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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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achten, und suchte Dalor auf. Er zupfte an seinem Hemdärmel, und als sein Freund aufmerksam wurde, setzte er eine komplizenhafte Miene auf. Mit dem Kinn deutete er auf das Mädchen, und Dalors Augen weiteten sich vor Schreck.
    Kindan vermochte seine Neugier nicht mehr zu bezäh-men. Dalor mit sich ziehend, schlenderte er zu Zenor und dem Mädchen hin.
    Zenor hatte dem Mädchen eine Decke umgelegt und einen Zipfel über ihren Kopf gezogen. Er hob den Blick, als sich die beiden Buben näherten. Kindan legte einen Finger an seine Lippen und stellte sich so hin, dass er den anderen Leuten den Blick auf das Mädchen ver-sperrte.
    »Komm mit, Dalor, in der Hütte von Meister Zist kannst du dich am Feuer aufwärmen«, verkündete Kindan mit lauter Stimme und bedeutete Zenor und dem Mädchen, aufzustehen.
    Geschickt arrangierten sie es, dass Dalor und das Mädchen in dieselbe Decke eingehüllt waren, und zu viert marschierten sie zum Cottage des Harfners.
    Kindan hoffte, in dem allgemeinen Chaos möge niemandem aufgefallen sein, dass man zwei Kinder aus Natalons Haus gerettet hatte, und nicht nur eines, Dalor, den jeder im Camp kannte.
    Nicht lange, und die vier saßen in der Küche von Meister Zists Quartier und wärmten sich am munter prasselnden Feuer. Dalor und das Mädchen trugen nur ihre Nachtgewänder und waren bis auf die Knochen durchgefroren.
    »Wie kam es, dass du uns gerettet hast?«, fragte Dalor, dessen Lippen immer noch bläulich angelaufen waren.
    »Als du nicht auftauchtest, um deine Wache anzu-treten, wollte ich dich holen. Und dabei bemerkte ich, dass sich in eurem Haus giftige Gase gestaut hatten.«
    »Danke, dass du das getan hast. Ohne dich wären wir jetzt tot«, erwiderte Dalor.
    Das Mädchen hob zögernd die Hand und strich Kindan über die Wange. »Ich danke dir auch, Kindan«, sagte sie.
    »Keine Ursache, Nuella«, gab Kindan zurück. Vor Überraschung stieß Dalor zischend den Atem aus, und Zenor sperrte Mund und Augen auf. »Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, dass ich euer Geheimnis verrate«, beruhigte Kindan seine Freunde. »Meister Zist hat mich als Harfnerlehrling in die Ausbildung genommen.
    Er sagt, ein Harfner muss verschwiegen sein und die Geheimnisse anderer Menschen respektieren.« Er stand auf, trat an den Küchenschrank und holte ein paar Becher heraus.
    »Zenor, hilfst du mir, an die Leute da draußen heißes Klah zu verteilen?«, wandte sich Kindan an den Jungen.
    »Dalor kann am Feuer sitzen bleiben, ich sehe, dass ihm immer noch kalt ist.« Bewusst vermied er es, Nuellas Namen auszusprechen, damit alle wussten, dass ihr Geheimnis bei ihm gut aufgehoben war. Zenor schmunzelte verstehend und erwiderte: »Selbstverständlich. Soll Dalor nur bleiben, wo er ist. Wir beide schaffen das schon allein.«
    Kindan blinzelte Dalor, der ein verblüfftes Gesicht machte, verschwörerisch zu und meinte: »Wir sehen uns dann später.«

    * * *
    Am Abend hatte es sich herausgestellt, dass der Kamin von Natalons Festung verstopft war, und die Verbrennungsgase des Kohlefeuers nicht abziehen konnten. Nachdem man das Haus gründlich gelüftet und den Kamin wieder hergerichtet hatte, konnte man das Ende des Winters im großen Saal bedenkenlos feiern.
    Dennoch ließ man die beiden großen Türflügel und sämtliche Fenster weit offen, um die ängstlicheren Gemüter zu beruhigen. Die langen Tische, an denen tags-
    über die Schüler saßen, und auch das kleinere Pult von Meister Zist hatte man an eine Wand geschoben, um eine freie Fläche zum Tanzen zu haben.
    Kindan und Meister Zist hatten auf einem der Tische Position bezogen. Der Harfner hatte dem Jungen einige einfache Trommelrhythmen beigebracht, damit er die Melodien begleiten konnte.
    Das Getrommel fiel Kindan so leicht, dass er die Muße fand, die Feiernden zu beobachten. Im Camp Natalon lebten keine zweihundert Leute, doch so viele Menschen hätten niemals in den Saal hineingepasst. Er schätzte, dass ungefähr fünfzig Personen anwesend waren, es fanden sich wesentlich weniger Gäste ein, als er angenommen hatte.
    Vielen Bewohnern des Camps schien heute nicht nach Feiern zumute zu sein. Kein Wunder, wenn man bedachte, was sich an diesem Tag ereignet hatte. Die Angst vor einer Vergiftung durch Gase saß tief. Nicht einmal die fleißige Milla, die sonst mit Begeisterung Brot und Kuchen herstellte, hatte sich in die Küche begeben, um ihre Naschereien zu backen. Natalons Frau, Jenella, litt noch unter den Nachwirkungen einer leichten

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