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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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Schlieren des fallenden Regens über dem Meer ausmachen.
    Der Geruch des Meeres ... seit zwei Jahren war Seld nicht mehr an der Küste gewesen, und nun sog er die Luft tief ein und schmeckte das Salz auf seiner Zunge.
    Der Heke wand sich in einem lang gezogenen Bogen zur Stadt hin. Durch ein Gitter, das von Seilzügen angehoben wurde, wenn Handelsschiffe in die Stadt einfahren wollten, floss er in die Stadt, wo er schließlich ins Meer mündete.
    Vor den Toren der Stadt waren beiderseits des Flusses Felder angelegt, von denen die meisten inzwischen abgeerntet waren. Diese Felder waren nun ein einziger gewaltiger Lagerplatz für Flüchtlinge aus ganz Derod. Die Stadt erschien wie umzingelt, derart viele Menschen und Wagen hatten sich vor der Stadtmauer versammelt. Der Anblick erinnerte Seld an das Chaos, das in den Drei Dörfern geherrscht hatte. Ein sirrendes Klanggewirr, das von den Menschen, Tieren und Karren vor den Toren der Stadt erzeugt wurde, wehte zu Seld herauf.
    Zwei mit Eisen beschlagene Tore waren in die Mauer eingelassen, eines nördlich des Heke, das andere südlich davon. Mit der Abenddämmerung wurden sie verschlossen und erst wieder hochgezogen, wenn die Sonne zur Gänze über dem Horizont erschienen war. Doch an diesem Tag waren beide Tore verschlossen – offenbar wurden keine Flüchtlinge mehr in Klüch eingelassen.
    Seld fragte sich, warum die Kolonne noch immer auf dem Hügel anhielt. Er stieg von Arks Wagen, ging nach vorne und fand Quint Tamat auf dem Kutschbock des führenden Wagens. Mit halb geöffnetem Mund schaute er zur Stadt, immer wieder blinzelnd.
    »Warum ziehen wir nicht weiter zur Stadt?«
    Quint bedachte Seld mit einem kurzen Seitenblick. »Man wird uns nicht einlassen ... ich weiß nicht ... vielleicht sollten wir ...«
    »Es wäre am besten, wenn wir uns vor den Toren der Stadt einen Lagerplatz suchen.«
    Quint schien diesen Vorschlag abzuwägen. »Ja, das sollten wir tun«, sagte er schließlich und trieb sein Lif an. Seld setzte sich wieder auf Arks Wagen.
    Während sich die Hequiser der Stadt näherten, setzte Regen ein. Es war nicht der kalte und stechende Regen, den sie aus ihrer Heimat kannten, sondern ein kühlender, angenehmer Schauer, den sie dankbar auf sich niedergehen ließen.
    Es war, als bereite Talut einen Krieg gegen die Drachen vor.
    Die stolze Stadt Klüch war zur letzten Zuflucht der angsterfüllten Menschen aus dem ganzen Land geworden. Hierher waren die meisten von ihnen geflohen, als die Kunde vom Drachenmarsch ihre Ohren erreicht hatte, doch die Stadt ließ niemanden mehr ein. Beide Tore waren geschlossen und wurden von jeweils einer Hundertschaft bewacht.
    Mesala wendete ihren Blick ab, als sie an einem kleineren Marktplatz vorüberging, doch die Menschenmenge, die sie umgab, schrie ihre Blut lust heraus. Der Ausrufer verkündete gerade, dass es drei Unruhestifter waren, die gehenkt werden sollten.
    Die Menschen drängten sich trotz des einsetzenden Regens um die Holzbühne, die in der Mitte des kleinen Marktplatzes in der Oststadt aufgebaut worden war. Das Urteil wurde vollstreckt, die Klappen unter den Füßen der Unruhestifter wurden geöffnet, und ruckartig brach ihr Genick. Die Menge johlte.
    Mesala schob einige der Umstehenden beiseite, damit sie diesen Ort hinter sich lassen konnte. Die Auspeitschungen und Hinrichtungen schienen in der Stadt inzwischen täglich stattzufinden. Es waren meistens Flüchtlinge, die bestraft wurden, und zumeist waren es einfache Diebstähle, die sie begangen hatten, doch die Wachen des Herrschers kannten keine Gnade. Das Strafmaß war jedes Mal hart, und das Urteil wurde sofort und öffentlich vollstreckt. Wenn Talut glaubte, auf diese Weise in Klüch Ruhe einkehren zu lassen, so täuschte er sich, denn in der Stadt schwelte Aufruhr. Und überall erzählte man sich, dass es wohl nur noch wenige Tage waren, bis die Drachen Derods Hauptstadt erreichten.
    Seit zwei Tagen hatte der Herrscher nicht mehr nach Mesala geschickt; seine Amtsgeschäfte mussten ihn von allen Vergnügungen abhalten. So wusste Mesala nicht, was er nun plante. Jedes Mal, nachdem er von ihr abgelassen hatte, war er redselig geworden und hatte ihr von seinen Eroberungsplänen erzählt. Nun verschanzte er sich in seinem Schloss, in das Boten ein- und ausgingen, um neue Nachrichten für die Heeresteile in ganz Derod zu empfangen.
    Die Hequiser suchten sich eine Lagerstätte zwischen dem Südtor und der Küste. Nicht nur, dass viele zum ersten Mal die Stadt

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