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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein.
    Ich schloss die Augen und wartete darauf, dass sie verschwand. Nach einem Augenblick hörte ich, wie sie die Schale, die sie mir gegeben hatten, über den Boden zog, um sie forschend zu betrachten.
    »Guter Junge, du hast heute Abend nicht gegessen«, stellte sie fest. »Garranon glaubt, dass man dir eher Drogen versetzt als dich verzaubert hat, und dagegen ist schwerer anzukommen.«
    Das Wasser war das Gefährlichste; ich kam mir sehr schlau vor, weil ich das wusste. Ich hatte zuvor gewaltig geschwitzt und jetzt entsprechend großen Durst, aber ich wusste, dass das Wasser für mich ebenso gefährlich war wie der Zauberer. Ich hielt einen Strohhalm im Mund, und das hatte geholfen, dass mein Mund feucht blieb, aber nun funktionierte es nicht mehr besonders.
    »Wardwick«, versuchte sie mich zu verlocken (ich hörte an ihrer Stimme, dass sie näher kam), »sieh mich an, Junge. Du kennst mich.«
    Ich wandte den Blick widerstrebend von der Wand ab und starrte dem Ungeheuer ins Gesicht. Sie war so groß wie ein kleinerer Bär aus dem Norden; ihr Kopf hatte auch etwas Bärenhaftes, bis auf die großen goldenen Augen, die besser zu einem Tiger gepasst hätten. Ihr dichtes Fell bedeckte einen Körper, der nicht so kräftig war wie der eines Bären und nicht so geschmeidig wie eine der großen Katzen. Sie hatte den Schwanz um ihre Vorderpfoten drapiert, und sie schnurrte, als ich ihr in die Augen sah. Ich glaube, das Geräusch war beruhigend gemeint.
    Die Luft fühlte sich plötzlich klarer an, ebenso wie meine Gedanken, aber ich wusste, dass ich weiter halluzinierte, denn die Hüterin der Ruinen von Menogue hatte in meiner Zelle nichts zu suchen.
    Ich setzte mich gerader hin und strich das Stroh von meinen Schultern, um mir ein wenig Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Die Bewegung machte die Schmerzen schlimmer, die nach Jadeauges Zorn zurückgeblieben waren.
    »Lass mich allein«, sagte ich. Als ich ihr das letzte Mal begegnet war, hatte ihr Gott Aethervon den Körper meiner Schwester übernommen und Oreg gequält. Niemand tat meinen Leuten weh, wenn ich etwas dagegen tun konnte.
    »Beruhige deinen Zorn«, sagte sie. »Ich komme, um einem Freund einen Gefallen zu tun. Garranon machte sich Sorgen um dich. Er bat mich, zu dir zu gehen, wenn ich es könnte. Also habe ich seine Bitte Aethervon unterbreitet. Mein Herr interessiert sich für dich, seit er erwachte, als du seinen Tempel in Menogue besuchtest.«
    »Geht weg«, sagte ich erneut. Wenn es nach mir ginge, hätte Aethervon hängen können. Er hatte meine Schwester ohne ihre Zustimmung benutzt und meinem Freund wehgetan. Zugegeben, die Tamerlain hatte an beidem keinen Anteil gehabt - aber ich verachtete ihren Herrn.
    »Ich kann dir helfen«, sagte sie.
    Ich stieß ein kurzes Lachen aus und versuchte zu verbergen, wie sehr selbst diese geringe Bewegung wehtat.
    »Du sagst, Garranon sei dein Freund«, sagte ich.
    »Garranon ist mein Freund«, bestätigte sie.
    Ich starrte sie an, und sie begegnete meinem Blick ruhig. Ich hatte die Tamerlain für nichts anderes als eine Dienerin eines geschwächten, verräteri-schen Gottes gehalten. Dass Garranon ein Freund von ihr sein sollte, war einfach unglaubwürdig.
    Wenn er eine solch mächtige Verbündete hätte, hätte sie sich doch sicher schon früher gezeigt - seinen Bruder gerettet, seine Feinde vernichtet. Irgendetwas. Mein Leben hatte in den Händen meines Vaters gelegen, aber Garranons Leben war noch schlimmer gewesen.
    »Wie lange seid ihr schon Freunde?«, fragte ich.
    Mein Unglaube schien sie zu kränken, und sie riss den Kopf hoch und knurrte leise. »Er war mein Freund, seit er nach Estian kam, ein verängstigtes, einsames Kind. Er sah mich - niemand sonst an diesem Ort hat mich je gesehen -, und er fürchtete mich nicht. Seit dieser Nacht, als er sich neben mir zusammenrollte und schlief, ein Kind selbst nach euren kurzlebigen Maßstäben, war er mein Freund.«
    Ich glaubte ihr plötzlich, aber das verbesserte meine Meinung von ihr nicht. »Eine Freundin, die zugesehen hat, als der König ein Kind vergewaltigte.«
    »Es war keine Vergewaltigung - das geschah schon, bevor er herkam. Der König benutzte Kräuter
    … Magie.« Selbst in ihrem Tiergesicht konnte ich sehen, wie sehr sie das quälte. Sie hatte gewusst, dass Kräuter und Magie nichts an der Tatsache änderten, dass es eine Vergewaltigung war.
    Während wir sprachen, hörte die letzte von Jadeauges Drogen auf zu wirken. Ohne ihre Hilfe waren mein

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