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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Bodentruppen der angeschirrten Drachen schlugen ein Lager auf, ein einfaches zwar, aber nicht ohne jede Behaglichkeit. Feuer zumindest war leicht zu bekommen, wo doch
Granby nur Iskierka darum bitten musste. Die anderen Kapitäne standen im Kreis darum, wärmten sich die Hände, unterhielten sich mit leisen Stimmen und überlegten, welche Route sie am nächsten Morgen einschlagen sollten.
    Noch immer landeten Drachen, die den abziehenden Truppen den Rücken freigehalten hatten. Andere hatten sich bereits ihr Abendessen geholt, und die Wildkadaver lagen ausgestreckt auf dem Boden. Iskierka hatte sich der Jagd angenommen, sehr zur Zufriedenheit aller, außer der kleineren im Wald lebenden Tiere, die mit dem panikerfüllten Rotwild zusammen auf die offenen Flächen gerannt waren, als Iskierka eine Flamme auf das Unterholz züngeln ließ: Mäuse, Hasen und Spatzen sowie einige Wilddiebe aus dem Dorf, die sich mitsamt ihren Fallen eilends aus dem Staub machten.
    »Wir werden uns auf den Weg nach Schottland machen, zum Loch Laggan«, sagte Jane, »und dort abwarten, bis sich die Armee wieder neu formiert hat. Sie werden ganz schön langsam vorankommen, aber Wellington wird zwanzigtausend Mann bei Weedon Bec sammeln und weitere zwanzigtausend und Kanonen in Manchester.«
    »Aber können wir denn auf dem Weg unsere Tiere versorgen, und wie sieht es damit aus, während wir warten?«, fragte eine andere Frauenstimme von hoch oben, als ein weiterer Langflügler landete. »Mort, sei so gut und setz mich ab.«
    Laurence hatte Kapitän St. Germain nie zuvor getroffen. Sie war schon vor langer Zeit nach Gibraltar geschickt worden. Mortiferus ließ sie neben dem Feuer absteigen. Eine sehr große, beleibte Frau mit vornehmen Zügen, einem blonden Lockenschopf und blauen Augen mit hellen Wimpern stieg ab; sie sah aus, als wäre sie einem Rubens-Bild entsprungen. Man hätte zwei Janes aus ihr machen können, die ihrerseits nicht unbedingt schlank war, und vermutlich brachte St. Germain mehr Gewicht auf die Waage als Berkley.
    »Wahrscheinlich wird die Landbevölkerung einige Winter lang ganz schön wenig Wildbret übrig haben, aber wir werden es schon irgendwie schaffen«, sagte Jane. Sie sah sich um, als ein leiser Schrei
hinter ihnen ertönte. Die Dienstboten waren mit Laternen und Körben voller Nahrungsmittel den Weg herunter zu ihnen gekommen, und eine der Mägde war beim Anblick der Drachen stocksteif stehen geblieben und dann in Ohnmacht gefallen. »Na, das nenne ich aber anständig, Laurence. Ich hoffe, du richtest deiner Familie unseren Dank aus«, sagte Jane und winkte die Männer näher, um ihnen das Essen aus den Händen zu nehmen.
    Laurence hatte eher das Gefühl, sich wegen des Mangels an Gastfreundschaft schämen zu müssen. Schließlich ließ man sie hier draußen in der Kälte stehen, während neben ihnen dieses riesige Haus auf dem Hügel stand; und hinter so vielen Fenstern befand sich niemand, und sie waren dunkel. Aber offenkundig war er der Einzige, der derartige Gefühle hegte; die anderen Flieger machten ein paar Schritte den Hügel hoch, und auf ihren Gesichtern zeigte sich freudige Überraschung darüber, dass man ihnen prall gefüllte Körbe sandte, in denen sich kaltes Fleisch und Brot, frisch gekochte Eier und viele Krüge heißen Tees befanden. Einer der Dienstboten kam den Hügel herunter und trug eine riesige, dampfende Platte, die durchdringend nach orientalischen Gewürzen roch, und noch bevor er in den Schein des Feuers trat und Laurence sein Gesicht sehen konnte, hatte Temeraire bereits den Kopf gehoben und freudestrahlend verkündet: »Gong Su, hier sind Sie also.«
    Der Koch trat vor und verbeugte sich viele Male vor Temeraire, dann mit einiger Verspätung auch vor Laurence, und er strahlte, als er die Platte absetzte und sich die Flieger darüber hermachten. »Ich bin froh zu sehen, dass es Ihnen gut geht. Aber wie sind Sie denn hier gelandet?«, fragte Laurence.
    »Ich verdanke es der Großzügigkeit von Lady Allendale«, erklärte Gong Su und drehte sich zu Temeraire, dem er auf Chinesisch berichtete, dass Lady Allendale an das Korps geschrieben und sich die Namen von allen hatte geben lassen, die Laurence treue Dienste geleistet hatten, um sich darum zu kümmern, dass sie auf die eine oder andere Weise versorgt wurden. Sie hatte Gong Su diese Stellung
vermittelt. »Und er sagt, dass er sich uns wieder anschließen will«, fügte Temeraire zufrieden hinzu, als er seine Übersetzung beendet

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