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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Licht abschirmen sollte.
    Nuella ging noch einmal an den Schrank und holte
    etwas heraus. »Wie wäre es damit, um ihr die Augen zu verbinden?«, schlug sie vor und reichte Kindan ein großes Schultertuch.
    Kindan, der Kisk aufmerksam beobachtete, schüttelte den Kopf. »Es scheint auch so zu gehen. Leuchtkörbe spenden nicht so viel Licht, um einen Wachwher ernsthaft zu stören.«
    »Ich nehme das Tuch trotzdem mit«, sagte Nuella.
    »Draußen könnte es sehr kalt sein.«
    Doch das Tuch benötigten sie bereits, ehe sie das
    Haus verließen. In der Küche scheute Kisk vor dem offenen Kamin zurück, in dem ein gewaltiges Feuer lo-derte, und aus ihrer Kehle tönten angstvolle Geräusche.
    Kindan entriss Nella das Tuch und schützte damit Kisks Augen. Sofort beruhigte sie sich und bedankte sich bei dem Jungen mit einer raschen Folge von melodischen Tönen.
    »In einer richtigen Burg hätten wir dieses Abenteuer niemals unternehmen können«, sagte Kindan. »Dort wären wir unweigerlich von einem Wachposten aufgehalten worden.«
    »Nun ja, noch ist dies ein Privathaus und keine offizielle Festung«, erwiderte Nuella. »Und Milla begibt sich nur in die Küche, um Kohle auf das Feuer zu legen, wenn es ihr zu kalt wird oder sie befürchtet, es könnte ausgehen.«
    Als sie nach draußen in die kühle Nachtluft traten, kam es Kindan vor, als sei er aus einem Traum erwacht.
    »Vielen Dank«, sagte er zu Nuella, die in der Tür stehen geblieben war. »Kisk und ich gehen jetzt in den Schuppen zurück.«
    »Da seid ihr gut aufgehoben«, versetzte sie lächelnd.
    Schüchtern fügte sie hinzu: »Hättest du Lust, den Ausflug morgen Nacht zu wiederholen?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es einrichten kann«, gab er zu bedenken. »Für morgen rechnen wir mit M'tals Besuch.«
    »Was glaubst du, ob ich ihn wohl kennen lernen
    dürfte?«, erkundigte sich Nuella.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Kindan zögernd. »Was
    würde dein Vater dazu sagen?«
    Mit einer Handbewegung wischte Nuella diesen Einwand beiseite. »Offen gestanden, ist es mir einerlei. Der Weyrführer von Benden wird mich ja nicht verraten, oder?«
    Kindan zweifelte, ob es eine gute Idee sei, Nuella mit dem Weyrführer zusammen zu bringen. »Meister Zist pflegt zu sagen, dass ein Geheimnis nur dann sicher ist, wenn möglichst wenige Leute davon wissen. Je mehr eingeweiht sind, umso wahrscheinlicher wird es, dass es kein Geheimnis bleibt.«
    »>Lügen haben kurze Beine<«, dozierte Nuella. »Das ist ein Lieblingsspruch meiner Mutter. Sie meint, Geheimnisse drängen danach, ans Licht zu kommen.«
    »Das klingt plausibel. Wir sollten uns morgen weiter unterhalten.«
    »Von mir aus gern«, sagte Nuella. Aber am Klang
    ihrer Stimme merkte er, dass sie damit rechnete, enttäuscht zu werden.
    Als Kindan sich später schlafen legte, fragte er sich, was für Nuella die größere Enttäuschung wäre, was ihr den meisten Kummer bereiten würde - wenn sie den Drachenreiter nicht kennen lernte, oder wenn er nicht noch einmal mit ihr in die Mine ginge.
    Während er über dieses Problem nachgrübelte, fiel
    ihm ein, dass Nuella nur selten die Gelegenheit bekam, nach Lust und Laune umherzustreifen. Im Grunde musste sie sich eingesperrt fühlen, denn ihre Bewe-gungsfreiheit war stark eingeschränkt. Vermutlich verbrachte sie viel Zeit damit, durch ihr Elternhaus zu streifen, das ja beachtliche Ausmaße hatte. In dieser festungsähnlichen Behausung fand sie indes genug Gelegenheit, in aller Ruhe jeden Winkel zu durchstöbern und zu erforschen. Kein Wunder, wenn sie dort jede Ecke genauestens kannte und sich mit nachtwandleri-scher Sicherheit in dem Geheimgang zurechtfand. Ehe er einschlief, dachte er mit einem Anflug von Neid daran, wie sicher sich das Mädchen in dem stockfinsteren Tunnel bewegt hatte.
*
    »Sie ist wirklich gewachsen«, staunte M'tal, als er Kisk in dem verdunkelten Schuppen in Augenschein nahm. Drei Tage nach der getrommelten Botschaft traf der Weyrführer in Camp Natalon ein. Er hatte eine Menge zu erzählen. Die hohen Berge, in denen der
    Benden Weyr lag, waren bereits tief verschneit. Schnee machte den Drachen und ihren Reitern nichts aus, denn die Weyr befanden sich in den Kratern erloschener Vul-kane, und an diesen Stellen gab es immer noch heiße Quellen und natürliche Wärme im Boden.
    Die Pächter jedoch, die während der fädenfreien Zeit irgendwo in der Umgebung in ihren Hütten lebten, wurden durch die winterlichen Witterungsverhältnisse mitunter schwer

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