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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Kindheit verbracht hatte, vor dem Fenster gestanden, und seine weißen Blütenblätter hatten ebenfalls diesen zarten Hauch von Rosa am Rand gehabt. Wenn sie die 185

    Augen schloss, konnte sie beinahe die tadelnde Stimme ihrer Mutter hören und die tiefere, wohlklin-gendere Stimme ihres Vaters, der sie tröstete.
    »Ah, meine Schöne möchte den Morgen wohl verschlafen?«
    Unwillkürlich begann sie zu lächeln, aber sie verstärkte dieses Lächeln gewaltig zu etwas Künstli-chem, als sie die Augen öffnete. Auf keinen Fall sollte die Zofe berichten können, dass ihre Herrin so etwas wie Zärtlichkeit für ihren Geliebten empfand.
    »Beckram, mein Lieber.«
    Er lächelte und ließ den Blick mit einer Bewunderung über sie schweifen, von der sie annahm, dass sie zumindest zum Teil der Wahrheit entsprach. Er mochte noch jung sein, aber sie hatte die Figur einer Frau, die halb so alt war wie sie. Sie fragte sich, wieso der König wohl ausgerechnet Beckram ausgesucht hatte. Wollte er sie prüfen? Onev war nicht so jung gewesen, aber sanfter und weniger schlau. Es hatte ein ganzes Jahr gedauert, bis Jakoven ihn schließlich umbringen ließ. Sie hoffte, dass Beckram länger leben würde. Sie wünschte sich, sie könnte ihn retten, aber man hatte sie schon vor langer Zeit eines Besseren belehrt. Also würde sie es genießen, so lange es dauerte, und versuchen, sich nicht zu sehr an ihn zu gewöhnen. Es half, dass er immer nur Unsinn redete.
    Der Liebhaber vor Onev war gern gesegelt. Es war ihr gelungen, nach seinem Verschwinden sogar seinen Namen zu vergessen, aber daran erinnerte sie sich noch.
    »Meine Liebe, Ihr lasst selbst den Sommersüß-Busch erröten, weil Ihr ihn so überstrahlt«, sagte er und deutete auf ihren Lieblingsbusch.
    »So heißt er?«, fragte sie, erstaunt, weil sie gerade daran gedacht und er ihre unausgesprochene Frage beantwortet hatte. Nun würde sie sich an ihn erinnern, dachte sie, jedes Mal, wenn sie den Busch sah.
    Er lachte. »Ich glaube schon, aber mein Bruder wäre der richtige Mann für diese Frage. Oh, und was habt Ihr ihm angetan? Er war heute Früh wirklich nervös.«
    Sie musste sich anstrengen, um weiterhin die Fassade zu wahren. »Gestern Abend standen wir neben-einander - ich dachte, Ihr wäret es. Ich …« Wie lächerlich, deshalb verlegen zu sein! Aber sie spielte ihre Rolle, und das hatte sie schon länger getan, als dieses Kind am Leben war. Also gelang es ihr, sich weiterhin nach außen ungerührt zu geben. »Ich habe ihn in den Hintern gekniffen. Ich dachte, er würde ohnmächtig werden.« Sie verdrehte die Augen. Obwohl sie von so viel Unschuld gerührt gewesen war.
    Wieder lachte Beckram und ließ sich mit der Ge-schmeidigkeit der Jugend zu ihren Füßen nieder. »Er sieht alles zu ernst.« Er nahm einen ihrer Füße in die Hände und rieb ihn sanft, mit gerade genug Druck, dass es nicht kitzelte.
    »Mhm«, sagte sie. »Das fühlt sich gut an. Wo habt Ihr das denn gelernt?«
    Er zögerte kurz und verlor in einem Augenblick verblüfften Erkennens seine Maske. »Von meinem Vetter Ward«, brachte er schließlich heraus. »Ich war zwölf, und mein Lieblingspferd hatte sich das Bein verrenkt.«
    Nein, dachte sie. Sie wollte nichts von seiner Familie hören. Sie wollte nicht, dass er zu einer Person wurde. Aber es war zu spät, sein Gesicht war nun ernst, beinahe finster.
    »Mein Bruder möchte Bauer werden«, sagte er.
    »Oh?« Erdrick war vielleicht ein sichereres Thema. Es gab wohl nicht viele Leute, die sicherer waren als Erdrick, dachte sie.
    »Und wenn ich den Besitz meines Vaters erbe, werden wir uns die Aufgaben teilen. Er wird das Land bebauen, und ich werde mich um das Kämpfen und um die Politik kümmern.« Beckram blinzelte gegen das helle Sonnenlicht an. Er wirkte hier draußen wie zu Hause, dachte sie hilflos. Er ist ein Kind der Sonne, und ich bin die schwarze Witwe, die ihn gefangen hat. Sie gab ein neutrales Geräusch von sich.
    »Das Problem ist, im Augenblick sieht es so aus, als würde nichts daraus.«
    Er wirkte nicht besonders bedrückt, also erwartete sie eine weitere vergnügte Bemerkung darüber, dass ihre Schönheit ihn veranlasste, am Hof zu bleiben, sodass er kein guter Krieger mehr sein würde. Sie stieß einen ermutigenden Seufzer aus.
    »Der König hat meinen Vetter Ward für untauglich erklärt, Hurogmeten zu sein. Wenn sie ihn finden, wird er gefangen genommen und ins Asyl gebracht werden.«
    »Sie können ihn nicht finden?« Sie erinnerte

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