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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lager, ein Packpferd an der Seite. Er hatte offenbar vor, uns zu sich kommen zu lassen, statt auf uns zuzugehen -
    was klug ist, wenn man sich Kämpfenden nähert. Jeder Bauer aus Hurog hätte einfach gegrüßt und wäre direkt auf uns zugestapft, aber Shavig war, solange sich jemand erinnern konnte, nicht mehr angegriffen worden. Auf meine Geste hin blieben die anderen zurück, während ich auf den Mann zuging.
    »Herr«, sagte er in brauchbarem Tallvenisch, sobald ich mich auf bequeme Hörweite genähert hatte.
    »Meine Frau sagte mir, dass wir Euch und Euren Leuten ihre Sicherheit schulden.«
    Er sprach diese Worte ohne die Dramatik aus, die sie verlangten. Er hätte genauso gut über das Wetter reden können. Ich bemerkte, dass er ein Schwert hatte. Den Bauern von Oranstein war durch ein Gesetz, das nach der Rebellion erlassen worden war, das Tragen von Waffen mit scharfen Schneiden verboten.
    Aber es war sogar ein gutes Schwert, nicht nur die Waffe eines durchschnittlichen Soldaten. Ich sah ihn mir näher an.
    Er war etwa so alt wie Penrod, obwohl die Jahre nicht so freundlich mit ihm umgegangen waren. Er trug eine Wollmütze, die er bis auf die Ohren herun-tergezogen hatte. Das mochte mit dem Wetter zu tun haben, aber die Mütze würde auch den leicht zu er-kennenden Haarschnitt verbergen, den die Adligen von Oranstein trugen. Was ihn allerdings wirklich verriet, war das Packpferd. Diese kleinen Tiere mit den flachen Seiten und der schmalen Brust, die die oransteinischen Adligen bevorzugten, konnten zwei Wochen mit nur wenig Nahrung auskommen.
    Das Pferd, das er führte, war alt. Ein anderer hätte es für halb verhungert gehalten und angenommen, dass es bald sterben würde. Aber mein Vater hatte eines dieser Tiere von einem seiner Feldzüge mitgebracht, also wusste ich, was ich vor mir hatte. Gerade Beine, hoch angesetzter Schweif und ein Schwanen-hals sagten mir, dass es nicht für einen Bauern gezüchtet worden war.
    Ein Adliger, dachte ich. Einer von denen, die sich am Ende des Krieges geweigert haben, sich zu ergeben. Wie schrecklich, das Leben seiner Frau dem Feind zu verdanken. Kein Wunder, dass er so ruhig wirkte.
    Ich hätte wetten können, dass er viel lieber sein Schwert genommen und es mir in den Hals gerammt hätte - aber er musste tun, als wäre er ein Bauer.
    »Etwas amüsiert Euch?«, fragte er, dann fügte er rasch »Herr« hinzu.
    »Ich dachte daran, dass Ihr wahrscheinlich froher wäret, wenn wir uns gegenseitig umgebracht hätten«, erklärte ich ganz offen. »Wenn es hilft - wir haben nicht einen einzigen Mann aus Tallven in unserer Gruppe. Die meisten von uns kommen aus Shavig -
    und wir sind hier, um gegen den vorsagischen Abschaum zu kämpfen.« Dann fügte ich ebenfalls
    »Herr« hinzu.
    Er sah mich an, dann lächelte er dünn. »Es hilft.
    Es hilft auch, dass es meine Tochter war, die Ihr vor der Vergewaltigung bewahrt habt. Ich heiße Luavellet.« Er bot mir die Hand, und ich nahm sie. »Meine Frau sagte, dass Ihr unterwegs seid und vielleicht Proviant eintauschen wollt. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir Euch zumindest versorgen sollten. Ich habe auch ein paar Ausrüstungsgegenstände mitgebracht, die Ihr vielleicht nicht habt, da Ihr aus einem trockeneren Klima kommt.«
    »Ich danke Euch«, erwiderte ich ehrlich. »Ihr werdet uns selbstverständlich dafür bezahlen lassen.«
    Er zog die Brauen auf eine Weise hoch, die mich an meinen Großvater erinnerte, wenn er besonders hochfahrend war. »Davon will ich nichts hören.« Wir hatten beide aufgehört, uns mit »Herr« anzureden.
    »Wir haben Geld«, sagte ich. »Lasst uns mit Euch feilschen, dann könnt Ihr mir für den Rest Informationen geben. Ich bin hier, um herauszufinden, was die Banditen aus Vorsag bisher getan haben.«
    »Wieso kümmert Euch das?«, fragte er. Es lag keine Feindseligkeit in seiner Stimme.
    Ich spürte, dass ich ihm ehrlich antworten wollte.
    »Ich habe etwas gegen Banditen, aber ich wäre normalerweise nicht durch das halbe Königreich gereist, um sie zu bekämpfen. Ich muss meiner Familie meinen Wert beweisen, und das schien mir der beste Weg zu sein, es zu tun.«
    »Es wird Krieg geben, Junge«, sagte er.
    Ich nickte. »Ja, und ich werde schon eine Weile hier sein, bevor der König seine Leute schickt.«
    Er lächelte zum Himmel auf, aber sein Blick war traurig. »Warum sind sie immer so jung? Der König wird keine Leute schicken. Er wird warten, bis die Vorsag uns alle niedergemetzelt haben. Dann

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