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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte, genügt, um ihn zu beschäftigen, aber schließlich musste er sich zu sehr darauf konzentrieren, die Geräusche zu ignorieren, die aus dem Zimmer seines Bruders nebenan kamen. Er drehte sich im Bett herum, um es bequemer zu haben, und blätterte um.
    »Sie könnten wenigstens leiser sein«, murmelte er, als ein besonders schriller Schrei durch die Wand drang. »Es ist einfach widerwärtig. Die Königin ist älter als Mutter.« Sie sah allerdings erheblich besser aus, das musste er zugeben.
    Der Sex störte ihn nicht; er hatte solche Geräusche aus dem Zimmer seines Bruders ignoriert, seit die Zofe ihrer Mutter ihn verführt hatte. Es war der Gedanke an Beckrams Hals unter dem Scharfrichterbeil, der ihn beunruhigte - und genau das hatte seinen Bruder vermutlich dazu verleitet, diese Affäre zu beginnen. Wie immer war es Beckram, der spielte, und Erdrick, der sich wegen der Gefahren sorgte, denen sein Bruder sich aussetzte.
    Erdrick schnaubte - eine Äußerung, mit der er die Verachtung seiner selbst kundtat. Er wäre am Tag zuvor beinahe zu Tode erschrocken, als die Königin ihn mit Beckram verwechselt hatte. Sie sollte es wirklich besser wissen, als ihn so in aller Öffentlichkeit zu begrabschen. Immerhin war es nicht nur Beckram, der sterben würde, wenn die Wahrheit herauskäme. Der Ehebruch der Königin hatte die Todesstra-fe für beide Beteiligten zur Folge.
    Und Erdrick hatte sich in dieser vergangenen Woche mehr als nur einmal unter dem Blick des Königs gewunden. Ein Mann, der sich allein dadurch hervortat, wie viele Manuskripte über Ackerbau er aus der Bibliothek des Königs auslieh, hätte keine solche Aufmerksamkeit erregen sollen - es sei denn, der König glaubte, Beckram vor sich zu haben. Erdrick bezweifelte nicht, dass der König Bescheid wusste. Er hatte versucht, seinen Bruder zu warnen, aber der hatte nur die Schultern gezuckt. Erdrick tröstete sich mit dem Gedanken, dass es nicht Zorn gewesen war, was er im Blick des Königs gesehen hatte, nur Nachdenklichkeit.

    Garranon hob den Kopf aus den weichen Kissen, um den Mörder seines Vaters anzusehen, und sagte mit sanfter Stimme: »Ich habe Nachricht von meinem Besitz, dass die Überfälle im Westen immer schlimmer werden.«
    Jakoven, Hochkönig der Fünf Königreiche, winkte gleichgültig ab und schob die bestickte Samtdecke auf den Boden. »Die Vorsag werden nicht bleiben.
    Das Land hat für sie keinen Wert, sie sind Banditen, keine Bauern.«
    »Euer Majestät, es sind Eure Leute, die sie umbringen. Eure und meine.« Obwohl seine Worte dringlich waren, achtete Garranon darauf, ebenfalls gleichgültig zu klingen, als er die Laken gerade-zupfte, wo die Decke sie verzogen hatte.
    »Mein Junge«, tat der König das freundlich ab,
    »du machst dir zu viele Gedanken. Schlafe jetzt. Du bringst mich um meine Ruhe.«
    Garranon vergrub das Gesicht im Kissen und zwang seinen Körper, sich zu entspannen. Er nahm seinen Hass und schob ihn sorgfältig wieder hinter die Schranken zurück, die er schon vor Jahren gelernt hatte zu errichten, als man ihn als Zwölfjährigen in Estian abgesetzt hatte, zusammen mit seinem acht-jährigen Bruder, um den er sich kümmern musste, weil alle anderen tot waren, Märtyrer für die Freiheit von Oranstein. Er hatte schon früh gelernt, dass Mangel an Vorsicht den Tod bringen konnte. Und noch schlimmer, es konnte auch dazu führen, dass Frauen und Kinder vergewaltigt und umgebracht wurden. Er würde nicht sein wie sein Vater. Er plante, manipulierte, veränderte eine Kleinigkeit nach der anderen. Wenn ihn das mitunter mehr kostete, als er ertragen konnte, sagte er sich, dass zumindest sein Bruder noch am Leben war. Was Garranon tat, würde seiner Familie nicht schaden, nur seiner Seele.
    Und seine Seele schmerzte nun wegen dem, was er dem armen Ward von Hurog angetan hatte. Garranon hatte das Leben eines harmlosen Jungen zerstört, und es hatte noch nicht einmal zu etwas geführt, weil Ward schließlich zusammen mit Ciernacks Sklavin geflohen war. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte Garranon dem König gesagt, er hätte das Dekret nicht abgeliefert; der König hatte es ihm überlassen, ob er das tun wollte oder nicht. Aber unter seinen Leuten waren Spione, und zu viele von ihnen wussten, dass er Ward hatte ins Asyl bringen wollen. Also war Ward nun ein Flüchtling, dem Gefangenschaft drohte, und Garranon hatte beinahe all sein Geld hergeben müssen, um das Leben seines Bruders zu erkaufen - wenn es ihm denn gelungen

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