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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Geschützstellungen nieder. Laurence konnte Excidium erkennen, dessen riesige, lila-orangefarbenen Flügel weit gespreizt waren, als der Langflügler mit seiner Schutzwache
von zwei Schwergewichten hinabschnellte. Flankiert wurde er von einem anderen, der Mortiferus sein musste, dessen Haut bis zu den Flügelspitzen einen eher gelben Ton hatte. Die Säure, die sie spuckten, funkelte in der Sonne und glitt in einer grauen Rauchwolke zu Boden, wo sie für Entsetzen sorgte.
    Die Löcher in den französischen Reihen blieben nicht lange; die Drachen sammelten sich erneut und schickten all ihre Schwergewichte gemeinsam gegen die Langflügler ins Feld: drei Petit Chevaliers, einige Defendeur-Braves und einen marmorierten orangegelben Chanson-de-Guerre. Gemeinsam brachten sie einige hundert Tonnen und mehr zusammen, und sie griffen mit einer Wildheit an, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte. Excidium und Mortiferus wurden gezwungen aufzusteigen, um so Sicherheit in den englischen Reihen zu suchen, während die anderen englischen Schwergewichte sich umdrehten, um ihre Flucht zu vertuschen, während die rasch ausschwärmende Wolke der französischen Tiere sie vom Feld wegtrieb.
    Von dieser letzten Entwicklung bekam Laurence nur wenig mit: Temeraire hatte die übrigen unangeschirrten Drachen über der Infanterie abtauchen lassen – sie flogen nun schockierend tief, sodass sie eine gnadenlose Zerstörung unter den merkwürdig aufgestellten Männern anrichteten, die nicht so leicht ihre Waffen schussbereit ausrichten konnten, da der unebene Boden die Marschkolonne erheblich zusammengedrängt hatte. Der große Bunte Greifer, Ballista, landete sogar für einen kurzen Moment auf dem Boden und peitschte mit dem mächtigen, stachelbewehrten Schwanz in furchtbaren Schwüngen durch die Reihen.
    Temeraire selbst war so unmittelbar über dem Boden, dass Laurence in der Lage war, seine Pistolen zu ziehen und vom Drachenrücken hinunter vier Männer zu erschießen. Demane und Emily trafen je zwei weitere, Allen einen. Es war zunächst schwieriger, das Ziel zu verfehlen, als jemanden zu treffen, so dicht gedrängt standen die Franzosen. Und dann erhoben Laurence und seine kleine Mannschaft
sich in den Gurten und zogen ihre Degen, als einige Soldaten mutig an Bord sprangen.
    »He, seht mal dort, ein Adler, ein Adler!«, gellte Moncey in heller Aufregung und schoss los, aber ein junger Leutnant brüllte zurück: »À moi! Vive l’Empereur.« Er packte die Standarte und sprang mit ihr ebenfalls in den Graben, rasch gefolgt vom Rest der Kompanie. Alle Männer knieten, vollkommen durchnässt, und zusammen wurden sie eine einzige glänzende Masse aus Bajonetten und Gewehrfeuer, das den Drachen von unten her zu schaffen machte.
    »Nun, das ist Pech!«, sagte Temeraire, als sie gezwungen waren, an Höhe zuzulegen, um kurz zu Atem zu kommen. Laurence jedoch konnte nicht zustimmen: Sie hatten den Vorstoß der rechten französischen Flanke zu leicht aufgehalten, als dass man es als ausgesprochenes Glück bezeichnen konnte. Einige der Drachen hatten Feuerstöße abbekommen, und eine Handvoll von ihnen war bereits auf dem Weg zurück ins Lager, da Geschosse sie in Flügel oder Köpfe getroffen hatten. Ein kleinerer Gelber Schnitter wurde von seinen Kameraden gestützt, denn er hatte eine schreckliche Schnittwunde von einem Bajonett davongetragen, die so weit aufklaffte, dass man das weiße Glänzen seiner Rippen erkennen konnte. Aber abzüglich der Verletzten und derer, die in der Nacht wach gewesen waren, um zu kämpfen, waren sie noch immer mehr als vierzig Drachen, und die Letzteren würden schon bald wieder aufs Feld zurückkehren.
    Die Eröffnungszüge waren getätigt, aber kein entscheidender Schlag war bislang ausgeführt worden. Der Luftkampf war in einen gleichmäßigeren, aufzehrenden Zermürbungskrieg übergegangen. »Du musst einige deiner Leute wegschicken, damit sie sich ausruhen«, sagte Laurence zu Temeraire, nachdem sie beinahe eine ganze Stunde lang in der Luft gewesen waren und sich fast unablässig ermüdende Kämpfe geliefert hatten. Die Franzosen hatten keinerlei den Engländern zupasskommende Fehler mehr gemacht, sodass alles auf ein blitzartiges Durchstoßen hinauslief, sobald sich eine Öffnung zeigte, um an den Schrapnellkanonen und Gewehren vorbeizugelangen
und ein wenig Schaden anzurichten. »Ihr könnt euch nicht aufreiben lassen. Die französischen Drachen werden sofort die Chance ergreifen, wenn sie

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