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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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Gasvergiftung; hinzu kam, dass sie schwanger war, und die Heilerin des Camps hatte ihr strikte Bettruhe verordnet.
    Auch Zenor fehlte bei der Feier. Er musste sich um seine kleinen Schwestern und die Mutter kümmern.
    Wegen des Grubenunglücks war es immer noch notwendig, zwei volle Schichten zu fahren, so dass die zweite Schicht sich immer noch unter Tage befand. Eine Gruppe von Männern war abkommandiert, die ganze Nacht hindurch die Pumpen zu bedienen, die für die Bewetterung* sorgten. Jeweils zwei Kumpel arbeiten zusammen und wechselten sich schichtweise ab. Diese Tätigkeit verrichteten meistens die ganz jungen Burschen, die als Hauer noch unerfahren waren, ältere Knappen, denen das Schuften im Pütt schon schwer fiel, oder Männer, die sich durch kein besonders großes handwerkliches Geschick auszeichneten.
    Kindan war so in seine Gedanken vertieft, dass er nicht merkte, wie Meister Zist zu spielen aufhörte. Automatisch und selbstvergessen trommelte er weiter.
    Deshalb fuhr er erschrocken zusammen, als der Harfner ihm ins Ohr raunte: »Immer schön weitertrommeln, Junge. Bin gleich zurück.«
    Kindan nickte, ohne im Trommeln inne zu halten.
    Meister Zist kletterte vom Tisch herunter und begab sich an den Tisch mit dem Erfrischungen. Als der Junge dies sah, trommelte er besonders heftig und beschleu-nigte den Rhythmus. Der Harfner verstand den Wink,

    * Wetter: Nach mittelalterlichem Sprachgebrauch die Luft im Grubengebäude. Unter Bewetterung versteht man die Versorgung der Grubenbaue mit Frischluft - Anm. d. Übers.

    drehte sich um, nickte Kindan zu und bedeutete ihm, er würde ihm ein paar Leckereien mitbringen.
    Bis es so weit war, ließ Kindan den Blick über die Menge schweifen, spitzte die Ohren und versuchte, ein paar Gesprächsfetzen aufzuschnappen.
    »Eine Handelskarawane wird die Kohle abholen ...«
    Kindan wusste, was der Mann, der dies erzählte, meinte.
    Nun, da die Schneeschmelze die Straßen wieder passierbar machte, erwartete man im Camp jeden Tag die Ankunft einer Karawane, die den während der letzten sechs Monate geförderten Kohlenvorrat mitnehmen sollte.
    »... bringen hoffentlich ein paar Lehrlinge mit ...«
    Natalon hatte eine getrommelte Nachricht an den Bergwerksmeister in Crom geschickt und um ein paar Lehrlinge gebeten.
    »... zu nichts nütze. Du wirst schon sehen, sie schicken uns die schlechtesten, die guten Arbeiter behalten sie doch wieder für sich.«
    Kindan seufzte, denn der Mann hatte ja recht. Die Lehrlinge, die man von ihren Pflichten daheim entband, damit sie in einer anderen Grube arbeiteten, waren nicht selten bereits durch Faulheit oder Ungeschicklichkeit aufgefallen. Eine wirklich tüchtige Arbeitskraft wurde vom Meister erst gar nicht freigestellt. Manchen der jungen Burschen mangelte es einfach nur an Erfahrung, aber dies machten sie durch Eifer und Strebsamkeit wett. Andere wiederum richteten mehr Schaden als Nutzen an.
    »... ohne einen Wachwher ist die Sicherheit unter Tage nicht gewährleistet.« Bei dieser Bemerkung horchte Kindan auf und versuchte, den Sprecher ausfindig zu machen.
    »... es gab viel zu viele Unfälle, und es wurden immer mehr, seit ...« Kindan glaubte herauszuhören, dass sich die Unglücke seit dem letzten Stolleneinsturz häuften, doch die letzten Worte gingen im allgemeinen Lärm, der nun im Saal herrschte, unter.
    Aber der Junge wusste, dass es seit der Katastrophe, bei der sein Vater und Dask ums Leben gekommen waren, immer wieder kleinere Vorfälle in der Grube gegeben hatte, die ebenfalls hätten tragisch enden können.
    Eines Nachts, als er noch wach in seinem Bett lag, obwohl er längst hätte schlafen müssen, hatte Natalon Meister Zist aufgesucht, und die Männer führten ein langes, intensives Gespräch. Natürlich hatte der Junge gelauscht, und dabei bekam er mit, wie der Obersteiger sagte, das Bergwerk würde mit zu wenigen Arbeitskräften betrieben. Der Mangel an erfahrenen Knappen*
    stellte eine zusätzliche Gefahr in einer Situation dar, die ohnehin schon viele Risiken barg. Jede Arbeit in einem Bergwerk war ein gewagtes Unternehmen; Männer, die überarbeitet und erschöpft waren, neigten zur Nachlässigkeit, und jeder noch so geringe Fehler konnte mit einem Desaster enden.
    Forschend blickte Kindan über die Menge und entdeckte Panit, einen von Tariks Spießgesellen, der mit einem eingegipsten Bein durch die Gegend stapfte. Der alte Bergmann war unachtsam gewesen, als er mit einem Grubenhunt** herumfuhrwerkte, und der

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