Drachenzauber
Entsetzen vor dem Asyl und mein klaustropho-bischer Zorn über meine Unfähigkeit, wirkungsvoll gegen Jadeauge anzukämpfen, in meinem Bauch gewachsen. Als nun noch unendlich tiefer Zorn über die Schmerzen eines Kindes hinzukam - obwohl er nun ein Erwachsener war und gut auf sich selbst aufpassen konnte -, lockerte das die Fesseln um meine böse Zunge.
»Und jetzt soll ich dir also erlauben, mir zu helfen?«, fragte ich erbost.
Sie sprang auf, als hätte ich sie geschlagen, und einen Augenblick ließ mich der Zorn in ihren Augen denken, dass meine Sorgen wegen meiner derzeitigen Situation ein schnelleres Ende finden würden, als ich für möglich gehalten hätte - obwohl ich doch eher auf Oreg als auf den Tod wartete.
Sie fauchte lautlos, dann ging sie von mir weg.
Mit dem Gesicht zur Wand sagte sie: »Du weißt nichts darüber. Ich unterlag Zwängen, ebenso wie mein Herr. Ich musste zusehen und konnte nichts tun.« Die Spannung war verschwand plötzlich, und als sie sich mir wieder zuwandte, sah ich nur noch Kummer in ihren Augen.
»Dem Stoff dieser Welt ist solcher Schaden zugefügt worden, dass mein Herr sie bei all seiner Anstrengung nur mit Mühe zusammenhalten konnte.
Glaubst du denn, er hätte seinen Tempel Opfer fremder Heere werden lassen, wenn er sie mit einer einzigen Berührung hätte zerstören können? Aber selbst das hätte genügt, um den Damm brechen zu lassen, der die Menschheit am Leben erhielt. Er … er konnte nicht einmal ein Kind retten.«
Ich hatte mich meiner Worte schon geschämt, sobald ich sie ausgesprochen hatte. »Es tut mir leid«, sagte ich.
»Mir ebenfalls«, flüsterte sie, aber ich glaube nicht, dass sie von den letzten Minuten sprach.
Sie seufzte und schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Das alles ist geschehen. Aber du solltest eins wissen: Ich war nicht die Einzige, die zornig war, weil wir so wenig zu tun vermochten. Aethervon konnte nur Visionen schenken und hoffen, dass sie den Menschen, denen er sie gab, dabei halfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Und dann kamst du nach Menogue.«
»Er gab mir meine Magie zurück«, sagte ich.
»Er sah in dir eine Gelegenheit, einen der größten Brüche zu heilen - also tat er, was er konnte, um dir zu helfen«, erwiderte sie. »Als du das Land von der gewaltigen Untat geläutert hast, die in Hurog geschehen war, hast du einige der Zwänge gebrochen, die ihm auferlegt waren. Es gibt nun zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder Mönche in Menogue.
Durch mich kann er ein wenig mehr tun, um dir zu helfen.«
»Ich dachte, Aethervon hätte geschworen, den Königen von Tallven zu helfen«, sagte ich. »Es war ein König von Tallven, der mich hierhergebracht hat.«
»Er hat geschworen, den Tallvens zu dienen, so weit ein Gott Menschen dient«, stimmte sie zu. »Er hat nur einen anderen Tallven erwählt, dem er dienen will.«
Ich zog eine Braue hoch. »Aethervon steht auf Alizons Seite?«
Ihre Augen verschleierten sich vor Freude, und sie schnurrte. »Diese Wendung der Ereignisse erfreut mich! Oh, nicht dass du hier bist, und in diesem Zustand - aber dass Aethervon sich gegen den stellt, der meinem Garranon wehtut. Ja, das erfreut mich. Wenn ich dürfte, würde ich ihm das Fleisch von den Knochen reißen und ihn verfaulen lassen …«
Ihr Schwanz zuckte wie der einer jagenden Katze.
Bewusst beruhigte sie ihn und wickelte ihn wieder um die Vorderpfoten. »Aber das wird vielleicht noch kommen. Die Götter müssen es immer noch den Menschen überlassen, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen. Du solltest dich erinnern, dass Aethervon dazu neigt, eine Gunst zu erweisen, wenn man ihn auf die richtige Art darum bittet.« Sie schnurrte.
»Garranon, mein Freund, bat mich, dich aufzusu-chen, und ich werde ihm sagen, wie er dich finden kann. Aber es erfreut auch Aethervon, dass ich dir helfe. Der König wartet darauf, dass deine Verwandten kommen, damit er sie und dich seinem Hof vorführen kann. Er hat aus Iftahar gehört, dass dein Onkel in Hurog ist. Also werden sie Zeit brauchen, um hierher zu kommen. Wenn du vor ihnen stehst, werde ich das Gift aus deinem Fleisch entfernen - so gut ich das kann. Es liegt an dir, bis dahin zu verhindern, dass sie dich vernichten.«
Sie ging. Sie verschwand einfach, und ich dachte, ich hätte sie mir vielleicht nur eingebildet, aber meine Gedanken blieben klar.
Aha, dachte ich. Die Tamerlain will mir helfen.
Der König wollte mich gebrochen sehen. Er wollte seinem Hof einen Verrückten
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