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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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»Könntest du mich bitte
    deinem Wachwher vorstellen?«
    »Ob das eine gute Idee ist, Mädchen«, erwiderte Ra-nilan zweifelnd. In seiner Stimme schwang eine Spur von Nervosität mit. »Resk und ich sind durch unser Blut aufeinander geprägt, und Fremde kann er nicht leiden.
    Er könnte dich beißen.«
    Nuella ging um Renilan herum und näherte sich der
    Stelle, an der sich ihrem Gehör nach der Wachwher
    aufhalten musste. Dabei streckte sie die rechte Hand mit der Innenfläche nach oben aus.
    »Lolanth, könntest du Resk fragen, ob ich ihn begrüßen darf?«, sagte sie laut. Der Wachwher schnaubte überrascht und gab dann ein verhaltenes Zwitschern von sich.
    »Resk, mein Name ist Nuella«, erklärte sie in ru—
    higem Ton, wobei sie dem Tier langsam aber stetig
    näherrückte. »Gerade hast du Lolanth gehört, JTantirs Drachen. Auf ihm bin ich hierher gekommen, er hat mich auf seinem Rücken reiten lassen. Ein Drache ist ein naher Verwandter der Wachwhere, sie stammen von denselben Vorfahren ab. Und J'lantir ist dir wohlgesonnen. Er möchte helfen. Er meint es gut. Ich weiß, dass du ihn hören kannst, Resk. Die Frage ist, ob du ihm zu antworten vermagst. Kann er dich hören, Resk? Ich bin hier, um dir zu zeigen, wie du dich mit ihm verständigen kannst. Du und Renilan, ihr sollt lernen, auf welche Weise man einen Drachen ruft. Würdest du das wollen?«
    Resk blies seinen warmen, feuchten Atem aus. Nuella hob die Hand ein wenig und berührte sachte die ledrige Haut des alten Wachwhers. Resk zuckte zusammen und wich zurück, doch Nuella wartete geduldig ab. Nach einer Weile hörte sie an den leisen, tappenden Geräuschen, dass Resk auf sie zuwatschelte. Und dann spürte sie wieder seinen heißen Atem auf ihrer Hand-fläche.
    Sie konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben, stand unbeweglich da und versuchte, ein Gespür für den alten Wachwher zu bekommen.
    Schließlich wandte sie sich wieder an Renilan. »Darf ich ihn jetzt streicheln?«
    »Warum fragst du mich überhaupt noch, Mädchen?«,
    erwiderte der alte Wher-Führer in seinem brummenden Bass. »Du berührst ihn doch bereits.«
    »Ich frage aus Höflichkeit, weil es sich so gehört«, erwiderte Nuella.
    Renilan lachte. »Ha! Jetzt hast du es mir aber gegeben, Mädel! Ich muss schon sagen, du gefällst mir.
    Aber wenigstens scheinst du zu wissen, was du willst.«
    »Danke für das Kompliment«, entgegnete Nuella.
    »Trotzdem wäre es mir lieb, wenn du Resk sagen würdest, er könnte mir vertrauen.«
    Renilan wurde ernst. »Sicher, ich verstehe, was du meinst. Du kannst mir wirklich noch etwas beibringen, Mädchen.« Zu seinem Wachwher sagte er: »Resk, lass dich von Nuella streicheln. Sie ist ein liebes Mädchen.«
    »Ich möchte nur ein Gefühl für dich entwickeln,
    Resk«, erklärte Nuella gelassen. »Wenn du möchtest, darfst du mich auch berühren.« Mit der Hand strich sie behutsam über Resks Maul und verfolgte dann den Schwung des langen, gebogenen Halses. Sie merkte,
    dass sich der Wachwher verspannte, doch als sie fort-fuhr, ihn sanft zu streicheln, beruhigte er sich allmählich. Dann hielt sie mit der Liebkosung inne.
    »Juckt dir manchmal die Haut, Resk?«, fragte sie.
    »Soll ich deine Augenwülste kraulen? Die Drachen lieben es, wenn man sie dort krault.« Mit all ihren Sinnen konzentrierte sie sich auf den Wher, bis sie sein Einverständnis spürte. »Also gut, ich fange jetzt an.«
    Sie begann damit, dass sie mit den Fingern den linken Augenwulst massiert. Nach einer Weile senkte Resk den Kopf, damit sie besser jede Stelle erreichte. Nuella fuhr fort, ihre Zärtlichkeiten auszuteilen.
    »Gutes Tier«, flüsterte sie mit gurrender Stimme.
    Resk wandte ihr die Schnauze zu und stubste sie mit der Nase an. Nuella lachte leise. Resk tschilpte fröhlich und drückte den Kopf gegen ihre Hand. Als Nächstes merkte Nuella, wie eine lange, klebrige Zunge über ihr Kinn fuhr, und dann rollte eine volltönende Melodie aus Resks Kehle.
    »Ich fass es nicht!«, staunte Renilan.
    »Sie leckt nur meine Haut ab, weil sie salzig
    schmeckt«, erklärte Nuella.
    »Ha!«, schnaubte Renilan. »Wenn das der einzige
    Grund wäre, würde Resk mich von oben bis unten ab—
    schlecken, denn meine Haut ist bestimmt viel salziger als deine.«
    Nuella kicherte. »Vielleicht solltest du dich öfter waschen.«
    Die beiden Kinder des Burgherrn schnappten ange—
    sichts der frechen Bemerkung hörbar nach Luft, doch Renilan fing schallend an zu lachen. »Jetzt hast du mich

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