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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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den Stollen auskennen, wenn sie sie gründlich erforscht hat.«
    »Man könnte uns erwischen«, warnte er, und bei dem Gedanken trat ihm der Schweiß auf die Stirn. »Niemand darf unter Tage gehen, ohne vorher dem zuständigen Schichtleiter Bescheid zu sagen und sich seine Erlaubnis einzuholen. Angenommen, ein Stollen stürzt ein. Dann säßen wir in der Falle, und uns käme nicht einmal ein Rettungstrupp zu Hilfe, da niemand weiß, dass wir hier sind.«
    »Da hast du Recht«, räumte sie nach kurzem Schweigen ein. »Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.«
    Kindan schnaubte durch die Nase. Er hatte Nuella
    auch daran erinnern müssen, einen Schutzhelm aufzusetzen - hinter der Tür, die zum Geheimgang führte, befand sich ein Regal, auf dem griffbereit jede Menge Helme aufgereiht waren. Jeder, der in den Pütt einfuhr, schnappte sich als Erstes einen Helm, es war den Männern in Fleisch und Blut übergegangen.
    »Nun ja«, meinte sie zögernd. »Vielleicht sollten wir doch lieber umkehren.«
    Kindan seufzte. Auch ihm widerstrebte es, ihren
    Ausflug abzubrechen und den Gang einfach zurückzu—
    laufen, ohne vorher zumindest einen Teil des Stollens erkundet zu haben. Doch er kannte sich mit den Risiken unter Tage aus, hatte die Kumpel oft von den Gefahren reden hören; und die Erinnerung an das Grubenunglück, bei dem sein Vater und seine Brüder ums Leben gekommen waren, hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingegraben. Im Geist sah er immer noch Dasks blutenden Körper vor sich. »Das ist eine vernünftige Entscheidung«, erwiderte er. »Und wenn wir das nächste Mal durch den Geheimgang gehen, sagen wir jemandem Bescheid - vielleicht Dalor?«
    »Das wäre die beste Lösung«, stimmte sie zu. »Zenor können wir auch einweihen. Wie Meister Zist sich dazu stellen würde, weiß ich nicht. Vielleicht hält er nichts von solchen Ausflügen und würde es uns verbieten.«
    Nuella schloss wieder die Pforte, und abermals
    herrschte absolute Finsternis in dem Gang. »Da du
    ohnehin schon vorne bist, könntest du uns auch gleich zurückführen, Kindan«, schlug sie vor. »Für dich wäre es eine gute Übung.«
    Es war in der Tat ein wichtiges Training. Und als sie an die erste Biegung kamen, prallte Kindan prompt gegen die Felswand.
    »Ich sagte dir doch, du musst die Schritte zählen«, wies Nuella ihn zurecht, als sie merkte, was passiert war.
    Kindan stöhnte und rieb sich die schmerzende Nase.
    Nuella kicherte. »Hoffentlich tut es so weh, dass du diesen Fehler nie wieder machst. Offenbar genügt es nicht, wenn ich dir etwas sage. Du gehörst wohl zu den Menschen, die nur aus Erfahrung klug werden.«
    Kindan fing an, die Schritte zu zählen. Seine Schritte waren kürzer als die des Mädchens, denn Nuella war größer als er. Aber er kalkulierte den Unterschied ein und war hoch erfreut, als er rechtzeitig die Stelle bemerkte, an der der Tunnel den scharfen Knick machte.
    »Ich glaube, wir haben die Tür erreicht«, verkündete er, als die Anzahl der zurückgelegten Schritte ihm verriet, dass sie sich am Ende des Geheimgangs befinden mussten.
    »Ja, ich rieche das Holz«, bestätigte das Mädchen.
    Kindan tastete nach dem Schließmechanismus und
    öffnete die Verriegelung.
    »Warte!«, raunte Nuella ihm zu. »Zuerst müssen wir uns davon überzeugen, dass niemand in der Nähe ist.
    Spitz die Ohren und lausche, ob du etwas hörst.«
    Er haderte mit sich und schämte sich, weil er so
    unvorsichtig war. Einen Moment lang vernahm er kein Geräusch außer dem Pochen seines Blutes in den Schläfen.
    Nuella legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter.
    »Es wäre nicht einfach zu erklären, wieso du und Kisk plötzlich aus unserem Dielenschrank zum Vorschein kämt«, meinte sie und unterdrückte ein Kichern. Nachdem sie eine Weile angestrengt gehorcht hatte, verkündete sie: »Die Luft ist rein.«
    Langsam öffnete Kindan die Pforte, und dann befanden sie sich in dem dunklen, geräumigen Schrank. Danach drückte er die Schranktür ein Stück weit auf, spähte durch den Spalt und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe herumlungerte. Als er niemanden entdeckte, schlüpfte er nach draußen und gab Kisk das Zeichen, ihm zu folgen. Als Letzte verließ Nuella den Schrank und schloss die Tür hinter sich.
    »Ich begleite dich nach unten bis an die Küchentür«, erklärte sie.
    »Ist es hier zu hell für dich, Kisk?«, fragte Kindan besorgt und überlegte sich, ob er die Augen des Wachwhers mit den Händen gegen das

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