Drachenzauber
Wort ergriff. »Ihr seid wie Euer Vater.«
»Ja.«
»Askenwen hat sich geweigert, auch nur ans Mitkommen zu denken.« Askenwen war der reichste der oransteinischen Adligen, ein junger Mann, der das Hofleben genoss. »Ihm gefällt es in Tallven. Oranstein ist zu feucht, sagt er. Wisst Ihr, wie man seinen Vater während des Kriegs nannte?«
»Den reißenden Wolf«, erwiderte Garranon mit einem dünnen Lächeln.
»Der reißende Wolf hielt ein ganzes Heer mit nur zwanzig Männern drei Tage lang auf, sodass unsere Truppen sich auflösen und wir uns zu unseren Häusern zurückziehen und unsere Familien schützen konnten, nachdem der Krieg verloren war. Sein Sohn zieht es vor, sich in der Schattenstadt in der Schänke des Schwarzen Ciernack zu betrinken.« Haverness schüttelte den Kopf, den Mund zu einem bitteren Lächeln verzogen. »Ihr solltet Euch nicht zu früh darauf freuen, diesen Krieg zu gewinnen. Jakoven hat gute Arbeit geleistet, als er unsere jungen Männer zu Wal-lachen machte. Ich nehme an, wir werden alle als tapfere Märtyrer enden, auf die Jakoven sich beruft, wenn er sich schließlich entscheidet, die Königreiche zu verteidigen.«
»Ein Martyrium wird ziemlich überschätzt«, stellte Garranon fest. »Es ist überwiegend nutzlos - das meines Vaters eingeschlossen, wenn ich das sagen darf.« Er holte tief Luft. »Askenwens jüngerer Bruder Kirkovenal hat gestern einen Streit angefangen.«
»Tatsächlich?« Haverness klang gedankenverlo-ren.
»Ihm wurde eine Geldstrafe wegen Ruhestörung auferlegt, da der König davon ausging, die Verteidigung der Ehre Oransteins sei nicht genügend Grund, zwei loyale tallvenische Untertanen zusammenzu-schlagen.« Garranon ließ den Blick auf einem kleinen Teich ruhen, auf dem Seerosen trieben. »Er hat Gronfeld für seinen Bruder verwaltet, seit er alt genug war, um eine Feder zu benutzen.«
»Er ist ein Junge.«
»Achtzehn. Alt genug, um ein Schwert zu halten, oder?«, erinnerte Garranon Haverness sanft. »Alt genug, um die Männer von Gronfeld gegen den Feind zu führen.« Und nicht nur gegen den Feind aus Vorsag.
Haverness verstand das. »Die Rebellion ist tot.«
Nicht, solange ich lebe, dachte Garranon. »Ja«, sagte er. »Aber wenn wir die Vorsag nicht besiegen, wird auch Oranstein tot sein. Ich kann Euch helfen.«
Haverness setzte dazu an, etwas darauf zu sagen, aber ein königlicher Page unterbrach ihn.
»Lord Garranon«, keuchte der Junge, bevor er stehen blieb, um nach Luft zu schnappen. »Der König wünscht Eure Anwesenheit beim Frühstück in seinen Gemächern.«
Garranon sah, wie Haverness’ Züge erstarrten, und hätte am liebsten laut geflucht. Der alte Mann hatte ihn gerade akzeptieren wollen, als der Page ihn daran erinnerte, mit wem Garranon das Bett teilte.
Er holte tief Luft und schickte den Jungen mit ein paar höflichen Worten auf den Weg. Bevor Haverness etwas sagen konnte, sprach er selbst: »Die Was-serspiele hier sind ein Wunder, findet Ihr nicht auch?
All das hier zeigt Jakovens Fähigkeiten.«
»Die seiner Magier.«
Garranon schüttelte den Kopf und sah Haverness fest in die Augen. »Nein, es ist der Hochkönig selbst.
Er hat seine Geheimnisse, unser Jakoven; Ihr solltet ihn nicht unterschätzen. König Kariarn von Vorsag möchte Euch vielleicht glauben machen, dass er ein Zauberer ist, aber das stimmt nicht. Er beschäftigt jedoch mindestens vier ausgezeichnete Magier.«
Haverness schluckte die Information über Jakoven, aber dann erwiderte er: »Es gibt in ganz Vorsag keine vier guten Magier.«
Garranon zuckte die Achseln. »Dennoch, wenn man Arten, Jakovens Erzzauberer, glauben darf, dienen vier Adepten Kariarn. Ich verfüge noch über viele andere Informationen, die Ihr nützlich finden könntet … wenn Ihr mich mitnehmt.«
Haverness nickte langsam und senkte den Blick.
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Garranon ruhiger, als er sich fühlte. Er wusste genau, dass er zur Rechten des Königs stehen würde, wenn Haverness mit seinen Hundert Estian verließ. »Ich danke Euch für den Kampf. Bitte entschuldigt mich, der König wünscht meine Anwesenheit.«
Erdrick stand in Beckrams Hofanzug vor dem Spiegel und betrachtete sich. Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie er Beckrams verwegene Selbstsicherheit um seine Schultern zog wie einen Umhang. Das ist wirklich das letzte Mal, dachte er, aber er wusste nicht, ob er es ernst meinte oder nicht.
Es war auch befreiend, Beckram
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