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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Insassen oder den Wachen. Dieses System diente dazu, dass die Reinigungskräfte nicht erfuhren, was im Asyl vorging, aber es bedeutete auch, dass die Wachen nicht viel über die Reinigungskräfte wussten.
    Sie durchquerten leise die marmorne Einganghal-le, wobei sie sich weit links nahe den samtenen Wandbehängen hielten. Wenn es einen anderen Eingang ins Asyl gegeben hätte, hätte man sie sicherlich diesen nehmen lassen, aber es gab nur einen Weg ins Gebäude und wieder hinaus.
    Hinter der Eingangshalle kamen sie an den Mo-dellzellen vorbei. Sechs große Räume, drei auf der einen Seite, drei auf der anderen, wurden hier zur Schau gestellt. Jede Zelle hatte einen Teppich, einen gepolsterten Sessel und ein Bett mit Brokatdecke.
    Die Möbel waren so ausgewählt, dass die Insassen sich damit nicht wehtun konnten, aber sie zeigten dennoch eine gewisse Opulenz. In vier Zellen befanden sich Schauspieler, die dafür bezahlt wurden, sich verrückt zu stellen, wenn auch nur geringfügig -
    nichts, das eine Familie verstören würde, die vorbeikam, um zu sehen, ob das Asyl ein sicherer Aufent-haltsort für den alten Onkel oder die Mutter war, die so schwierig geworden war. Zwei ließ man leer, für den Fall, dass eine Familie einen Patienten besuchen wollte. Diese Patienten wurden gewaschen und mit Drogen oder Magie behandelt, damit sie halbwegs glücklich wirkten, und etwa eine Stunde vor Eintreffen der Besucher in eine der Zellen gesetzt. Unangekündigte Besuche waren nicht gestattet.
    Tisala fragte sich, wie viele Leute, die ihre Probleme hier im Asyl einsperrten, wirklich glaubten, was man ihnen vorführte. Wie viele von ihnen würden entsetzt sein, wenn Alizon das Asyl schloss, weil sie wussten, dass ihnen niemand die Schuld geben konnte, solange sie sich unwissend stellten?
    Leise ging Tisala zusammen mit ihrem Führer durch das Holztor ins eigentliche Asyl. Wie immer war das Erste, was sie traf, der Gestank: Kot, Urin und über allem der intensive Gewürzgeruch des Gebräus, mit dem die Reiniger die Zellen schrubbten.
    Ohne ein Wort zu ihrem Mitverschwörer wandte sie sich nach links zu einem Schrank mit Eimern und Schrubbern und nahm sich jeweils einen davon.
    Dann stellte sie sich im Flur in die Reihe von Leuten, die schweigend darauf warteten, dass ihre Eimer gefüllt wurden.
    Nicht, dass es im Flur still gewesen wäre. Schreie und Stöhnen drang hinter den vergitterten Türen hervor. Tisala wusste, dass sie sich irgendwann daran gewöhnen würde. Aber wie immer waren die ersten Minuten schwierig. Sie hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, aber das hätte andere nur auf sie aufmerksam gemacht. Schließlich füllte sie ihren Eimer an dem Steinbehälter, der voll war mit etwas, das Jakovens Zauberer zusammengebraut hatten. Es hatte nichts Magisches an sich, hatte man ihr gesagt, sondern bestand überwiegend aus Kräutern und Alkohol.
    Der zuständige Wärter gab ihr die erwarteten Zellennummern, wie es immer geschah. Sie wusste nicht, ob er ein Rebell war oder von Rosem besto-chen, und sie fragte nicht danach.
    Mit ihrem Eimer und dem Schrubber stapfte sie durch die nächste Tür und schlurfte weiter durch den Irrgarten von Fluren. Sie hatte sich einen Bauplan eingeprägt, bevor sie zum ersten Mal hierhergekommen war, und jetzt brauchte sie die Flure nicht einmal mehr zu zählen. Sie brauchte nicht stehen zu bleiben, als sie an den verriegelten Türen vorbeikam, die in den Magierflügel führten, wo Ward sein musste, obwohl sie das gern getan hätte. Das gehörte heute nicht zu ihren Aufgaben.
    Schließlich blieb sie vor der festen Tür einer Zelle stehen, die genauso aussah wie die benachbarte, wenn man von der Nummer über der Tür einmal absah. Sie stellte den Eimer ab und nahm den Querriegel aus der Halterung. Mehrere Türen entfernt sah eine Wache zu. Solange sie nicht schrie oder der Patient nicht herausgerannt kam, würden die Wachen sich nicht einmischen.
    Sie ließ ihren Schrubber neben dem Eimer stehen, nahm einen klapprigen hölzernen Heurechen von der Wand im Flur und betrat die Zelle. In dem kleinen Raum gab es nichts, womit ein Patient sich verletzten konnte, aber das war auch die einzige Ähnlichkeit mit den Vorführzellen am Eingang. Auf dem Boden lagen keine Teppiche, sondern Stroh. Eine harte Holzbank war an der Wand befestigt, gerade eben lang und breit genug, dass man darauf schlafen konnte, wenn man vorsichtig war. Und unter diesem Bett stand kein diskreter Nachttopf.
    Tisala, deren Nase

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