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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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könnten.«
    »Haverness, ihr Vater, hat sich von ihr losgesagt, weil sie sich letztes Jahr in Estian mit einer Gruppe von Regimekritikern zusammengetan hat, nicht wahr?«, fragte Tosten nachdenklich. »Mit Leuten, die lieber Jakovens Halbbruder Alizon auf dem Thron haben wollen als den derzeitigen König.«
    König Jakovens Name ließ mich innehalten. Wenn der König hinter ihrer Folterung steckte, dann hatte Tisala tatsächlich guten Grund, hierher zu kommen.
    Es gab nicht mehr viele Adlige, die noch genug Macht hatten, sich dem Hochkönig der Fünf Königreiche zu widersetzen, aber meine Familie zählte dazu. Hurog war eine uralte Burg und mächtiger, als ihr Mangel an Wohlstand glauben ließ. Die Shavig hatten ein gutes Gedächtnis, und Hurog hatte Shavig schon lange beherrscht, bevor die Tallvens ihre Kon-kurrenz ausgeschaltet hatten.
    »Das würde ich nicht ausschließen«, sagte ich. »Es könnte erklären, wieso sie hierher geflohen ist und nicht zu ihrem Vater oder einem ihrer Mitverschwörer.«
    »Hier wird sie sicher sein«, erklärte Tosten und reckte das Kinn vor. Meine Familie würde noch lange brauchen, um zu vergessen, dass der König im Rahmen seiner politischen Intrigen meinen Vetter umgebracht hatte. Tisala hatte eine kluge Wahl getroffen; niemand von uns würde sie verraten.
    Ich konnte nicht sicher sein, dass es wirklich Jakoven gewesen war, nicht bevor sie aufwachte, aber ich musste für diese Situation planen.
    »Oreg, würdest du bitte vorreiten und meine Tante wissen lassen, was hier geschehen ist? Sei diskret, aber sorge dafür, dass sie versteht, dass wir vielleicht bald königliche Soldaten hier haben werden.«
    »In Ordnung«, sagte er.
    Ich wartete, bis sein Pferd nicht mehr zu sehen war, dann wandte ich mich an meinen Bruder. »Du bist mein Erbe.
    Wenn der König herausfindet, dass ich einer Fein-din Zuflucht gewährt habe, wird er mich wahrscheinlich zum Verräter erklären. Ich möchte, dass du zu unserem Onkel reitest und ihm erklärst, was geschehen ist.«
    Er lächelte dünn. »Du hast kein Recht mehr, mich zu beschützen, Ward. Ich bin älter, als du es warst, als du dich mit Kariarn von Vorsag angelegt hast.
    Hör schon auf, mich so anzusehen - das kann Stala besser. Wenn es darum geht, dafür zu sorgen, dass Hurog in Hurog-Händen bliebt, werde ich mich auf den Weg machen. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass Tisala sie hierhergeführt hat, und der König hat keinen Grund anzunehmen, dass sie bei uns ist. Ich habe sie in den letzten vier Jahren nicht öfter als ein Dutzend Mal gesehen. Und so, wie du dich vom Hof fernhältst, bezweifle ich, dass du sie überhaupt gesehen hast.«
    Nur in meinen Träumen, dachte ich. Ich glaubte vielleicht, keinen großen Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben, aber umgekehrt sah das anders aus.
    »Ich würde mich besser fühlen, wenn du bei Duraugh in Iftahar wärest.«
    »Wirklich schlimm für dich«, murmelte er. Irgendwie überraschte seine Reaktion mich nicht. Er räusperte sich. »Ich habe Tisala immer gemocht -
    Mutter hat mir den Geschmack an zierlichen Frauen verdorben.«

    Ich legte Tisala mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch in der Bibliothek, denn dies war einer der wenigen vollendeten Räume in der Burg, der ein Fenster hatte, das Licht hereinließ. Tosten hatte etwas darüber gemurmelt, anderswo nützlicher zu sein, sich auf dem Absatz umgedreht und war gegangen. Er blieb selten in der Nähe, wenn Oreg Magie wirkte.
    Ich schnitt Tisalas Kleidung auf und zog sie von ihr weg, bis sie nackt dalag. Auf ihrem Rücken zeigten sich Peitschenspuren, die so gleichmäßig verteilt waren, dass kein Daumenbreit Haut ganz geblieben war.
    Ein paar Stellen waren beinahe verheilt, aber an vielen anderen war der Schorf gerissen und nässte.
    Ich hörte, wie jemand hinter mir nach Luft schnappte. Ich drehte mich um und sah Oreg, der ihren Rücken anstarrte. Dann begann er, schnell auf und ab zu gehen, und rieb sich die Hände - kein gutes Zeichen.
    Ich setzte mich auf eine Bank und hoffte, dass meine eigene Ruhe ihn ebenfalls beruhigen würde.
    »Oreg«, sagte ich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Manchmal durchlebte er die Vergangenheit auf eine Weise, die für alle Betroffenen quälend sein konnte. Soldaten hatten solche Erinnerungen, in denen Augenblicke aus einer vergangen Schlacht plötzlich lebendiger waren als die Gegenwart - aber Oreg verfügte über die Macht, seine Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Ich hatte nie

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