Drachenzauber
Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich Olivia zu.
»Wir müssen gehen. Die Zauberschule ist bald zu Ende. Es ist besser, wenn wir nicht in der Nähe dieser Räume gesehen werden. Aber ich glaube, dass wir dringend reden müssen, du und ich und Max.«
Caradoc hatte recht – die Zauberschule war fast zu Ende. Als sie in Max’ und Olivias Zimmer ankamen, konnte Olivia gerade noch ein paar Pfannkuchen und eine Flasche gewürzten Apfelsaft ausgraben und auf den Tisch stellen. Da stürzte auch schon Max ins Zimmer. Er sah verärgert aus.
»Was macht der denn hier?«, fragte er, als er Caradoc zufrieden an einem Pfannkuchen kauen sah. »Wer hat denn den eingeladen?«
»Ich«, sagte Olivia bestimmt und zog einen Stuhl fürMax heran. »Setz dich. Wir müssen etwas besprechen. Caradoc ist auf unserer Seite – er arbeitet für Merlin.«
»Merlin?« Max ließ sich völlig überrascht auf den Stuhl fallen. »Was? Aber wie das?«
Grimm steckte die Nase aus Max’ Tunika und sah Caradoc an. »Wie immer der Letzte, der etwas erfährt. Ich bin froh, dass es Max diesmal auch so geht und nicht nur mir. Ich nehme an, dann warst du es, der gestern Abend den Stein weggerollt hat?«
»Äh, ja, das war ich«, gab Caradoc verlegen zu. »Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet. Ich konnteerst wieder los, nachdem ich Adrian Hogsbottom zur Burg begleitet hatte.«
»Diese schleimige Kröte«, sagte Max automatisch.
»Wie bitte?«, fragte Caradoc.
»Adrian«, erklärte Olivia.
»Verstehe.« Caradoc nickte und grinste. »Also gut – wie viel wisst ihr beide?«
»Zuerst«, sagte Olivia, »müssen wir dich fragen, wie dieser Zauberkessel von Annwn aussieht. Weil Großtante Wilhelmina – das ist der Drache – Max nämlich einen gegeben hat.«
Caradoc machte große Augen und setzte sich aufrecht hin.
»Sie hat Max einen Zauberkessel gegeben? Ihm einen gegeben ?«
»Ja«, sagte Max. »Dafür, dass wir sie so klein gezaubert haben, dass sie aus der Höhle klettern konnte.«
Caradoc war auf einmal ganz aufgeregt. »Dann – es könnte sein – ich fasse es nicht! Max, ist er klein und schwarz mit einer Perlenreihe am Rand?«
Max und Olivia sahen sich an. Sie stöhnte.
»Ist er! Er ist es! Aber Max hat ihn heute mit in die Zauberschule genommen. Morgana muss ihn gesehen haben – und sie muss ihn erkannt haben!«
»Ist das wahr?«, fragte Caradoc. »Hat sie ihn gesehen?«
Max schwieg, als sie ihn besorgt ansahen. Dann grinste er.
»Nein. Sie hat ihn nicht gesehen. Weil ich ihn nicht mitgenommen habe. Adolphus hatte den Kopf drin und schlief. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihn zu wecken. Also habe ich den alten genommen und Wasser nicht in Tinte, sondern in einen Eimer verwandelt. Dafür habe ich eine Fünf gekriegt. Deshalb war ich auch so sauer. Aber der Zauberkessel ist da drüben – an der Feuerstelle.«
Sie drehten sich um. Da lag der verbeulte und langweilige und total gewöhnliche Kessel. Adolphus’ langer ausgestreckter blaugrüner Körper lag daneben. Im Innern des Kessels hallte das Schnarchen des Drachen wider. Plötzlich hörten sie ein Schniefen, dann ein Husten, und schließlich zog der verschlafene Adolphus seinen Kopf heraus und sagte: »Hallo! Ist schon Morgen?«
Sie schoben ihn zur Seite. Caradoc kniete sich hin, um den Zauberkessel zu begutachten. Er drehte ihn hierhin und dorthin und musterte aus schmalen Augen die verblassten Perlen.
»Ja«, sagte er schließlich. »Er ist es. Was für ein außergewöhnliches Glück. Sie sind schon gerissene Viecher, diese alten Drachen. Vielleicht hatte die Alte eine Vorahnung ...« Er sah Max an und lächelte. »Warum auch immer, hier ist er. Und jetzt können wir uns an die Arbeit machen.«
Er nahm den Zauberspruch, den er von Morgana abgeschrieben hatte, und wedelte damit vor ihnen herum.
»Ein Kopierzauber. Er kann von jedem Ding eine exakte Kopie machen. Deshalb brauchten sie den Zauberkessel. Nicht, um ihn Artus zu geben, sondern um eine Kopie zu machen. Damit sollte Artus nach Annwn gehen, im Glauben, den richtigen Kessel zu haben.«
»Aber wie wollen sie eigentlich dafür sorgen, dass er überhaupt nach Annwn geht?«, fragte Max.
»Ich weiß es nicht«, sagte Caradoc. »Mit der einen oder anderen List. Jetzt, wo wir Bescheid wissen, können wir das jedoch verhindern. Wenn wir sie in Sicherheit wiegen, wenn wir ihnen das Gefühl geben, dass ihr Plan aufgeht – vielleicht werden sie sich ihrer Sache dann allzu sicher. Vielleicht zeigt
Weitere Kostenlose Bücher