Drachenzauber
nicht an den König, die Königin und an Vater denke. Er macht sich solche Sorgen um Ward.«
»Ebenso wie du«, stellte Erdrick fest.
Beckram zog ungläubig die Brauen hoch. »Ich mag ihn nicht einmal.«
»Du beneidest ihn«, verbesserte ihn Erdrick scharfsinnig. »Dumm oder nicht, er ist ein guter Mann. Du kannst ihn besser leiden als dich selbst.«
Beckram wurde rot vor Zorn. »Er ist ein Idiot.
Wenn er nicht so ein Dummkopf wäre, wäre nichts von dem hier notwendig.«
»Vater wird sich darum kümmern«, sagte Erdrick.
»Vater kennt sich mit diesen Dingen aus.«
Beckram nickte und griff nach der Hand seines Bruders. »Danke, Rick. Trag meinen blaugoldenen Anzug, den kennen alle. Wenn du darin erscheinst, werden sie nur mich sehen.«
Erdrick sah seinem Bruder hinterher, als dieser mit lebhaftem Schritt wieder in sein Zimmer zurückkehrte, und fragte sich, wie er dazu gekommen war, zuzustimmen. Er führte sich noch einmal das gesamte Gespräch vor Augen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als ihm klar wurde, dass er seine Zustimmung nie wirklich gegeben hatte. Typisch Beckram.
Erdrick stellte das Buch, das er gelesen hatte, wieder ins Regal zurück. Er hatte gehofft, es an diesem Abend zu Ende lesen zu können, aber es sah so aus, als müsse er stattdessen mit den Hofpfauen umherstolzieren.
Garranon duckte sich unter Haverness’ Schwertklin-ge und zog den Arm zurück, um zum tödlichen Schlag auszuholen, aber Haverness’ Messer kam wie aus dem Nichts und berührte seine Kehle.
»Euer Kampf«, sagte Garranon mit einem Lächeln, um anzuzeigen, dass er es nicht übel nahm.
Tatsächlich war er erfreut, dass es ihm so lange gelungen war, den alten Mann abzuwehren. Haverness mochte für die Politik zu offen und geradeaus sein, aber nur wenige konnten sich mit seinem Können als Schwertkämpfer messen.
Haverness zog das Messer zurück und steckte es ein. Er sah Garranon grimmig an. »Werdet Ihr mir jetzt sagen, um was es geht? Ich nehme an, Ihr habt mich nicht im Namen Eures Vaters aufgesucht, um einen Übungskampf gegen mich auszufechten?«
Garranon sah sich in dem Übungsraum um. Obwohl er leer war, sagte er: »Gehen wir spazieren.« So würde sie niemand belauschen können.
Der alte Mann sah ihn kühl an. »Ihr spielt Theater.«
»Das gebe ich zu. Aber ich bin derjenige, der in Gefahr ist, wenn der König herausfindet, wieso ich mit Euch sprechen will. Bitte, kommt mit mir.«
Nach beleidigend langem Zögern steckte Haverness das Schwert ein und bedeutete Garranon voran-zugehen.
Garranon sagte kein Wort, solange sie sich im Flur befanden, der zum Garten führte, wo das Geräusch fließenden Wassers ihre Stimmen übertönen würde.
Niemand, an dem sie vorbeikamen, schien sich zu wundern; ihre Waffen und ihr Schweiß verrieten sofort, wieso der neu ernannte Vorkämpfer von Oranstein mit dem Favoriten des Königs in den Garten gehen wollte.
Der süße Blütenduft schien beinahe überwältigend, als sie aus den stickigen Fluren hinaus in den Garten im Herzen der Festung traten. Es war noch früh, und der Garten war menschenleer.
»Habt Ihr wirklich vor, hundert Mann anzuwerben, um die Vorsag zu besiegen?«, fragte Garranon abrupt.
Haverness zog die Brauen fragend hoch. »Ich bin seiner Majestät gehorsamster Diener.« Garranon konnte keine Bitterkeit in der Stimme des Mannes wahrnehmen.
»Wer wird mitkommen?« Garranon zuckte beinahe zusammen, nachdem ihm das herausgerutscht war. Er hatte nicht danach fragen wollen, und es überraschte ihn nicht, als Haverness’ Miene ausdruckslos wurde.
»Mein Schreiber hat eine Liste, aber ich kann mich nicht genau erinnern.«
Garranon machte eine wegwerfende Handbewegung und versuchte es mit einem anderen Kurs. »Ich wollte nur wissen, ob Ihr noch Platz für mich habt.
Zuzeiten meines Vaters hatte Buril dreihundert ausgebildete Männer. Das kann ich nicht bieten, aber es gibt sechzig Bewaffnete, und ich kann weitere hundert ungeübte Rekruten schicken.«
»Oh, das ist es also, was Ihr glaubt, das ich tue?«, flüsterte Haverness beinahe zu sich selbst. Seine Züge erstarrten zu einer kalten Maske.
»Es ist das, von dem ich hoffe, dass Ihr es tut«, erwiderte Garranon ruhig. »Mir ist gleich, ob der König es weiß oder nicht, obwohl er sich im Augenblick offenbar mehr für die Affären seiner Königin interessiert. Er kann sein Einverständnis jetzt nicht mehr zurückziehen.«
Noch einmal umrundeten sie den Garten, bevor Haverness erneut das
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