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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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nun zu fettig schwarzen Wolken zusammen.
    Je näher Kindan der Grube kam, umso schneller lief er. Zum Schluss rannte er, was seine Beine hergaben.
    Meister Zist sah sich im Klassenzimmer um. Sämtliche älteren Kinder, die kräftig genug waren, um zu helfen, hatten sich davongemacht. Jofri hatte ihn nicht instru-iert, welche Pflichten ein Harfner in einer Notsituation wie dieser hatte, doch auf alle Fälle mussten die jüngeren Schüler beschäftigt werden. Im Handumdrehen stellte Meister Zist wieder die Ruhe im Schulzimmer her. Durch das Fenster spähend, sah er eine Gruppe von Bergleuten, die mit Fackeln und Glühkörben ausgerüstet in den Schacht einfuhren.
    »Mein Dad ist auf dieser Schicht, Meister Zist. Darf ich auch gehen?«
    Das Mädchen war noch keine acht Planetenumläufe alt und sehr schmächtig. Zist konnte sich nicht vorstellen, in welcher Weise die Kleine helfen wollte.
    »Wüstest du denn, was du zu tun hast?«, fragte er freundlich.
    »Sie kann nicht helfen, dafür ist sie noch viel zu klein«, erklärte einer der Jungen in resolutem Ton. »Ich darf ja auch nicht hin. Man muss mindestens acht sein, wenn man mit anfassen will. Und auf alle Fälle größer und stärker als Sula.«
    »Ich kann helfen. Meine Mom hat mir viel beigebracht«, wehrte sich Sula pikiert. »Sis hat meiner Mom gezeigt, wie man Wunden behandelt, und ich habe zugesehen.«
    Zist wusste, dass Sulas Mutter eine der Heilerinnen des Camps war. Er ging zu der Kleinen und drückte sie sanft auf ihren Platz zurück. »Ich bin sicher, dass du eine große Hilfe sein wirst, falls es Verletzte gegeben hat. Aber noch wissen wir nicht einmal, was vorgefallen ist. Bis wir mehr erfahren, musst du hier bleiben, Sula.«
    Ermutigend tätschelte er ihre schmalen Schultern, dann stellte er sich wieder vor die Klasse und begann mit dem Unterricht. Er hatte beschlossen, den Kindern eine neue Ballade beizubringen. In schweren Zeiten konnte Musik beruhigend und tröstend wirken. Als die Kinder sahen, wie er nach seiner Gitarre griff, hörten sie sofort auf zu schwatzen, setzten sich in aufrechter Haltung hin und schenkten ihrem Lehrer die volle Aufmerksamkeit. Allerdings kamen einige der Schüler nicht umhin, immer wieder einen ängstlichen Blick aus dem Fenster zu riskieren.
    Meister Zist sah, wie Natalon und Tarik erregt miteinander diskutierten, derweil Natalon ein paar Männern mit Gesten bedeutete, in die Mine einzufahren. Die Kumpel schleppten Werkzeug mit sich oder schoben Grubenwagen, die dazu dienten, Kohle oder auch taubes Gestein zu befördern.
    Vielleicht bedeutete dies, dass ein Stollen eingestürzt war. Aber hatte Kindan nicht gesagt, sein Vater hätte Dask mitgenommen? Häufig waren schlagende Wetter die Ursache für solche Einbrüche, doch angeblich verfügten Wachwhere über einen ausgezeichneten Ge-ruchssinn und spürten Stickluft* viel früher auf, als ein Mensch es je vermocht hätte.
    Meister Zist schlug die ersten Akkorde auf seiner Gitarre an und begann zu singen. Indem er ein fröhliches Lied anstimmte, versuchte er, den Kindern ein wenig von ihrer Angst zu nehmen.
    Kaum war es ihm gelungen, die Aufmerksamkeit seiner Schüler zu fesseln, da jaulte erneut die Alarm-sirene los, und sämtliche Kinder stürzten ans Fenster.

    * * *
    Das Erste, was Kindan sah, als er sich dem Eingang zur Grube näherte, war Dask. Eine eiskalte Hand griff nach seinem Herzen, und er machte sich auf das Schlimmste gefasst. Dask hätte seinen Vater niemals verlassen, es sei denn, dieser hätte dem Wachwher befohlen, sich nach draußen zu begeben, oder das Tier war durch einen Einsturz von seinem menschlichen Partner abgeschnitten worden.
    »Wo ist Danil, Dask? Wo ist er?«, rief Kindan im Näherkommen. Der Wachwher hatte an den Flanken Verletzungen davongetragen; aus den tiefen Wunden sickerte ein eitriges Sekret, das jedoch sein Blut war.

    * Mit »Stickluft« bezeichnen die Bergleute Ansammlungen oder Säulen von Grubengas, welches zu Schlagwetterexplosionen führen oder die Menschen, die es einatmen, vergiften kann - Anm. d. Übers.

    Dask blinzelte in dem für ihn schmerzhaften Morgen-licht, machte kehrt und watschelte in die Mine zurück.
    Kindan folgte ihm.
    »Was ist passiert?«, fragte Kindan den Wachwher.
    Dask drehte den Kopf in seine Richtung und stieß einen Laut aus, der »Stickluft« bedeutete.
    »Warum hast du die Kumpel nicht rechtzeitig gewarnt?«, wollte Kindan wissen.
    Dask gab ein ärgerliches Trillern von sich und danach zwitscherte er

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