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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihn von dem Mädchen weg, und dann hat sie ihr, glaube ich, eine Ohrfeige verpasst, denn sie hörte auf zu schreien. Ich bin nicht sicher, da mein Blickfeld von dem Flurtisch eingeschränkt wurde, unter dem ich mich versteckte.
    Stala half dem Mädchen hoch und schickte sie ins Zimmer meines Bruders.« Tosten stieß ein Schnauben aus, das vielleicht ein Lachen war. »Ich glaube jetzt, dass das die erste Nacht war, die sie im Bett meines Bruders verbrachte. Damals kam ich mir wirklich verraten vor: wegen meiner Unfähigkeit, mich meinem Vater zu stellen und das Mädchen zu retten, und auch wegen der Beziehung meines Bruders zu der Frau, in die ich, ein Dreizehnjähriger, glaubte verliebt zu sein. Ich konnte mit meinen eigenen Mängeln nicht leben, also gab ich Ward an allem die Schuld. Ich hörte, wie Vater und Stala sich stritten - verbal und körperlich -, und dann hatten sie mitten im Flur Sex - und ich dachte die ganze Zeit daran, dass das Mädchen und mein Bruder das Gleiche taten, und hasste sie alle.«
    Tosten hatte ein Lächeln auf den Lippen, als er Tisala ansah, aber seine Augen waren ausdruckslos.
    »Als die ganze Burg über die Ergebenheit meines dummen Bruders an seine kleine Dienerin lachte, lachte ich daher ebenfalls. Er folgte ihr den ganzen Tag, bei all ihren Arbeiten, trug die Wäschekörbe oder die Serviertabletts für sie, und nachts schlief sie in seinem Bett.«
    Tisala wollte nicht über jemanden nachdenken, der Wards Bett geteilt hatte, aber sie schob das Gefühl beiseite und hörte weiter zu.
    »Ward war zu dieser Zeit fünfzehn oder sechzehn und schon groß und stark. Vater hatte begonnen, ihm aus dem Weg zu gehen - ich glaube, er hatte Angst vor dem, was Ward tun könnte. Also unternahm er nichts gegen die unangemessene Anhänglichkeit meines Bruders, die etwas über ein Jahr andauerte, bevor das Mädchen einen anderen heiratete.«
    Tostens Atemzüge waren unregelmäßig, und Tisala erkannte, dass es ihm nicht leicht fiel, diese Geschichte zu erzählen. »Eines Tages kam ich am Zimmer meines Bruders vorbei und blieb stehen, weil die Tür von selbst aufging. Es gab Gespenster in Hurog, also war es nicht ungewöhnlich, dass Türen sich von selbst bewegten. Ich hatte keine Angst, aber dann hörte ich Ward weinen. Er hätte sie geheiratet, glaube ich, wenn sie ihn hätte haben wollen. Aber sie kannte ihren Platz, selbst wenn er das nicht tat. Sie ging nach Tyrfannig und heiratete dort einen Kaufmann, einen Mann aus dem Bekanntenkreis ihres Vaters.« Tosten rieb den Hals des Wallachs. »Ein paar Wochen später hatte sie eine Fehlgeburt - es war dieser Tag, an dem ich Ward in seinem Zimmer weinen hörte. Ich glaube, es war Wards Kind. Ich wünschte, ich wäre zu ihm gegangen, als ich ihn hörte, statt nur die Tür zu schließen.
    Ich wusste nicht, ob ich dir die ganze Geschichte erzählen sollte oder nicht«, sagte er. »Aber es scheint das Richtige zu sein. Keiner von uns hat Ward seitdem so gesehen. Er hat keine beiläufigen Beziehun-gen. Er tändelt nicht, er lebt nicht auf, wenn eine bestimmte Frau ins Zimmer kommt - das passiert nur bei dir.« Er grinste sie an. »Ich wollte dich wissen lassen, dass ich dich nicht nur als - wie hast du es ausgedrückt? Ah ja, als Wards Frau sehe. Ich glaube, es ist etwas viel Ernsteres.«

5
    WARDWICK

    Ciarra hatte eine Kinderfrau, die ihr Geschichten von schrecklichen Ungeheuern erzählte, die im Abflusssystem von Hurog lebten und unartige Kinder fraßen. Ciarra war alles andere als erschrocken und spielte selbst gern Ungeheuer. Einmal sprang sie hinter einer Tür hervor und erschreckte die Kinderfrau. Als Tante Stala davon hörte, sagte sie, die Ungeheuer, die uns die meiste Angst machten, seien jene, die wir selbst schufen.

    Zwei Wachen kamen und holten mich aus
    meiner Zuflucht aus Stroh. In ihren Augen stand ein seltsames Glitzern, und Schlangenzungen aus Feuer züngelten aus ihren Körpern. Ich verstand nicht, was sie sagten, aber es genügte, dass sie mich an den Armen packten und versuchten, mich aus meiner Sicherheit herauszuzerren.
    »Töte sie nicht«, riet die leise Stimme in meinem Hinterkopf, wo sich ein kleiner Teil von mir vor Drogen und Magie verbarg.
    Ich ließ die Männer, wo sie lagen, und rollte mich wieder in meinem Nest zusammen, den kalten Stein tröstlich fest in meinem Rücken.
    Mehr Wachen kamen und holten ihre schlaffen Kameraden ab. Nach einer Weile brachte Jadeauge ein kleines metallenes Kohlebecken und verbrannte darin

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