Drachenzauber
erst vierhundert Jahre alt, aber sein Vater hatte zu den Ersten gehört, die an der Reihe von Seuchen starben, welche die Zwerge beinahe vernichtet hatten. Seine rote Haarmähne war so lang, dass sie über den Boden fegte. Er trug das Haar offen, weil Zwerge es nur flochten, wenn sie in den Krieg zogen. In seinem ordentlich gestutz-ten Bart gab es nur eine winzige Spur von Grau. König Lorekot trug ein schlichtes graues Gewand mit schwarzen Paspeln, bei dem nur die Stoffe, Seide und Leinen, auf seinen Rang schließen ließen.
»Wer da?«, fragte er langsam - die einzige Person, die ich je gehört hatte, deren Stimme tiefer war als meine. Axiel sagte, er könne die tieferen Töne benutzen, um allen, die sie hörten, Angst einzujagen - ein nützlicher Trick auf dem Schlachtfeld.
Ich verbeugte mich, ein Herrscher vor einem anderen. »Ich bin Wardwick, Hurogmeten von Burg Hurog, wo nun wieder Drachen fliegen.«
»Was bringt Euch hierher, Held von Hurog?«
Ich zeigte nicht, wie verlegen mich dieser Titel machte, aber es war nicht einfach. »Ich bitte um die Zahlung der Schuld, in der Euer Volk steht. In der Oberwelt gibt es Krieg. Etwas sehr Böses ‘wurde wieder entdeckt und wirkt seine Magie unter den Menschen. Jakoven, Hochkönig der Fünf Königreiche, hat Farsons Fluch in seiner Gewalt.«
»Streitet jemand hier unsere Schuld ab?«, fragte der König.
Schweigen antwortete ihm.
»Was wünscht Ihr von uns?«
»Ich brauche ein Heer«, sagte ich. »Welches menschliche Heer könnte den Dunklen, den Steinmännern, widerstehen?«
Und so begannen die Verhandlungen. Zwerge tun nichts eilig, es sei denn, bittere Not treibt sie dazu.
Das hängt wahrscheinlich mit ihrer Langlebigkeit zusammen. Meine müden Knochen sagten mir, dass sich die Sonne schon wieder am Himmel erhoben hatte, bevor jemand beiläufig die Zwergenwege erwähnte.
Viele Geschichten über den Mut von Zwergen wurden erzählt, und Oreg und Axiel berichteten über mein Leben auf eine Weise, die so aufgebläht war, dass die Geschichten beinahe keine Ähnlichkeit mehr mit meinen eigenen Erinnerungen hatten. Nicht, dass sie vollkommen falsch gewesen wären … nur übertrieben. Ich hatte tatsächlich einmal in einem Schneesturm ein Pferd zwei Meilen weit getragen, aber es war ein neu geborenes Fohlen gewesen. Blut und abgetrennte Körperteile spielten in den meisten Geschichten eine große Rolle, und die Erzähler wurden mit jeder Stunde, die verging, wilder in ihren Übertreibungen.
Am Ende hatte ich eine Übereinkunft erzielt, bis zu zehn Personen gleichzeitig über die Zwergenwege transportieren zu dürfen. Die Liste der Personen, die sie benutzen konnten, war nicht lang - niemand wollte, dass die Wege allgemein bekannt wurden -, aber Kellen und sein Diener, alle, die direkt von Hurog abstammten und die ich für vertrauenswürdig hielt, Alizon, Haverness, Tisala, Stala und Garranon befanden sich darauf. Axiel würde mit mir kommen, denn er wusste, wie man die Wege nahm.
»Großzügigste Majestät«, sagte ich mit einer Verbeugung, die ruckartiger ausfiel, als mir lieb war, aber zumindest hatten meine steifen Muskeln mir noch erlaubt aufzustehen. »Ich habe ein kleines Geschenk für Euch, um Euch für diese Audienz zu danken.«
Ein Geschenk, hatte die Botschaft des Königs gesagt, würde es unmöglich machen, dass seine Höflinge sich über die schlechten Manieren der Menschen beschwerten. Ein exotisches Tier, hatte er na-hegelegt, denn seine Menagerie war bei seinen Leuten berühmt. Ich hatte etwa fünf Minuten gebraucht, um das perfekte Tier zu finden.
»Ich habe auf meinem Land«, sagte ich, »einen Basilisken - manchmal werden diese Tiere auch Steindrachen genannt. Oreg, mein Zauberer, hat ihn tatsächlich in Stein verwandelt, um für seine Sicherheit zu sorgen. Wenn Ihr eine angemessene Zuflucht für ihn habt, werde ich ihn zu Euch bringen lassen.
Oreg kann ihn entzaubern, wann und wo Ihr es wünscht.«
Die Zwerge schwiegen - eher staunend als nachdenklich, dachte ich. Der Basilisk war das Tier ihrer königlichen Familie, ein Wappen, das nur dem Drachen nachstand, der nicht einer einzelnen Familie gehörte, sondern dem gesamten Zwergenvolk. Axiel hatte mir das auf dem Weg hierher erzählt, als ich erklärt hatte, was ich zu tun gedachte - ich war nicht so dumm, dem König ein Geschenk anzubieten, das vielleicht peinlich für mich sein würde, also hatte ich zuvor mit seinem Sohn darüber gesprochen. Der König verfügte über einen
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