Drachenzauber
zum Heck, um mich auf die Bretter neben Tisala zu setzen.
Ich hatte mich nicht sonderlich angestrengt, um leise zu sein, und Tosten hatte wohl etwas von unserem Gespräch mitgehört, denn er tätschelte mein Bein, als ich über ihn hinwegkletterte, wo er auf dem Boden zwischen Garranons und Oregs Plätzen saß.
»Halte dich gut fest«, sagte ich zu Tisala, als ich mich neben sie setzte. »Das hier wird eine wilde Fahrt.«
Als wir in einer Höhle anhielten, wo seltsame Steinkristallformationen von der Decke hingen und sich wie Vorhänge über den dunklen Stein am Ufer zogen, beugte sich Kellen mit einem überraschten Ausruf über die Schönheit dieser Höhle vor.
Tisala wartete, bis das folgende Gespräch unsere Stimmen übertönte, berührte dann meinen Kopf leicht mit der Hand und sagte leise: »Ärgere dich nicht über seine Fragen. Es liegt nur daran, dass er so oft schon verraten wurde. Also hinterfragt er jeden.«
Ich zog die Brauen hoch. »Du hast es gehört?«
Zu meiner Überraschung errötete sie wie ein viel jüngeres Mädchen. Ich verlagerte mein Gewicht, damit ich sie besser sehen konnte, und wandte Oreg den Rücken zu, während ich versuchte, mich zu erinnern, was wir gesagt hatten, das sie zum Erröten veranlassen würde.
Als es mir einfiel, hätte ich es beinahe auf sich beruhen lassen, aber etwas sagte mir, dass es an der Zeit war, meine Werbung ein wenig voranzutreiben -
vielleicht, weil sie Kellens Behauptung, dass sie sich für mich interessierte, nicht abstritt.
Während sie blicklos zu der Kristallhöhle hinaus-starrte, sagte ich also: »Mit einer Sache hatte er jedoch tatsächlich recht. Ich hätte nichts dagegen, mein Haus mit dem deines Vaters zu verbinden.«
Unterschiedliche Gefühle jagten einander auf ihrer Miene, bevor sie alles mit einer höflichen Maske verdeckte. Als sie schließlich sprach, tat sie es wie jemand, der eine auswendig gelernte Rede wiederholt: »Das schmeichelt mir, Ward. Aber du musst eine jüngere Frau nehmen, ein Mädchen aus Shavig, das sich um deine Burg kümmert …«
»Bah«, unterbrach ich sie mit unhöflicher Verachtung, die ich nicht wirklich verspürte. Dass sie sich genug Gedanken gemacht hatte, um eine solche Ansprache auswendig zu lernen, war doch sicher etwas Gutes. Wenn Tisala sich wirklich gegen unerwünschte Schmeicheleien wehren wollte, hätte sie das erheblich besser gemacht. »Hast du ein Problem damit, wie mein Heim verwaltet wird? Ich halte es nicht für notwendig, mir eine Frau zu suchen, damit sie alles dort noch besser macht. Das Essen ist genießbar, und die Burg ist einigermaßen sauber. Ich brauche keine zarte Blüte. Mein Vater hat eine von denen geheiratet, und als ihre Kinder ihren Schutz brauchten, hat sie sich ihrem Traumkraut und ihrem Schlafpulver zu-gewandt, um sich vor ihren Pflichten zu verstecken.«
Plötzlich und unerwartet stand mir vor Augen, wie mein Vater mich zum ersten Mal blutig geschlagen hatte. Ich wusste nicht mehr, wieso er mich so fest geschlagen hatte, ich erinnerte mich nur daran, das Blut an meiner Hand angestarrt und erkannt zu haben, dass es von meinem eigenen Ohr stammte. Meine Mutter hatte das Blut ebenfalls angestarrt, und dann war sie aus der Halle gerannt - weg von mir.
Diese Vision war der Grund, dass ich jetzt meinen Schwur, geduldig zu sein, vergaß, und mit plötzlicher Leidenschaft weitersprach. »Ich brauche kein hübsches Mädchen, Tisala, ich brauche eine Gefährtin, die ihre Kinder ebenso mit ihrem Schwert wie mit dem Versand schützen kann. Eine, die nicht zulassen wird, dass ihre Tochter in Schrecken lebt, weil sie nicht einmal schreien kann, wenn man sie angreift, oder die erlaubt, dass ihr Sohn immer wieder ernied-rigt wird, bis er glaubt, der einzige Ausweg bestünde darin, sich die Pulsadern aufzuschneiden und damit seine Gelegenheit zu versäumen, in der Nachwelt für Siphern zu kämpfen. Und wenn der Mistkerl, den sie geheiratet hat, seinen Sohn mit der flachen Seite des Schwerts schlägt, brauche ich eine Frau, die ihm Arme und Beine ausreißt, damit er es nie wieder tun kann.«
Als die Intensität des Augenblicks nachließ, fühlte ich mich wie nach einem plötzlichen Sturz von einem Baum: außer Atem, erschrocken und schrecklich bewusst, dass das Gemurmel der anderen Gespräche aufgehört hatte und alle mich anstarrten. Hastig setzte ich mich wieder und starrte das dunkle Wasser an, das sanft gegen die Kante des Floßes schwappte. »Wie alt warst du?«, fragte Tisala mit
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