Drachenzauber
Besonderem aus. Er ist alt und langweilig.«
»Aber er hat besondere magische Kräfte«, bemerkte Grimm. »Oder glaubst du etwa, dass du plötzlich ein so viel besserer Zauberer geworden bist, Max?«
Max runzelte die Stirn. Es stimmte, seit er den neuen Zauberkessel hatte, hatte sich seine Zauberei verbessert. Andererseits hatte Adolphus den anderen Kessel so komplett ruiniert, dass er zu nichts mehr zu gebrauchen war. Alles, was er jetzt hatte, war ein ordentlicher, funktionierender Zauberkessel. Max schüttelte den Kopf.
»Nein, ich bin mir sicher, dass es ein ganz gewöhnlicher Kessel ist. Vielleicht ein bisschen besser als ein ordinärer Lehrlingskessel. Aber ich bin mir sicher, dass es nicht der sein kann, nach dem sie suchen.«
»Aber Max«, sagte Olivia. »Du hast morgen Unterricht bei Morgana. Findest du nicht, dass du besser deinen alten nehmen solltest? Bis wir mehr darüber wissen?«
Max’ Gesicht bekam einen störrischen Ausdruck. Er hatte wirklich überhaupt keine Lust, sich vor Morgana le Fay zum Narren zu machen. Katastrophen wie in der ersten Woche konnte er nicht mehr verkraften. Abgesehen davon, hatte Großtante Wilhelmina Tausendevon Zauberkesseln gehabt. Sie wusste genau, woher sie alle kamen. Sie hätte ihm niemals einen gegeben, der so wichtig war.
»Nein«, sagte er entschieden. »Ich nehme diesen. Es ist bloß der alte Kessel irgendeines Zauberers, den sie auf ihren Reisen getroffen hat. Es wird schon gut gehen.«
Zaubersprüche und Zauberkessel
Am nächsten Morgen schlich sich Olivia am schnarchenden Max vorbei nach draußen. Sie hielt die Flasche mit dem Froschzauber fest in der Hand. Grimm saß auf ihrer Schulter. Max hatte jede weitere Spionage untersagt, bis er mit Merlin Kontakt aufgenommen hatte.
Aber Olivia konnte einfach nicht anders.
Morgana le Fay würde den ganzen Vormittag in der Zauberschule unterrichten und daher nicht in ihren Gemächern sein. Gab es eine bessere Gelegenheit, ihre Räume nach einem Hinweis auf ihre Pläne zu durchsuchen? Grimm hatte Max versprochen, ihm im Unterricht Gesellschaft zu leisten. Also war es an ihr. Eilig verwandelte sie sich in einen Frosch, und Grimm gab ihr mit kraus gezogener Nase einen bärtigen Rattenkuss. Dann huschte er mit der Zaubertrankflaschezurück zu Max.
Doch nachdem sich Olivia vorsichtig in den Teil der Burg geschlichen hatte, der Morgana vorbehalten war, wünschte sie sich, sie hätte auf Max gehört. Wäre sie doch einfach wie üblich zu den Knappenstunden gegangen!
Die Wände von Morganas Gemächern verströmten einen seltsam würzigen Geruch. Er kitzelte in ihrer Rattennase und trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie versuchte, das Loch zu finden, durch das sie beim letzten Mal gespäht hatten. Aber die Mauern waren ein Labyrinth aus unendlich vielen kleinen krummen Spalten. Es war schwer zu sagen, wo genau sie sich befand. Olivia schien eine Sackgasse erreicht zu haben und versuchte sich umzudrehen. Dabei stieß sie sich den Kopf schmerzhaft an einer Mauerkante. Bei den Zehennägeln eines Trolls! Vielleicht war es alles in allem doch keine so gute Idee gewesen.
Plötzlich gab es einen Krach. Olivia erstarrte. Eine Weile blieb es still. Dann hörte sie, wie sich im Raum nebenan jemand verstohlen bewegte. Olivia schlich weiter und orientierte sich an den Geräuschen, bis sie durch eine Mauerritze hindurch direkt in MorganasKammer blicken konnte. Das Morgenlicht fiel durch die hohen, bogenförmigen Fenster. Staubteilchen tanzten in den Sonnenstrahlen – aufgewirbelt von einer großen Gestalt, die durch die Kammer schritt. Sie zog die schwarzen Samtvorhänge zurück und durchsuchte leise und methodisch jeden Winkel. Es war Caradoc.
Olivia holte tief Luft. Was machte der denn hier? Hatte Morgana ihn geschickt, um irgendetwas zu holen? Aber warum suchte er dann alles so genau ab? Sie hätte ihm doch sicher gesagt, wo genau er zu suchen hatte. War er womöglich heimlich hier? Eingehend betrachtete er einen großen Schrank an der gegenüberliegenden Wand. Olivias Rattennase kitzelte, als sie sie durch den Mauerspalt steckte. Sie konnte nicht sehen, was er dort machte. Aber wenn sie springen würde, könnte sie sich hinter einem der Wandteppiche verstecken und ihn genauer beobachten.
Olivia holte tief Luft und sprang. Doch als sie aus dem Mauerspalt schoss, gab es ein lautes PLOPP! Sie fiel und landete auf dem Fußboden, ruderte mit Armen und Beinen und – war ein Mensch.
Caradoc fuhr herum und hatte ihr die Hand auf
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