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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Geringste übrig«, erzählte Kindan und runzelte die Stirn. »Ich frage mich nur, warum dieser Lehrling, der für den Wachwher verantwortlich ist, nicht mitkam.«
    »Darauf weiß ich vielleicht die Antwort«, entgegnete Meister Zist. »Als ich mich mit Tarri unterhielt, kam dieses Thema zur Sprache.«
    Kindan spitzte die Ohren.
    »Tarri drückte sich nicht sehr klar aus, aber anscheinend hatte dieser Lehrling keine Lust, im Camp Natalon zu arbeiten. Er weigerte sich einfach, sich der Karawane anzuschließen, und nahm es sogar in Kauf, sich den Zorn seines Meisters zuzuziehen. Offenbar nahm er das lieber in Kauf, als sich zu uns zu begeben.«
    »Das Einzige, was ich mehr fürchte als den Zorn meines Meisters, ist der Tod«, sagte Kindan und sah den Harfner dabei an.
    Meister Zist lachte. »Siehst du. Und genau das schien der Grund zu sein, weshalb der Lehrling in Crom
    blieb.«
    »Dann hatte er also Angst, er könnte in unserem
    Bergwerk zu Tode kommen?«
    »Es kann auch sein, dass er nur seinen Wachwher
    schonen wollte«, bekräftigte Meister Zist. »Ich glaube nicht, dass die Bindung zwischen einem Wachwher und seinem menschlichen Partner so stark ist wie die
    Prägung zwischen einem Drachen und dessen Reiter,
    aber auch ein Wherführer möchte sein Tier nicht gern verlieren.«
    »So ein Verlust tut weh«, bestätigte Kindan aus tiefs-tem Herzen. »Ich war nicht mit Dask verbunden, aber als er starb, habe ich sehr um ihn getrauert.«
    Meister Zist streckte den Arm aus und tätschelte Kindans Schulter. »Ich weiß, Junge. Du hast eine Menge mitgemacht. Aber Kopf hoch, es kommen bessere Zeiten.«
    »Die anderen Kumpel meinten, wir brauchten einen
    Wachwher für den Pütt«, fuhr Kindan fort. »Aber Pa-nit hielt ihnen entgegen, nur faule Bergleute würden sich auf ein Tier verlassen.« Traurig schüttelte er den Kopf.
    »Panit sträubt sich mit aller Macht gegen einen
    Wachwher, dabei hatte Dask ihm damals das Leben gerettet.«
    »Nun ja, jetzt sind ja die neuen Lehrlinge bei uns«, sagte Meister Zist nachdenklich. »Mal sehen, ob sie sich gut in den Betrieb einfügen werden.«
    Kindan nickte stumm.
    »Und jetzt ab mit dir ins Bett, Junge«, befahl Meister Zist. »Es ist spät, und in den letzten beiden Nächten hast du viel zu wenig Schlaf gekriegt. Morgen früh schläfst du, so lange du willst.«
*
    Die erste Handelskarawane war nur der Vorbote für
    die nächsten Trecks, die sich regelmäßig in Camp Natalon einfanden. Ständig rumpelten Karren heran und
    wurden mit Kohle beladen. Entweder sie kehrten zur Festung Crom zurück, oder sie begaben sich weiter nach Telgar, wo Erz verhüttet und zu Stahl verarbeitet wurde.
    Stahlreifen verstärkten die Räder der Wagen, man
    fertigte daraus Pflugscharen, das Reitgeschirr der Drachen und unzählige andere Gegenstände für den
    täglichen Gebrauch.
    Natalon hatte beschlossen, mithilfe der Lehrlinge eine dritte Schicht einzuführen. Die jungen Burschen teuften einen Schacht ab, der näher an Natalons Haus lag.
    Während Tarik und seine Kumpane die Arbeit als
    nutzloses Unterfangen kritisierten, waren die übrigen Kumpel froh, dass es bald einen weiteren Zugang zur Grube gäbe.
    Natalon setzte seinen alten Freund Toldur als Aufseher für die dritte Schicht ein. Zenor meldete sich frei-willig für dieses Team, weil er unbedingt wieder unter Tage arbeiten wollte, doch zu seiner Enttäuschung lehnte man ihn ab und nahm stattdessen Regellan.
    »Du musst das mal so sehen«, versuchte Kindan seinen Freund aufzuheitern. »Wenn du für Natalons
    Schicht eingeteilt bist, stehst du morgens auf und bist abends wieder zu Hause. Um diese Zeit schlafen die kleinen Kinder schon. Aber wenn Regellan des Morgens zum Umfallen müde heimkommt, wird das jüngste gerade wach, fängt an zu plärren, und er findet keine Ruhe.«
    Zenor funkelte ihn nur wütend an, ließ sich jedoch zu keiner Erwiderung herab. Kindan fiel nichts mehr ein, womit er seinen Kameraden trösten konnte. Zu seinem Kummer vergegenwärtigte er sich eine Weile später, dass er und Zenor sich überhaupt nicht mehr viel zu sagen hatten. Zenor nahm kaum noch am Schulunterricht teil, besetzte nie mehr den Ausguck und war meistens von der Schinderei im Pütt so erschöpft, dass er zu anderen Unternehmungen keine Energie mehr aufbrachte.
    Kindan hatte viel mit den jüngeren Knaben zu tun. Er achtete darauf, dass der Ausguck immer besetzt blieb, brachte ihnen den Trommelcode bei, in dem
    Nachrichten übermittelt wurden, und nur

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