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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Euren Vetter Beckram des Verrats zu überführen.« Wieder bewegte sie die Hand ein wenig, dann fuhr sie fort. »Es schien ihm einigermaßen wichtig zu sein.«
    Ich bemerkte, dass sie nicht sagte, dass Beckram nichts damit zu tun habe.
    Ich wandte mich ab und starrte einen Drachen an, der ins Kaminsims geschnitzt war. Wenn man meinem Onkel glauben durfte, der sich in Angelegenheiten des Hofs selten irrte, war König Jakoven wütend über die wachsende Anhängerschaft seines Halbbruders, hielt sie aber nicht für eine ernsthafte Gefahr für seinen Thron. Eine Ansicht, die, wie ich dachte, bedauerlicherweise gerechtfertigt war.
    »Wie seid Ihr geflohen?«, fragte ich. »Leute, die gefoltert werden, werden für gewöhnlich sehr gut bewacht.«
    »Man hat mich nicht in der Burg festgehalten«, erwiderte sie. »Jakoven hat mich in den Keller eines Gebäudes in der Stadt bringen lassen.«
    Jakoven liebte Spielchen, Intrigen und Geheimnisse. Einiges jedoch war auch einfach nur vernünftig -
    selbstverständlich hatte er sie nicht in die Burg gebracht. Er hätte viel Unterstützung verloren, wenn bekannt geworden wäre, dass er Tisala - eine Frau von hoher Geburt - hatte foltern lassen. »Verbessert mich, falls ich mich irren sollte«, sagte Tisala nachdenklich. »Jakoven hat mehrere Geliebte der Königin umgebracht. Und er versuchte vor vier Jahren, Beckram zu töten, hat stattdessen jedoch aus Versehen Beckrams Zwillingsbruder erwischt. Es wäre einfacher für Jakoven, Beckram umbringen zu lassen, als ihm Verrat anzuhängen.«
    Ich zuckte die Achseln, setzte mich ans Fußende des Bettes und lehnte mich gegen einen der elegant geschnitzten Pfosten. »Da habt Ihr recht. Aber als der König Erdrick tötete, war ihm wohl nicht ganz klar, welche Macht der Name Hurog im Herzen von Shavig immer noch hat. Politisch ist es klüger zu beweisen, dass Beckram ein Verräter ist, und ihn hinrich-ten zu lassen, als einen Meuchelmörder zu schicken.
    Außerdem würde dann die Strafe dem Verbrechen entsprechen. Mein Onkel hat den König gezwungen, sich um Beckrams willen zurückzuhalten - also würde eine Verurteilung wegen Verrat Duraugh ebenso demütigen wie seinen Sohn.« Ich sank ein wenig in mich zusammen, rutschte weiter aufs Bett, und Tisala zog sich beiläufig ein Stück zurück.
    »Und obwohl Jakoven bei Euch keinen Erfolg hatte, seid Ihr wohl kaum die einzige Person, der er durch Folter ein Geständnis abringen kann. Ich muss mich sofort mit meinem Vetter in Verbindung setzen.
    Wisst Ihr, ob Beckram derzeit in Estian ist?«, fragte ich. Ich verfolgte nicht, wohin mein Vetter reiste.
    Iftahar lag viel näher an Estian als Hurog, und Beckram hielt sich häufig in der Hauptstadt auf.
    »Nein«, flüsterte sie. »Ich weiß es nicht. Glaubt Ihr, dass Jakoven auch andere eingesperrt hat, um sie zu zwingen, Beckram zu bezichtigen?«
    Ich hatte bisher nur daran gedacht, wie ich die Gefahr für meinen Vetter verringern konnte, aber nun wurde mir klar, dass jeder, den Jakoven gefangen genommen hatte, mindestens ein Bekannter, wahrscheinlich aber ein Freund Tisalas sein musste.
    Ich beugte mich vor, und Tisala wich zurück. Als ihr klar wurde, was sie getan hatte, lief sie verlegen rot an - aber sie entspannte sich nicht.
    Ich hatte Seite an Seite mit ihr gekämpft. Der Gedanke daran, was geschehen sein musste, damit sie vor jemandem derart zurückwich, bewirkte, dass ich am liebsten auf etwas eingeschlagen hätte. Ich wollte etwas sagen, um sie zu trösten, aber ihre verschlos-sene Miene verriet mir, dass sie nicht darüber sprechen würde.
    »Glaubt Ihr, Jakoven hat noch andere gefangen nehmen lassen?«, fragte sie wieder.
    »Das hängt davon ab, was er wirklich will«, sagte ich schließlich. »Falls er in der Tat versucht, Alizons Anhänger von ihm abzuwenden, wird er sich zunächst auf Leute von niederer Geburt konzentrieren.
    Er wird aus den Geständnissen, die er erzwingt, Anklagen gegen die Adligen zusammenstellen, die er dann ungestraft angreifen kann.«
    »Was meint Ihr mit ›falls‹?‹«, fragte sie.
    »Das sagte ich bereits«, erklärte ich. »Alizon stellt im Augenblick keine wirkliche Gefahr für den König dar, nicht, solange er auf der Flucht ist. Er hat keinen Zugang zu seinem Gold oder zu seinem Land - beides hat den Geldbeutel des Königs gut gepolstert.
    Alizon hätte vielleicht vor vier Jahren eine Aussicht gehabt, vor allem, wenn Kariarn bei seinen Versuchen, Oranstein zu erobern, ein wenig erfolgreicher gewesen

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