Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
und erhellte das kleine Haus, als hätte jemand das Dach abgenommen und die Sonne bis in die dunkelsten Ecken scheinen lassen. Er warf die Lichtkugel nach oben, wo sie über ihm schwebte, während er die Felle von der Frau zog, um sie sich besser ansehen zu können.
    In Oregs Licht erkannten wir, dass ihre Wangen vom Fieber gerötet und die Augen eingesunken waren. Aber sie war schließlich selbst in ihren besten Zeiten nie schön gewesen - nicht nach konventionel-len Maßstäben.
    »Tisala«, sagte ich verblüfft.
    Oreg hielt bei seiner Untersuchung inne, um ihr kurz ins Gesicht zu sehen. »Tatsächlich«, stimmte er mir zu. »Gut, dass sie ihr das Messer abgenommen haben.«
    »Ihr kennt sie, Herr?«, fragte Atwater, als überraschte ihn das kein bisschen. Er hatte mich einmal für so brutal und irrational gehalten wie meinen Vater, aber seit wir seinen Sohn im letzten Winter gefunden hatten, schien er Wunder von mir zu erwarten.
    »Ja, ich kenne sie«, sagte ich. Das schien nicht zu genügen, also fügte ich hinzu: »Sie hat mir im Kampf den Rücken gedeckt.« Und es gab kein grö-
    ßeres Kompliment für einen Shavig-Mann.
    Atwater nickte, zufrieden, dass sein Lord immer noch seltsam, weltgewandt und allwissend war.
    Als ich Tisala zum letzten Mal gesehen hatte, war ihr lockiges, dichtes Haar kürzer geschnitten gewesen als mein eigenes, nun hing es in schlaffen Strähnen bis auf ihre Schultern und ließ ihre Haut noch weißer aussehen.
    Oregs Hände waren sanft, aber als er ihre linke Hand berührte, erstarrte ihr ganzer Körper, und sie stöhnte.
    »Sie wurde gefoltert«, sagte er sachlich.
    Ich nickte. Man konnte es kaum übersehen: an beiden Händen, der linken schlimmer als der rechten, und beiden Füßen. Es war schwer zu sagen, was man ihr sonst noch angetan hatte; sie trug eine alte, weite, geflickte Hose und ein Hemd, dessen Ärmel zu kurz waren.
    »Sie hatten sie nicht lange«, sagte er schließlich.
    »Sie wird leben, wenn das Fieber und die Fäulnis sie nicht umbringen. Aber wir sollten sie in die Burg schaffen, wo meine Arzneien sind.«
    Er sprach von Magie. Ich hatte Oreg gebeten, den Menschen nicht genau zu sagen, was er tun konnte.
    Er würde Tisala nicht vollständig auf magische Weise heilen, aber die Infektion beseitigen und ihren Körper dann sich selbst regenerieren lassen - und das war mehr, wozu jeder andere Magier, dem ich jemals begegnet war, fähig war. Es war sicherer für ihn, wenn nicht ganz Shavig darüber flüsterte, wie mächtig der Zauberer des Hurogmeten war. Es war besser, alle Aufmerksamkeit zu vermeiden, damit kein anderer Kariarn auf seiner Suche nach Macht nach Hurog kam.
    Ich nahm eines der größeren Felle und wickelte Tisala hinein. Dann hob ich sie auf und richtete mich auf, wobei ich vergaß, wie niedrig die Decke war, und mir einen ordentlichen Schlag gegen den Kopf verpasste.
    Atwater verzog mitleidig das Gesicht.
    Sobald wir weit genug vom Hof entfernt waren, lenkte mein Bruder sein Pferd nahe zu meinem und fragte: »Wie kommt Tisala hierher?«
    Oreg schnaubte. »Warum tauchen Streuner vor Wards Tür auf?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. War sie auf dem Weg zu mir gewesen? Das wäre mir noch an diesem Morgen unwahrscheinlich vorgekommen - ich hatte sie lange nicht mehr gesehen und sie nur kurz gekannt. Ich ging nicht davon aus, einen großen Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben - ich war neunzehn und gewaltig von mir eingenommen gewesen, während sie schon seit mehreren Jahren als rechte Hand ihres Vaters dessen Ländereien verwaltete.
    Außerdem war ich alles andere als ungewöhnlich - wenn man von meiner Größe einmal absah -, aber sie war die einzige Kriegerin, die ich außer meiner Tante Stala, die als meine Waffenmeisterin diente, je kennengelernt hatte.
    Ich schaute wieder auf sie hinab. Es war nicht zu leugnen, dass sie hier war. Sie war geflohen vor denen, die ihr wehgetan hatten, und zu mir gekommen.
    Ich erinnerte mich gehört zu haben, dass sie sich von ihrem Vater entfremdet hatte. Es quälte mich zu wissen, dass sie offenbar niemanden gehabt hatte, an den sie sich wenden konnte, als einen Fremden, den sie vor mehreren Jahren ein paar Tage gekannt hatte.
    »Ich würde gern wissen, wie sie in diese Verfassung gekommen ist«, sagte ich.
    »Die Söldner?«, spekulierte Oreg, der nun links von mir ritt. Aber dann schüttelte er beinahe sofort den Kopf. »Sie hätte ihnen die Bäuche aufgeschlitzt, lange bevor sie sie hierhergebracht haben

Weitere Kostenlose Bücher