs vielleicht jeden Augenblick den Trick durchschauen würden, sodass er sich in die Luft werfen und der Angelegenheit annehmen müsste. Aber die französischen Drachen flogen zu hoch, und die Feuer auf dem Boden und die Explosionen ihrer eigenen Bomben verwirrten ihre empfindlichen Augen zu sehr. Vor allem, wenn ihnen das Blendpulver ins Gesicht gefeuert wurde, worum sich die kämpfende Abteilung nach Kräften bemühte. Arkady und einige der Wilddrachen mit ihren spärlichen Besatzungen taten ihr Bestes.
Temeraire seufzte und senkte wieder den Kopf, doch sein Schwanz zuckte, als erneut eine Bombe zu Boden ging.
Dieses Mal weckte Laurence die Stille. Es war kurz vor Anbruch der Morgendämmerung: Die Bombardierung hatte aufgehört. Er glitt von Temeraires Bein und machte sich auf den Weg, um sich das Gesicht zu waschen. Noch leicht benommen durchschlug er die Eisschicht in der Waschschüssel und säuberte sich, so gut es ging: Seife gab es nicht. Noch immer stieg Rauch von ihrem vorgetäuschten Lager auf, aber der Himmel darüber war leer und hellte sich rasch auf. Inzwischen dürften die Franzosen auf dem Vormarsch sein, mutmaßte er. In nur einer Stunde würden sie sie vielleicht sehen.
In der Ferne schlug eine Glocke Sturm; andere nahmen diesen
Alarmruf auf, und bald schallte der Klang durchs ganze Lager. Temeraire hob den Kopf und stieß voller Aufregung aus: »Es ist Zeit zum Kämpfen.«
Er hob Laurence auf seinen Rücken, wo diesen eine seltsame Vorrichtung erwartete. Er fand nur einige wenige Geschirrriemen vor, die Fellowes und Blythe für ihn angefertigt hatten, damit er, Allen und Roland sich festhaken konnten. Außer ihnen würde niemand mit an Bord kommen. Er hatte kurz darüber nachgedacht, Roland wieder zu ihrem alten Posten zurückzuschicken, den sie aufgeben hatte, wo auch immer das gewesen sein mochte. Er befürchtete, dass es für Jane so aussehen könnte, als wolle er ihr eines auswischen, da sie diese Wahl Emilys möglicherweise nicht guthieß. Aber er wusste nicht, wo sie in der Zwischenzeit gedient hatte, und als er sich danach erkundigte,
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