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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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durch den Wald zur wartenden Kolonne zurück.
    Alle Ratsmitglieder waren erstarrt, nur in Quint schien nun Leben zurückzukehren. Mit funkelnden Augen blickte er in die Runde. »Nun – wenn niemand mehr etwas vorzubringen hat, möchte ich diese Ratssitzung beschließen.«
    Als die Kolonne ihren Weg wieder aufgenommen hatte, saßen Seld und Ark unter der Plane des rumpelnden Wagens.
    »Bist du von Sinnen?«, fragte Ark. »Wie kannst du ihm kampflos dieses Amt überlassen?«
    »Es steht ihm rechtmäßig zu«, antwortete Seld. »Vielleicht würden mich die meisten unserer Leute sofort wieder als Vorsteher akzeptieren, doch ich bin es nicht mehr. Wenn wir einen Ratsbeschluss umstürzen, werden die Hequiser das Vertrauen in den Rat verlieren, und das darf nicht geschehen!«
    »Wenn sie von diesem Beschluss ins Verderben geführt werden, ist der Rat daran schuld. Und du!«
    Seld nickte. »Das ist mir bewusst. Doch nach allem, was mit mir geschehen ist, wäre ich auch ein schlechter Vorsteher unserer Leute. Ich muss nun herausfinden, was die Drachen von mir wollen und was es mit der Prophezeiung des Bematu auf sich hat.« Er stockte, blickte nach hinten aus dem Wagen hinaus. »Ich höre wieder die Stimmen der Drachen, Ark. Nun folgen sie uns. Sie kommen nach Klüch.«
    Während der folgenden vier Tage und Nächte kam die Kolonne gut voran. Die alte Handelsstraße streifte wieder die Ufer des Heke, und das Land wurde immer flacher, so dass kaum Ruhepausen eingelegt werden mussten.
    Seld hielt sich für den größten Teil der Zeit auf Arks Wagen auf, starrte schweigend auf die Wälder und abgeernteten Felder und auf das scheinbar stillstehende Wasser des Heke, der nun immer breiter wurde.
    Dann kamen die Hequiser durch das Tal der Drachenseelen. Den Legenden nach blieb ein Teil der Lebenskraft eines Drachen noch viele hundert Jahreszeiten an den Ort seines Todes gefesselt, bis die Seele des Drachen seine letzte Ruhe gefunden hatte.
    Viele Drachen hatten in diesem Tal ihr Leben gelassen. Als die Kolonne in dieser Nacht das Tal der Drachenseelen durchquerte, glomm das gesamte Tal. Es wirkte, als wäre eine Glocke aus Licht über das Tal gestülpt worden, die mit ihrem Schimmer die Dunkelheit der Nacht vertrieb. In ehrfürchtigem Staunen bewegten sich die Hequiser durch das Leuchten, das eine fast greifbare Substanz zu haben schien und jeden Schatten auslöschte.
    Ein tiefer Friede ging von diesem Licht aus, und Seld fühlte, wie eine eigentümliche Ruhe in ihn einkehrte. Alle Hequiser schienen so zu empfinden. Sie beugten sich aus den Wagen, und alle hatten ein leises Lächeln auf ihrem Gesicht. Doch an einigen Stellen wurde das weiße Glühen von einer wabernden Dunkelheit verdrängt, und ein Gefühl der Kälte kroch über Selds Haut, wenn er in diese dunklen Orte eindrang. Hier waren keine Drachen gestorben, sondern Dämonen, doch ihre Dunkelheit wurde von dem Leuchten ringsum geradezu verschluckt.
    Die Hequiser folgten dem Flusslauf und verließen bald darauf das Tal. Kaum hatten sie es hinter sich gelassen, war das Glühen nicht mehr wahrnehmbar. Tiefe Nacht umgab wieder die Hequiser, und nun fühlten sie den frischen Wind mit dem Hauch des Meeresgeruchs vom Süden zu ihnen heraufwehen.
    Es war, als hätten die toten Drachen die Seelen der Menschen gestreift.

Kapitel 11 In der Stadt
    Die Hequiser folgten weiter der alten Handelsroute, und nach dem Tal der Drachenseelen trennte sie nur noch ein Hügel von Klüch und der Meeresküste. Als die Kolonne die Kuppe erreichte, bot sich den Hequisern ein erster Blick auf Derods größte Stadt.
    Viele von ihnen sahen Klüch zum ersten Mal, denn sie waren noch nie weiter nach Süden als zu den die Drei Dörfern gereist. Was nun vor ihnen lag, raubte ihnen den Atem.
    Die Stadtmauer war so hoch wie fünf Mann, die dunkelbraunen Steine waren fugenlos gesetzt worden und endeten oben in Zinnen. Selbst auf die Entfernung konnte Seld einige Soldaten erkennen, die auf der Mauer patrouillierten. Er wusste, dass sich in den Wachtürmen inzwischen gewaltige Kanonen befanden, die allerdings noch nie hatten eingesetzt werden müssen, denn es war viele Jahre her, dass Klüch zum letzten Mal angegriffen worden war.
    Hinter der Mauer erhoben sich die Giebel und Zinnen der Stadthäuser. Hellrote Ziegel bedeckten die Dächer, und Fahnen flatterten auf den Spitzen im starken Wind, der vom Meer herüberblies. Eine Wolken front zog von der See heran, und am Horizont konnte Seld schon die grauen

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