Drachenzauber
mit dem zu tun, was passiert ist.«
»Ich hätte eher reden sollen.«
»Das meiste davon ist passiert, nachdem du geredet hattest.« Er wandte den Blick ab und starrte ins Dunkel. »Ihr Götter, Ward, ich dachte, wir wären Freunde, sie und ich. Sie hat meinen Finger gebrochen, dann hat sie mich geküsst, als wäre mein Schmerz eins von Mutters Aphrodisiaka. Sie hat das Blut von meinem Rücken geleckt.« Er schauderte.
»Kariarn musste sie von mir herunterziehen.« Tosten senkte den Kopf, und seine Stimme klang, als würden die Worte aus seiner Kehle gezerrt. »Sag mir, dass es Magie war, was sie so gemacht hat. Sag mir, dass sie von Dämonen besessen ist.«
»Ich glaube, nicht einmal die Götter können jemanden so vollkommen verändern. Es gibt Menschen, die es mögen, wenn andere Schmerzen haben«, flüsterte ich. »Vater war so.« Ich erinnerte mich an eine dunkle Nacht, als ich meine Geliebte im Arm hielt, während sie weinte und berichtete, mein Vater habe sie vergewaltigt. »Nachdem er mich geschlagen hat, ist er immer direkt ins Bett gegangen, mit der nächstbesten Zofe, die ihm über den Weg lief.«
Tosten vergrub das Gesicht an seinen Knien und lachte. »Solltest du mich nicht eigentlich trösten? Du weißt schon, dich um die Hilflosen kümmern?«
»Ich kann dich nicht vor Wissen schützen«, sagte ich schließlich. »Du musst akzeptieren, dass es das Böse gibt, oder es wird zu viel Macht über dich gewinnen. Denk nur an Mutter. Sie hat den größten Teil ihres Lebens damit verbracht, vor dem davonzulaufen, was unser Vater war, also konnte sie ihre Kinder nie vor ihm schützen.« Mir war zuvor nicht klar gewesen, wie wütend ich auf sie war, auf die Passivität, mit der sie zusah, wie Vater Tosten mit einer Zunge zerriss, die ebenso zuschlagen konnte wie seine Fäuste, bis mein Bruder schließlich versuchte sich umzubringen, nur um wegzukommen. In meinen Träumen hatte Oreg sie entschuldigt und behauptet, die Magie von Hurog hätte sie verändert - aber sie hätte für ihre Kinder kämpfen sollen.
»Sie hatte dich, der ihre Kinder beschützte«, sagte Tosten unerwartet. »Ich bin wie Mutter und klamme-re mich an meine Probleme. Auf dem ganzen Weg hierher … auf dem ganzen Weg von Tyrfannig habe ich dir wehgetan, weil dir Oreg lieber ist als ich.«
»Ein weiser Mann hat mir einmal gesagt, dass ein Pferd vor allem beißt und tritt, weil es Angst hat oder ihm etwas wehtut, und nicht aus Zorn.« Es tat weh, Penrod zu zitieren.
»Ich bin kein Pferd«, schnaubte er.
»Aber bist du verängstigt und verletzt?«, fragte ich. Er antwortete nicht. »Man kann einem Pferd nicht übel nehmen, wenn es aus Angst oder Schmerz zuschlägt. Man tut nur, was man kann, um die Ursache zu erleichtern.«
Tosten lachte, diesmal ein echtes Lachen. »Oder man schneidet dem armen Vieh die Kehle durch.«
»Ich muss zugeben, dass es Zeiten gab …«
Wenn jemand uns gehört hätte, hätte er uns für verrückt gehalten, weil wir in dieser dreckigen Zelle lachten, bis wir nicht mehr konnten, ich an die Wand gekettet und Tosten so schwer verletzt, dass er immer wieder zwischen dem Lachen vor Schmerzen keuchte.
»Also gut, wie wirst du uns retten?«, fragte er schließlich. »Wirst du dem Bastard, der den armen Erdrick umgebracht hat, die Treue kündigen?«
»Und zu Kariarn überlaufen?«, schnaubte ich.
»Das ist wirklich eine gute Wahl. Wie das Huhn, das bei den Füchsen einzog, weil es sich vor dem Hund des Bauern fürchtete. Nein.«
»Dann werden wir also hier sitzen bleiben und verfaulen?«
Ich warf einen Blick zu dem Ring an meiner tauben Hand. »Ich glaube, ich habe einen besseren Plan.«
Ich rief Oreg zu mir, wie ich ihn hin und wieder in Hurog gerufen hatte, obwohl ich nie versucht hatte, das außerhalb der Mauern der Burg zu tun. Seit dem Scheiterhaufen, als ich die Toten des Dorfs verbrannt hatte, hatte ich nicht mehr versucht, Magie zu wirken, denn unausgebildete Magie kann tödlich sein.
Dennoch hätte ich wirklich nicht erwartet, welche Macht meinen Ruf durchzog. Der Ring vibrierte vor Magie und entsandte Wärme durch meine bis dahin taube Hand und den Arm, sodass sie sich wieder wie ein Teil von mir anfühlten.
Ich konnte die Magie beinahe riechen, die sich langsam zu Oregs Gestalt verdichtete. Dann lag er am Boden und sah ganz ähnlich aus wie Tosten zuvor, nur dass er zitterte. Er bewegte sich ungeschickt, bis er sich an mein Bein klammern konnte.
»Verlass mich nicht wieder. Bitte, bitte … verlass
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