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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Stücke auf
    Tarik, Kerdal und Panit, seine alten Spießgesellen. Doch aus Äußerungen, die deren Ehefrauen von sich gaben, schloss Kindan, dass sie nicht aus Freundschaft mit ihm Umgang pflegten, sondern weil sie sich irgendwelche Vorteile erhofften.
    »Und was ist mit ihren Eltern?«, beharrte Zenor. Ehe Kindan antworten konnte, klappte Zenors Kinnlade
    herunter. Jählings packte er Kindan beim Arm und riss ihn herum. »Zu spät!«
    Kindan sah, wie Natalon und Jenella den Saal betraten. Jenella trug ihr Baby auf dem Arm. Dalor folgte ihnen und peilte mit angespannter Miene nach rechts und links. Kindan eilte zu ihnen hin, um sie zu be-grüßen.
    »Mein Lord, meine Lady«, sprach er Natalon und
    Jenella an, während er sich gewandt vor ihnen verbeugte, wie Meister Zist es ihm beigebracht hatte.
    »Meister Zist heißt euch herzlich willkommen. Dort sitzt er und unterhält sich gerade mit der Führerin der Handelskarawane, Tarri.« Er deutete in die Richtung.
    Dann wies er mit ausgestrecktem Arm auf das Podium mit den Musikinstrumenten. Gerade spielte Nuella eine mitreißende Melodie. »Zum Glück ist heute Abend jemand anwesend, der mich beim Musizieren
    unterstützt«, fuhr er fort. »Vermutlich habt ihr das Mädchen noch nie gesehen. Sie muss mit der Handelskarawane gekommen sein und bat darum, auf ihrer Flöte spielen zu dürfen. Ihr habt doch sicher nichts dagegen?«
    Natalon hörte Kindan mit zerstreutem Gesichtsausdruck zu, bis seine Frau nach seinem Arm griff und ihn drängte, den Blick auf das Podium zu richten.
    »Wenn ich etwas falsch gemacht habe, meine Lady«,
    fügte Kindan hinzu, »dann werde ich das Mädchen bitten, vom Podium herunterzukommen.«
    Natalon riss vor Verwunderung die Augen auf, als er Nuella gewahrte, und strafte Kindan mit einem wütenden Blick ab. Jenella klammerte sich fester an Natalons Arm und schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. »Ich habe noch nie gehört, dass jemand so wunderbar Flöte spielt«, meinte Natalon, nachdem er ein Weilchen gelauscht hatte.
    Dalor, der im Schatten seiner Eltern herumlungerte, und sichtlich nicht wusste, wie er sich verhalten sollte, entspannte sich bei den Worten seines Vaters.
    »Sie hat wirklich Talent«, pflichtete er bei und bedachte Kindan mit einem halb dankbaren, halb war—
    nenden Blick. Kindan nickte zum Zeichen, dass er den Wink verstand.
    »Ich muss mich jetzt wieder meinen Pflichten wid—
    men«, erklärte Kindan. Er deutete eine Verbeugung an und hastete zum Podium zurück.
    Als Nuellas Melodie endete, raunte Kindan ihr zu:
    »Alles hat bestens geklappt.«
    »Nach allem, was ich hören konnte, musstest du dich reichlich anstrengen, damit es nicht zu einem unliebsamen Auftritt kam«, flüsterte sie. Kindan errötete bei dem Gedanken, dass sie seine Worte mitbekommen hatte.
    Zerknirscht kehrte er sein Gesicht wieder den Gästen zu. Allmählich machte sich Unruhe unter ihnen breit, alle warteten auf die nächste musikalische Darbietung.
    Doch anstatt nach den Trommeln zu greifen, sang Kindan das erstbeste Lied, das ihm in den Sinn kam: »Am Morgenhimmel, stolz und leise, zieht ein Drache seine Kreise ...«
    Mitten im ersten Vers setzte Nuella mit einer Flö-
    tenbegleitung ein. Eine süße, schmelzende Melodie, die unter die Haut ging. Vor Überraschung und Rührung
    geriet Kindan um ein Haar ins Stocken. Doch dann
    fasste er sich, hob die Stimme ein wenig und überließ es ihr, die instrumentale Begleitung zu improvisieren.
    Nachdem die letzte gesungene Note verklang und ein Flötenton wie ein leises Echo in der Luft nachhallte, herrschte im Saal eine atemlose Stille. Danach brandete donnernder Applaus auf. Zu Kindans Verblüffung sprang Meister Zist auf und klatschte ebenso begeistert wie alle anderen Zuhörer. Noch überraschter war er, als Nuella ihm ins Ohr flüsterte: »Können wir noch ein Lied vortragen?«
*
    Ehe das Fest vorbei war, gaben sie noch sechs
    weitere Stücke zum Besten. Und Kindan deichselte es sogar, Zenor zu einem Tänzchen mit Nuella zu
    überreden.
    »Du musst sie nur führen, alles andere kommt wie
    von selbst«, riet Kindan seinem Freund. Als Zenor
    zweifelnd dreinblickte, fügte er hinzu: »Wenn du nicht mit Nuella tanzt, wirst du eine deiner Schwestern auffordern müssen.« Diese Warnung gab dann den Aus—
    schlag.
    Nuella strahlte vor Glück, als Kindan ihr vom Podium herunterhalf und Zenor den Arm um sie legte.
    Kindan unterdrückte ein Schmunzeln, weil Nuella wieder eine ernsthafte Miene aufsetzte, ehe

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