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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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hatte. »So haben wir endlich wieder vernünftig gekochte Speisen, und wenn wir jetzt das Wild nicht aufessen, dann kann er es für uns kleinhacken und mit Getreide versetzen.«
    Bei dieser Ankündigung hoben einige der Drachen wenig begeistert den Kopf, zogen dann ihre Rationen enger heran und verschlangen sie, so schnell es ging.
     
    Auf dem Weg herrschte immer noch helle Aufregung. Die junge Magd hatte inzwischen Gefallen an ihrem hysterischen Anfall gefunden und weigerte sich, die Hilfe anderer Dienstboten anzunehmen, obwohl diese dankbar für jede Entschuldigung gewesen wären, sich ebenfalls zurückziehen zu können.
    »Das reicht jetzt, Martha. Peyle, bringen Sie sie ins Haus und geben Sie ihr Hirschhornsalz.« Damit machte Lady Allendale dem Geschrei ein Ende. Mit festem Schritt setzte sie ihren Weg fort, gut eingehüllt in Pelze und gefolgt von einem unglücklichen Dienstboten mit einer Laterne, der immer langsamer wurde, je näher sie der Lichtung kamen.
    Lady Allendale blieb am Rand der freien Fläche stehen; sie hatte Temeraire zum letzten Mal gesehen, als vielleicht zehn Wochen seit seinem Schlüpfen vergangen waren und er weder voll ausgewachsen noch seine Halskrause gesprossen war. Es war doch eine ganz andere Erfahrung, ob man am helllichten Tag einem halbwüchsigen Tier gegenüberstand oder wie jetzt einem Dutzend von ihnen, die meisten davon Schwergewichte und furchterregende, orangeäugige Langflügler. Allesamt hatten sie blutbesudelte Lefzen, und der tanzende Schein des Feuers auf ihrer Schuppenhaut ließ sie noch größer erscheinen.
    Laurence war bereits aufgesprungen; auch die anderen Offiziere erhoben sich rasch, als Lady Allendale zögernd zu ihrem Kreis herantrat. »Ich bin sehr glücklich, Sie wiederzusehen, Mylady«, sagte Temeraire und fügte im Flüsterton an Laurence gewandt hinzu: »Das
ist richtig so, oder? Und danke, dass Sie so gut für mich auf Gong Su aufgepasst haben.«
    »Völlig richtig«, sagte Lady Allendale. Ein gequältes, unfrohes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie Laurence die Hände entgegenstreckte. Er beugte sich schweigend darüber und küsste sie dann auf die dargebotene Wange. Diese war bleicher, als er sie kannte, die Haut ein wenig trocken, spröde wie Papier und viel faltiger als zuvor. Ihr Haar war beinahe silbern. Das Lächeln hielt nicht lange, sondern verflog schnell, und sie griff nach Laurence’ Arm, der ihr die Stütze war, welche sie wirklich brauchte, um sich im Lager umzusehen. »Ich hoffe, Sie sind alle angenehm untergebracht; wir würden Ihnen auch mit Freuden Betten im Haus herrichten, Gentlemen, ich bin mir sicher, es lässt sich dafür Platz finden …«
    Niemand antwortete ihr sofort, und schließlich war es Jane, die sagen musste: »Wir kommen hier wunderbar zurecht, Ma’am, aber vielen Dank für diese Gastfreundlichkeit. Wir schlafen bei unseren Drachen, wenn wir auf dem Vormarsch sind. Frette, bitte holen Sie einen Stuhl«, fügte sie hinzu, und Lady Allendale sah erst sie, dann Laurence mit einem verblüfften Ausdruck an.
    Dem blieb natürlich nichts anderes übrig, als zu sagen: »Mutter, darf ich Admiral Roland mit Excidium vorstellen. Admiral Roland: Lady Allendale.«
    Jane verbeugte sich und streckte Laurence’ Mutter ihre Hand entgegen; Lady Allendale hatte sich so weit wieder gefangen, dass sie ihr freundlich die Hand schüttelte und auch den Faltstuhl entgegennahm, den Frette aus Janes Zelt besorgt hatte und nun neben das Feuer stellte, ebenso wie einen weiteren für Jane selbst. Kapitän St. Germain lief im Lager auf und ab, um sich die Beine zu vertreten, und hatte die Besucherin noch nicht erspäht. »Danke, Frette, ich stehe lieber: Wir werden morgen den ganzen Tag lang sitzen«, sagte sie, als er ihr auch einen Stuhl anbot. Dann fiel ihr Blick auf Lady Allendale. Unbehagliche Stille breitete sich aus. Fasziniert musterte Lady Allendale Jane und St. Germain, dann ließ sie den Blick durchs
Lager streifen und musterte mit mehr Aufmerksamkeit als zuvor die anderen Flieger. Sie war kein Dummkopf; Laurence sah, wie sie rasch die wenigen anderen weiblichen Offiziere entdeckte: Eine diente in Janes Mannschaft, eine war Leutnant bei Berkley, und ein paar weibliche Fähnriche und Oberfähnriche waren überall verstreut.
    Niemand gab irgendeine Erklärung ab, und natürlich fragte Lady Allendale nichts, sondern sagte lediglich sehr höflich an Jane gewandt: »Dann sind Sie also auf dem Weg nach Schottland?«
    »Jawohl,

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