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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Besessenheit. Hass frisst deine Seele.«
    Hurog, dachte ich. Hurog bedeutet Drache.

    Hurog war verschwunden, als ich aufwachte. Es war so weit weg, dass ich nur die Leere spüren konnte, die es hinterlassen hatte, und der Schmerz dieses Verlusts ließ mich beinahe weinen. Meine rechte Hand war so kalt, dass es wehtat, und eisige Wellen strahlten von dem zerschlagenen Platinring in meinen Körper aus. Ich versuchte, meine Hand an mich zu ziehen, um sie in die Achselgrube zu stecken und zu wärmen, wie ich es in den Wintermonaten tat, aber das ließ nur die Ketten rasseln.
    Ich befand mich in einer kleinen, dunklen Zelle mit hoher Decke. Ein winziges Fenster zwei Mannshöhen hoch an der Wand ließ ein wenig Licht ein, aber es half nicht viel gegen den Gestank von den Binsen am Boden, die schon vor einem Jahrzehnt hätten gewechselt werden sollen.
    Erst dachte ich, ich sei allein, aber als ich zu Boden blickte, bemerkte ich die liegende Gestalt auf den schimmligen Binsen.
    Ich vergaß mein Unbehagen.
    »Tosten?« Die Hand, die ich sehen konnte, war geschwollen und verformt. Ich erinnerte mich daran, seine Schreie in meinem Traum gehört zu haben, und erkannte, dass es kein Traum gewesen war.
    »Tosten!« Nun war ich es, der schrie. Er musste sich bewegen, denn ich konnte nicht erkennen, ob er noch atmete. Ich hätte es nicht ertragen können, wenn er tot wäre.
    Wie zur Antwort auf meine Schreie ging die Zellentür auf, und Kariarn kam herein. Er sah dem Jungen, an den ich mich erinnerte, sehr ähnlich - tatsächlich war er nur etwa ein Jahr älter als ich. Sein dünnes braunes Haar trug er ordentlich schulterlang geschnitten, und seine Kleidung war teuer, aber nicht protzig. Ich starrte allerdings nicht ihn an, sondern seine Begleiterin.
    Ich hätte Bastilla beinahe nicht in der bescheide-nen Frau erkannt, die direkt hinter dem vorsagischen König stand, den Blick zu Boden gerichtet, den Kopf unterwürfig gesenkt. Von der Kriegerin, die an meiner Seite im Schlamm gekämpft hatte, war nichts übrig geblieben, und an ihre Stelle war eine makellos gepflegte Sklavin getreten, die einen Hauch von el-fenbeinfarbener Seide trug, die wenig tat, um ihren Körper zu verbergen. Was hatte Kariarn ihr angetan?
    »Ah, die Wachen sagen mir, dass Ihr wach seid, Ward«, begann Kariarn.
    Ich starrte ihn an.
    »Das mit Eurem Bruder tut mir leid.« Kariarn schubste Tosten mit dem Stiefel. Wenn ich nicht angekettet gewesen wäre, hätte ich ihn umgebracht.
    »Die Magie funktionierte bei Euch nicht. Mein Erzmagier schwor, niemand könne ihr widerstehen, aber Bastilla sagte, dass Ihr ein störrischer Nordmann seid und es durchaus möglich ist, dass sie deshalb bei euch nicht wirkt.« Er griff nach hinten und tätschelte ihren Kopf, wie ein Jäger nach erfolgreicher Jagd seinen Hund tätschelt. Ich wartete darauf, dass sie sich gegen ihn wandte, und folgte seinen nächsten Worten kaum. »Deshalb hat sie Euch vorsichtshalber beide mitgebracht. Sie hatte recht: Sobald Euer Bruder anfing zu schreien, konntet Ihr nicht schnell genug reden. Schade, dass Ihr tatsächlich nicht wusstet, was wir brauchten. Wer hätte gedacht, dass der Herr von Hurog ohne die Führung seines Zauberers seinen Schatz nicht erreichen kann?« Kariarn sah mich tadelnd an. »Aber das ist egal. Bastilla hat ein wenig Haar in der Kammer gelassen, sodass mein Erzmagier es benutzen kann, um die Höhle zu finden. Eine Verschwendung von Macht - aber mit den Drachenknochen wird das kaum zählen.« Die Gier in seiner Stimme, als er ›Drachenknochen‹ sagte, erinnerte mich an die Art, wie mein Vater manchmal eine neue Zofe angestarrt hatte.
    Ich schluckte, um meinen trockenen Hals zu be-feuchten. Bastilla? Hinter seinem Rücken lächelte sie mich an. Es war ein Lächeln, wie ich es nie zuvor auf ihrem Gesicht gesehen hatte, tückisch und triumphierend.
    »Und Ihr sagt mir das alles, weil …«
    Er lächelte. »Ich habe genug von den alten Männern, die glauben, alles besser zu wissen als ich. Ich brauche junge Männer, die verstehen, dass Jugend nicht gleichbedeutend mit Dummheit oder Schwäche ist. Bastilla sagt, dass Euer Zauberer Euch folgen wird, ganz gleich, welchen Herrscher Ihr wählt.«
    Er hörte auf zu reden, wartete vielleicht darauf, dass ich bestätigte oder abstritt, was er gesagt hatte.
    Aber die Kälte, die meinen Arm betäubte, lenkte mich ab. Es tat nicht mehr weh, und das beunruhigte mich. Hatten sie etwas mit mir gemacht? Warum nur dieser Arm? Hatten sie

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