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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Geschirr fest«, befahl Laurence den wenigen Mitgliedern seiner Besatzung, dann rief er zu Temeraire nach vorne: »Temeraire, wir sind gut gesichert, dreh dich auf den Rücken und versuch, ihn abzuschütteln …«
    Die Welt drehte sich auf übelkeiterregende Weise, und trotz aller Anstrengungen rissen sich Laurence’ Hände vom Geschirr los, sodass er nur noch an den Karabinerhaken baumelte und sich drehte, einmal, zweimal um sich selbst kreiste und dann wieder Fuß fasste.
Alle waren etwas grünlich im Gesicht von der raschen und unmittelbaren Drehung. Zwei Messergriffe ragten aus Temeraires Rücken, und aus den schmalen Wunden sickerte Blut und floss an der Flanke des Drachen hinunter.
    »Jetzt haben sie es begriffen, Sir«, sagte Emily und zeigte mit ihrem Finger auf etwas. Laurence nickte. Die Franzosen hatten bemerkt, dass sie keinen Erfolg verbuchen konnten und ihre Männer verloren. So versuchten sie nicht länger zu entern, sondern beschossen die Tiere stattdessen mit gleichmäßigem Gewehrfeuer. Das war schneller gegangen, als man gehofft hatte. Aber immerhin hatten ihre Anstrengungen einige Früchte getragen, und viele der französischen Mittel- und Leichtgewichte, die es gewagt hatten, sich den mit Puppen ausstaffierten britischen Schwergewichten zu nähern, hatten dafür bitter bezahlt. Blut floss an so mancher Flanke herunter, schwarz und dampfend in der kalten Luft.
    »Geben Sie das Signal, Mr. Allen, dass sie es gemerkt haben«, befahl Laurence und beugte sich vor. »Temeraire, du solltest dich jetzt besser zurückziehen und sie von den Flanken her angreifen – dort rechts haben sie einen Schwachpunkt, kannst du es sehen?«
    »Nein«, erwiderte Temeraire, der keine große Lust hatte, sich vom Pêcheur-Couronné zu lösen, den er gerade in der Mangel hatte und der ihn mit mehr Mut als Verstand direkt angegriffen hatte. Aber die Bewegungen der Männer am Boden erregten nach einem kurzen Blick seine Aufmerksamkeit. »Warte, ja, ich sehe es. Dort, wo ihnen der Graben im Weg ist und wo sie drum herum marschieren müssen …«
    »Ja«, bekräftigte Laurence. Die französischen Linien wirkten merkwürdig zusammengestaucht. Die vorwärtsdrängenden Massen stauten sich und boten so ein ideales Ziel für einen Luftangriff, der ein Loch in Napoleons Flanke reißen sollte, das man nicht mehr so leicht stopfen konnte. »Schnell, bevor sie da durch sind …«
    »Alors, la prochaine fois vous feriez mieux d’y réfléchir à deux fois«, knurrte Temeraire das kleinere Tier an, ehe er es mit einer letzten
Ermahnung noch einmal durchschüttelte und dann fliehen ließ. Er drehte sich zu seinen Kameraden um und stieß ein Brüllen aus, das ganz anders klang als alles, was Laurence bislang von ihm gehört hatte. Es war ein seltsam modulierter Laut, der auf beinahe gespenstisch musikalische Weise anschwoll und verebbte. Rasch zog er so die Aufmerksamkeit der anderen unangeschirrten Tiere auf sich, die sich aus ihren individuellen Scharmützeln mit den französischen Drachen lösten, sodass die offiziellen Reihen des angreifenden Luftkorps ihren Platz einnehmen konnten.
    Als Temeraire abdrehte, wandte sich Laurence in den Geschirrriemen nach hinten, um die Attacke zu verfolgen. Die Reihen der angeschirrten Tiere des Korps näherten sich nicht in ihrer gewöhnlichen Pfeilspitzenformation, sondern bildeten eine einzige, dünne Linie von Leichtgewichten, Kuriertieren und Mittelgewichten. In regelmäßigen Abständen gab es kleinere Zusammenschlüsse: Zwei Mittelgewichte flogen vor einem Schwergewicht, wie Knoten an einem Seil. Maximus war einer von ihnen, rotgolden und brüllend, hinter Messoria und Immortalis.
    Als die beiden feindlichen Formationen einander erreicht hatten, mähten die englischen Mittelgewichte mit ihren Klauen eine Schneise durch die Wolke der französischen Leichtgewichte und öffneten so den Raum für die Schwergewichte, die hinter ihnen hindurchstießen. Auch die leichteren englischen Drachen warfen sich ins Kampfgetümmel, jedoch nur kurz. Sie brachten Hiebe an und flogen dann weiter, sodass die gesamte Linie im Verbund durch die französischen Reihen schnitt und sie in alle Richtungen zerstreute.
    Eine angemessenere Antwort als diese auf die französische Strategie war kaum denkbar, und nun waren die Schwergewichte durch und starteten mit ihren gewaltigen Munitionsvorräten ihren Sturzflug. Bomben und Splitter prasselten wie schwarzer Eisenregen auf die französische Infanterie und ihre

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