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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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Seine Soldaten erstickten die Aufstände in den Provinzen, indem sie mit eiserner Hand die Steuern eintrieben, und war jemand widerspenstig oder konnte seinem Herrscher nicht genügend abgeben, waren die Soldaten schnell mit dem Schwert zur Hand. Und das Volk ließ diese eiserne Herrschaft über sich ergehen. Nur die Grenzkriege im Norden bekam Talut Bas nicht unter Kontrolle.
    Was Jor Herut still und geduldig geeint hatte, wurde nur noch mit Gewalt und Blutvergießen zusammengehalten.
    Seld und Ark näherten sich dem Palast, und es schienen immer mehr Soldaten zu werden, die mit misstrauischem Gesicht in den Gassen unterwegs waren.
    Nur noch wenige Ecken von den Toren des Palastes entfernt, bemerkten Seld und Ark in einer Seitenstraße zwei Männer, die sich lautstark stritten. Die Worte flogen hin und her, und plötzlich zückte einer von beiden einen Dolch, rammte ihn in die Brust des anderen und rannte davon. Seld und Ark eilten zu dem Verletzten und gingen neben ihm in die Knie, doch der Mann war schon tot. Während alledem waren Soldaten in der Nähe gewesen, doch sie hatten nicht einmal einen Blick dafür übrig gehabt.
    Seld zog Ark am Ärmel in die Höhe und raunte ihm zu: »Wir müssen verschwinden!«
    Zuerst wollte Ark protestieren, dann sah er den Blick der Soldaten auf sich und ging mit Seld weiter.
    Die Palastwachen hatten Befehl, niemanden einzulassen. Erst nach langem Zureden und Selds Beteuerung, dass sie wirklich aus Hequis kamen, zeigte sich Regung in den starren Mienen der Wachleute. Einer von ihnen verschwand im Palast und kehrte nach langer Zeit zurück, um zu verkünden: »Talut Bas gewährt euch eine kurze Audienz.« Die beiden Wachmänner suchten die Hequiser nach Waffen ab, dann ließen sie beide eintreten.
    Seld und Ark wurden von einem Bediensteten durch das mit prunkvollen Schnitzereien verzierte Tor in den Garten des Palastes geführt. Die Blumen, die sorgfältig arrangiert waren, standen noch in Blüte und betäubten Seld schier mit ihrem Geruch.
    Durch einen langen Wandelgang kamen sie zur Kuppelhalle. Auf den Schildern, den Schwertknäufen und Wandteppichen waren noch die Umrisse des Wappens der Herut-Dynastie zu erahnen – nun befand sich dort das Bildnis eines dunklen Drachen. Talut Bas hatte fast alle Spuren seines Vorgängers aus dem Palast tilgen lassen. Über Selds Kopf erhob sich die Kuppel, und jedes Geräusch schien sich in ihr zu verlieren. In diesem Raum wurden Empfänge und Feierlichkeiten gehalten, hier waren Herrscher gekrönt und ermordet worden. Seld war nicht zum ersten Mal hier, doch jedes Mal nahm der Gedanke an die Geschichte dieses Raums ihm die Luft zum Atmen. Über breite Treppen stiegen sie in die Höhe und kamen schließlich zum Thronsaal, der sich im obersten Stockwerk des Palastes befand.
    Die Wachen gaben den Weg frei, als der Bedienstete sich näherte, und Seld und Ark durften zur schweren Holztür treten, die in den Thronsaal führte. Seld legte seine Hände auf die polierten Messingknäufe, drehte sie und stieß die Tür auf. Langsam traten Seld und Ark ein, ließen ihre Blicke über die Säulen streifen und über den roten, bestickten Teppich, der zum anderen Ende des Saals führte und vor dem goldbesetzten Thron endete. Hinter ihnen verschloss der Bedienstete die Tür wieder.
    Eindrucksvolle Fresken an der Decke gaben einige Legenden von Derod wieder. Eine von ihnen erregte Selds Aufmerksamkeit, denn sie zeigte einen goldenen Drachen, der über einem Menschen stand. Der Mann trug eine Rüstung, lag auf dem Rücken und hob dem Drachen abwehrend eine Hand entgegen. Seld war erstaunt über dieses Bildnis – es wirkte, als sei es erst vor kurzem entstanden, und Seld wusste nicht, welche Legende es darstellen sollte.
    An beiden Seiten des Thronsaals befanden sich große Fenster in den Steinwänden. Links konnte Seld das offene Meer sehen, und rechts konnte er die Spitzen der höchsten Gebäude von Klüch erkennen.
    Das Geräusch von Stiefeln, die auf Stein stampften, ließ Seld und Ark zur entfernten Seite des Raums blicken. In der Nähe des Throns erschien Talut Bas zwischen den Säulen. Er trat auf den Teppich, beide Arme hinter dem Rücken verschränkt. Nur aus dem Augenwinkel schaute er zu den Neuankömmlingen. Er blinzelte. Dann stieg er die drei marmornen Stufen hinauf zum Thron und sank in einer fließenden Bewegung nieder, wobei er mit den Händen das rote Gewand über die Armlehnen warf. Schräg saß er da, stützte das Kinn gelangweilt in seine

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