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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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zweiten Tages dämmerte, ohne dass sie eine Spur von den Männern des Königs bemerkt hätten. Tisala spritzte sich eine Handvoll eiskaltes Bachwasser ins Gesicht und hoffe, das würde sie aufwecken. Während sie sich das Gesicht wusch, wieherten mehrere Pferde warnend - und dann klang es plötzlich, als hätte jedes Tier im Lager den Verstand verloren.
    Feder!, dachte sie. Selbst wenn sie Ward nicht mit seinen Pferden gesehen hätte, hätte die Haltung der Garde deutlich gemacht, dass die Stute ihm wichtig war. Tisala wollte auf keinen Fall erklären müssen, wie sie zugelassen hatte, dass die Stute verwundet wurde.
    Sie fand Feder angepflockt. Die Stute verdrehte die Augen zu den anderen Tieren, schien aber nicht sonderlich beunruhigt. Die anderen Pferde traten um sich und bockten, als säße ihnen die Drachenangst im Nacken. Feder war leichter Schweiß ausgebrochen, aber sie beruhigte sich nach ein paar leisen Worten wieder. Nachdem das Schlimmste verhindert war, drehte sich Tisala um und suchte nach der Ursache für das Durcheinander. Sie erwartete, einen Bären oder eine der großen Bergkatzen zu sehen.
    Das Blut floss ihr aus dem Kopf, und sie taumelte leicht gegen die Stute. Drachenangst - ja wirklich!
    Dort inmitten ihrer halb gepackten Zelte und der flüchtenden Männer stand ein Geschöpf, das nur ein Drache sein konnte.
    Es war riesig und glitzerte in allen Schattierungen von Blau und Lila. Das dunkle Mitternachtsblau an seinen Extremitäten verblasste in Richtung des Körpers zu einem Lavendelton, der schimmerte wie eine Perle. Die Knochenstruktur der halb gefalteten Flügel war schwarz und leuchtete mit schwachen Mustern von Gold, die sich auch über die Membran mit ihren lavendelfarbenen Schuppen zog, aus denen die Flügel überwiegend bestanden. Helle, lilablaue Augen bildeten einen deutlichen Kontrast zu den unregelmäßigen dunkelblauen Schuppen seines Gesichts.
    Tosten stand allein vor dem Tier, die Fäuste ge-ballt, und brüllte es an. Sobald Tisala erkannte, dass alle anderen versuchten, die Pferde zu beruhigen, oder zu weit entfernt waren, um ihm zu helfen, zog sie ihr Schwert und ließ Feder, wo sie war. Der Drache hatte seine Aufmerksamkeit auf Tosten gerichtet, also näherte sich Tisala vorsichtig. Er hatte noch niemandem etwas getan, und sie wollte ihn nicht provozieren.
    Als sie etwa die Hälfte der Entfernung zurückgelegt hatte, konnte sie hören, was Tosten sagte.
    »… nicht hier!« Wilder Zorn prägte seine Stimme, obwohl sie auch die Angst auf seinen Zügen nicht falsch gedeutet hatte. »Niemand soll es wissen! Es ist zu gefährlich: Du weißt, was Ward sagt. Hier sind hundert Leute - irgendwer wird bestimmt reden.
    Willst du von tausend Möchtegern-Magiern gejagt werden, die hinter deiner Magie her sind?«
    Tisala blieb stehen, wo sie war. Es handelte sich offenbar um ein Privatgespräch, obwohl Tosten so laut schrie, wie er konnte.
    Der Kopf des Drachen zuckte mit tödlicher Geschwindigkeit vor, und Tostens Haar teilte sich von seinem Atem. Wards Bruder wurde bleich, wich aber nicht zurück.
    »Ich werde aus dem Lager reiten und mich mit dir treffen, sobald ich mein Pferd gefunden habe«, sagte er. »Was dank dir eine Weile dauern könnte. Und jetzt verschwinde.«
    Der Drache holte gewaltig Luft und schnaubte, dann drehte er den Kopf und warf einen kurzen Blick zu Tisala. Schnell erhob er sich auf die Hinterbeine, sprang in die Luft und verschwand über einem Berg-kamm im Westen.
    Tosten wandte sich ihr mit beinahe flehentlicher Miene zu.
    Bevor er etwas sagen konnte, reagierte Tisala schon auf diesen Blick. »Hurog bedeutet Drache.«
    Ich habe einen Drachen gesehen, dachte sie verzückt.
    »Und wenn der Rest der Welt herausfindet, dass wir einen haben, werden sie alle auf unserer Schwelle kampieren und auf eine Gelegenheit warten, ihn umzubringen.« Tosten fuhr sich besorgt durchs Haar.
    »Verdammt noch mal. Er sollte es besser wissen.«
    Sie nickte. »Ich würde an deiner Stelle allen sagen, dass Ward sehr unglücklich sein wird, wenn jemand diese Geschichte weitererzählt. Und ich selbst stamme nicht aus Shavig, also käme ich nie auf die Idee zu behaupten, Drachen gesehen zu haben.«
    Tosten lächelte müde, und sie erinnerte sich, dass er doppelt so weit geritten war wie Lord Duraugh und seine Männer.
    Die geflohenen Pferde wurde eingefangen, und erste Gerüchte darüber, was sie erschreckt hatte, kamen auf. Es schien, als hätten nur wenige Männer den Drachen wirklich

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