Drachenzauber
Gemächern führte. Der Junge lag oben auf der Bettdecke und schlief friedlich.
»Was wirst du tun?«, fragte die Tamerlain.
»Wie lange stand ich auf diese Weise in Jakovens Bann?«, fragte Garranon.
»Vier Jahre«, sagte sie. »Beinahe fünf.«
Er wandte den Blick dem Jungen zu, denn die Antworten auf die nächste Frage waren ihm sehr wichtig, und er wollte nicht, dass sie das wusste.
»Du hast gehört, wofür der König ihn haben will?«, fragte sie. »Jakoven hat Farsons Fluch gefunden, und mit dem Hurog-Blut dieses Jungen verfügt er auch über den Schlüssel dazu.«
»Farsons Fluch?« Garranon starrte sie einen Augenblick an. »Ich nehme an, mein Anteil an deinem Spiel besteht darin, den Jungen zu retten und ihn zu seinen Brüdern zu bringen. Sag mir, was hat es mit diesem Bann auf sich, den Jakoven über ihn verhängt hat?«
Die Tamerlain schwieg kurz, bevor sie antwortete.
»Ich kann ihn brechen.«
»Du hättest mich befreien können?«
Sie antwortete nicht.
Er fuhr herum und starte sie an. »Glaubst du, ich hätte so lange an diesem Hof überleben können, ohne genau zu wissen, wann ich manipuliert werde?«, fragte er verbittert. Ihr Verrat tat mehr weh als das Wissen, dass er die Marionette des Königs gewesen war, genau, wie es alle immer gedacht hatten. Neunzehn Jahre lang war sie seine einzige Freundin, seine einzige Vertraute gewesen. »Wie freundlich von dir, mir nach all diesen Jahren zu zeigen, dass der König mich mit Magie belegt hatte. Ich nehme an, du wirst den Bann des Königs brechen, damit sich dieser Junge nicht auf dem ganzen Weg nach Hurog wehrt?«
Die Tamerlain trat zurück. »Es wäre besser zu warten, bis ihr unterwegs seid. Er wird in Estian nicht sicher sein, und wenn er Gelegenheit hat, wird er zweifellos versuchen zu fliehen. Er wird schlafen, bis ich den Bann breche, mit dem der König ihn belegt hat.« Sie zögerte. »Ich hätte es auch bei dir getan, aber Jakoven hätte es bemerkt. Es hätte dir nicht geholfen, und Aethervon sind Grenzen auferlegt, wie weit er sich dem König widersetzen kann.«
Das entsprach vielleicht sogar der Wahrheit. Garranon zuckte die Achseln. »Das ist jetzt gleich. Wir haben keine Zeit für solche Dinge, wenn ich den Jungen aus dem Schloss bringen soll, bevor alle aufwachen.«
Er hätte sie gern gefragt, ob sie verstand, was diese Aufgabe, die sie ihm übertragen hatte, für seinen Besitz, seine Frau und seinen Sohn bedeutete. Der König würde wissen, wer den Jungen genommen hatte, sobald er bemerkte, dass auch Garranon verschwunden war. Aber er wusste auch, dass seine Frau es ihm nicht danken würde, dieses Kind in Gefahr gelassen zu haben, weil er um sie und um Buril, sein Zuhause, fürchtete.
Der Junge wachte nicht auf, als Garranon ihn aufhob und durch die Gemächer trug, die einmal die seinen gewesen waren.
Er benutzte die Dienstbotenflure. Als er ein paar Zofen begegnete, knicksten sie vor ihm und wandten sich dann rasch wieder ab. Garranon hatte schon einige Kinder aus dem Palast weggebracht, die die Spielzeuge hoher Adliger gewesen waren, und die Diener würden ihn nicht freiwillig melden, bis sie erfuhren, aus wessen Bett er diesen Jungen genommen hatte.
Ein Stalljunge brachte ihm ohne Kommentar sein Pferd, dessen Satteltaschen schon für den Ritt nach Oranstein gefüllt waren, den er am nächsten Tag hatte antreten wollen. Als er darum bat, brachten sie ihm noch ein zweites Pferd, das der Junge reiten konnte, wenn er wieder wach war.
Der Stallmeister hielt den schlafenden Jungen, bis Garranon im Sattel war, dann übergab er ihn.
»Armer kleiner Kerl«, sagte der Mann. »Er kann froh sein, dass sie ihn mit ihren Drogen nicht umgebracht haben, so tief, wie er schläft.«
Garranon nickte; der Stallmeister brauchte nicht zu erfahren, dass Magie und keine Droge diesen unnatürlichen Schlaf bewirkt hatte. Seine eigene Stute war die Gesellschaft der Tamerlain gewöhnt, aber das zweite Pferd schnaubte und versuchte auszuwei-chen, als man es zu Garranon führte, damit er die Zügel nehmen konnte.
Der Stallmeister runzelte die Stirn. »Ich werde ein Stück mit Euch kommen, wenn Ihr eine zusätzliche Hand braucht. Ich habe eine Tante im Süden, der es jeden Augenblick schlechter gehen könnte.«
Garranon rückte den Jungen vor sich zurecht und sortierte die Zügel, bis er beide Pferde unter Kontrolle hatte, dann schüttelte er den Kopf. »Es wäre besser, Euch nicht tiefer in diese Sache zu verwickeln.
Ich bin nicht sicher, ob ich
Weitere Kostenlose Bücher