Drachenzauber
in einen Raum führte, der nur die Große Halle sein konnte. Er war erheblich größer als die Halle von Hurog und roch nach Holz und Feuchtigkeit. Kariarn und zehn seiner Männer erwarteten mich nahe der großen Feuerstelle an der Seitenwand. Bastilla war nicht da. Ich fragte mich, was sie wohl gerade tat.
Kariarn begrüßte mich mit einem Lächeln, als wäre ich zu Besuch und käme nicht geradewegs aus einer Kerkerzelle. »Wie freundlich von Euch, zu uns zu kommen. Ihr kennt selbstverständlich Garranon, aber seine Gemahlin kommt nicht an den Hof, also seid Ihr Lady Allysaian vermutlich noch nie begegnet.«
Seine Männer traten beiseite, bis ich sehen konnte, dass Garranon tatsächlich anwesend war, aber er schien darüber nicht froh zu sein. Blaue Flecken bedeckten die Hälfte seines Gesichts, und man hatte ihm die Hände auf dem Rücken gefesselt - anders als meine. Die Füße des Oransteiners waren fest an seine Arme und aneinandergekettet, sodass er bestenfalls schlurfen konnte. Stala empfahl diese Methode für gefährliche Gefangene. Garranon war offenbar nicht damit einverstanden, wie Kariarn mit seiner Burg verfuhr. Ich fühlte mich seltsam erleichtert, dass der Mann, der mir Hurog abgenommen hatte, sein Land nicht verriet.
An Garranons Seite stand ein Mädchen, das ein wenig jünger war als ich und nur geringfügig größer als Ciarra. Sie war keine Schönheit und trug ein schmutziges, zerrissenes Hofkleid, aber sie hielt sich mit solchem Stolz, dass das nicht zählte. Sie stand neben ihrem Mann, ohne ihn zu berühren, aber obwohl sie keine Ketten trug, bestand kein Zweifel daran, wem sie die Treue hielt.
»Garranon«, tadelte Kariarn unbeschwert und riss mich aus meiner Beobachtung, »Wollt Ihr denn unseren Gast nicht begrüßen?«
Garranon sah, dass ich keine Ketten trug, dann wandte er sich ab, zweifellos, weil er mich für einen Verräter hielt.
»Ihr müsst ihm verzeihen, Lord Wardwick«, sagte Kariarn. »Er ist der Ansicht, dass sein Bruder ihn verraten hat, und das hat ihn ein wenig bitter werden lassen.«
»So kann es einem gehen, wenn er sein Land verliert«, erwiderte ich nach einem Augenblick des Zögerns spitz. Es schien klug zu sein, mich von jemandem zu distanzieren, den Kariarn wie einen gefährli-chen Feind behandelte. Jakoven gegen Kariarn einzutauschen mochte sein wie das Huhn, das den Hund des Bauern gegen einen Bau voller Füchse tauscht, aber es würde nicht wehtun, wenn Kariarn glaubte, dass ich es in Erwägung zog.
Kariarn lächelte. »Genau. Ihr fragt Euch wahrscheinlich, wieso ich Euch herbringen ließ.« Er richtete diese Bemerkung ebenso an Garranon wie an mich.
Ich nickte höflich. Die Wachen beobachteten mich scharf, aber ich würde Kariarn nie angreifen, bevor ich wusste, dass Tosten in Sicherheit war. Der Gedanke an Tosten ließ mich plötzlich wieder nervös über Bastillas Abwesenheit werden.
»Ihr habt vermutlich vor, einen von uns an Euer Ungeheuer zu verfüttern und den Nordländer damit zu beeindrucken«, erklärte Garranons Frau kühl. Offenbar mochte sie Nordländer ebenso wenig wie Vorsag.
Kariarn nickte ihr zu. »Ich bin sicher, meine Dame, Ihr werdet das Spektakel ebenso genießen wie ich.« Er machte eine Geste zu einem seiner Männer, der den Raum verließ. »Ihr müsst wissen, Garranon, dass Euer Bruder der unsinnigen Ansicht war, ich würde ihn zum König von Oranstein machen. Ich hatte tatsächlich einmal daran gedacht, aber er verfügt einfach nicht über die Fähigkeit, Menschen zu führen. Er hat Monate hier ohne Euch verbracht, während Ihr Jakovens Lustknabe wart - er hätte die Herzen Eurer Leute und Eurer Frau gewinnen können. Stattdessen ist es ihm gelungen, alle gegen sich aufzubringen. Wenn ich ihn an Eure Stelle setze, werden Eure Leute ihn umbringen, sobald ich der Burg den Rücken zukehre.«
Es war nicht gerade klug, vor mir zuzugeben, dass er Versprechen gemacht hatte, die er nicht halten würde, denn immerhin hatte er mir ebenfalls etwas versprochen. Aber er war jung, und er wusste, wie sehr ich Hurog haben wollte, weil Bastilla ihm das gesagt hatte.
Unwillige Geräusche erklangen von der Tür her.
Zwei von Kariarns Männern brachten Landislaw herein, der ähnlich wie Garranon gefesselt war. Statt ihn allerdings zu uns zu bringen, führten sie ihn in die Mitte des Raums und hielten ihn dort fest.
Kariarns Blick folgte Landislaw, aber er sprach dabei weiter. »Da Landislaw nicht imstande war, die Menschen hier auf seine Seite zu
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