Drachenwacht: Roman (German Edition)
stänkern, und bekräftigten, dass sie mit ihrem Teil zufrieden wären. Aber Laurence selbst verabscheute sich dafür, dass er sich zu solchen Hinterzimmer-Verhandlungen herabgelassen hatte, und das in einem solchen Moment. Er hatte aus persönlichem Interesse heraus taktiert, während Bonaparte in London einmarschierte und ihnen selbst die Franzosen auf den Fersen waren. Dies kam ihm weitaus mehr wie Verrat vor als die Handlungen, die zu seiner Verurteilung geführt hatten. »Wir müssen uns um euer Abendbrot kümmern«, sagte er aus dem drängenden Wunsch heraus, dem verzückten Geschrei der Drachen ein Ende zu setzen. »Die Armee wird sich bei Morgengrauen in Bewegung setzen, und wir müssen bereit sein.«
Am Morgen, als die Drachen gefrühstückt hatten und in die Luft aufgestiegen waren, befanden sich die ersten Regimenter bereits auf der Straße. Sie schleppten sich träge dahin, wie Requiescat kurz vor der Mittagszeit bemerkte: »Also, das nenne ich einen Spaziergang und keinen Eilmarsch.« Temeraire seufzte nur.
»Wir müssen ihnen anbieten, sie zu tragen, wenigstens ein kleines Stück, so viele von ihnen, wie an Bord klettern können«, schlug er Laurence vor. »Ich bin mir sicher, dann würden wir schneller vorwärtskommen.«
»Nicht ohne Befehle«, sagte Laurence. Er konnte sich Wellesleys
Reaktion gut vorstellen, auch die von Dalrymple, wenn die Drachen auf die Soldatenreihen zugeflogen kämen und vermutlich eine Panik unter den Männern auslösen und die Pferde zum Durchgehen bringen würden, nachdem sie so viel Mühe gehabt hatten, die Reihen wieder neu zu formieren.
»Es ist so langweilig. Wir könnten zum heutigen Nachtlager und wieder zurückfliegen, und das dreimal, ehe sie dort eintreffen.« Temeraire stöhnte. »Und einige von uns sogar noch öfter. Wie wäre es, wenn Requiescat und ein paar der anderen mit ihnen Schritt halten, während wir vorausfliegen. Oder«, fügte er hinzu, und seine Halskrause stellte sich vor Begeisterung auf, »wir könnten auch zurückfliegen und sehen, ob wir es Napoleon nicht ein wenig heimzahlen können, nach alldem, was er getan hat.« Er warf einen Blick zurück über die Schulter, um zu prüfen, wie dieser Vorschlag aufgenommen wurde.
»Es steht dir nicht einmal mehr zu, solche Vorschläge zu machen«, sagte Laurence. »Du hast ein Patent akzeptiert, nun wird von dir erwartet, die Disziplin aufrechtzuerhalten, nicht, sie zu unterlaufen …« Als er diese Worte aus seinem eigenen Mund hörte, brach Laurence abrupt ab; er wusste nicht, wie er mit Temeraire noch über Pflichterfüllung sprechen sollte, ohne als Heuchler dazustehen.
»Habe ich mir schon gedacht«, antwortete Temeraire bedauernd. »Es ist nicht immer angenehm, ein Offizier zu sein. Und ich bin mir sicher, dass Iskierka sich die ganze Nacht über beklagen und noch viel gemeinere Dinge darüber sagen wird, wie langsam wir vorankommen und dass wir davonlaufen und keine Schätze an uns bringen.« Er schnaubte, drehte sich um und fragte dann zweifelnd: »Wo ist denn Iskierka eigentlich?«
Den ganzen Morgen über war sie missmutig hinter ihnen hergeflogen und hatte sich zwischendurch einen Spaß daraus gemacht, davonzuschießen und durch die schweren, niedrig hängenden Wolken über ihnen zu sausen, wo ihre Flammen in der grauen und weißen Masse wie goldene, blutrote und lilafarbene Blitze leuchteten und
einem Sonnenaufgang mitten am Vormittag ähnelten. Aber Laurence konnte sich nicht daran erinnern, sie in den letzten zwei Stunden gesehen zu haben. Auch Arkady war verschwunden und mit ihm eine Handvoll der anderen Wilddrachen, und als man Wringe befragte, drehte sie schuldbewusst den Kopf zur Seite, während sie vorgab, überrascht und durcheinander zu sein.
Dies entging Temeraire natürlich nicht. »Aber wie bringe ich Wringe dazu, mir zu sagen, wohin sie sich aufgemacht haben?«, fragte er Laurence. Dann schlug er Wringes Klauen weg, die sie nach einem blökenden Schaf ausgestreckt hatte. Er hatte alle zur Landung auf einer breiten Wiese bewegt, um die übrigen Wilddrachen besser befragen zu können. Die anderen Drachen waren damit beschäftigt, das unglückselige Vieh auf sie zuzutreiben, sodass sie sich daran gütlich tun konnten, während sie versuchten herauszubekommen, wohin Iskierka und ihre Begleiter verschwunden waren. »Nein, du darfst nichts fressen, bis du mir alles erzählt hast: Das bringt uns nämlich alle in große Schwierigkeiten.«
»Das ist aber hart«, sagte Requiescat
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