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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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hereingekommen? Ich dachte, ein Vampir benötigt eine Einladung, um zum ersten
     Mal ein Haus zu betreten?«
    »Das stimmt. Herr Renfield war so freundlich, mir diesen Dienst zu erweisen, wenn er auch ein wenig gezögert hat, glaube ich.
     Gott weiß, woher dieser Irre Kenntnis von meiner Gegenwart bekommen hat, aber er scheint mich erwartet zu haben, ehe ich überhaupt
     meinen Wohnsitz in Carfax bezogen hatte. Zunächst suchte er verzweifelt nach mir, und das war ziemlich lästig. Nun scheint
     er mich zu fürchten. Der Mann ist wirklich verrückt.«
    »Deswegen bedaure ich ihn.«
    »Sie sollten sich vor ihm in Acht nehmen, Mina. Er hat Absichten auf Sie. Trauen Sie ihm nicht, was er Ihnen auch immer sagt.«
    Als er auf mich zuschritt, ging er am Spiegel vorüber. Ich bemerkte, dass er darin nicht zu erblicken war, und unwillkürlich
     erschauderte ich. Er wurde meiner Reaktion gewahr.
    »Ich verachte Spiegel«, meinte er ärgerlich. »Sie sind nichts als ein Zeichen der menschlichen Eitelkeit und eine Erinnerung |295| daran, dass ich …« Hier unterbrach er sich, und seine Stirn umwölkte sich. »Macht es Ihnen etwas aus?«
    Ich schluckte schwer. »Was? Dass Sie kein Spiegelbild haben? Das ist … sehr verstörend. Ich verstehe es nicht.«
    »Es ist eines jener Geheimnisse, die sich nicht erklären lassen. Es ist einfach so. Ich weiß, dass so etwas die Menschen in
     diesem großartigen naturwissenschaftlichen Zeitalter, in dem man Erklärungen für alles einfordert, besonders verstört.« Während
     Dracula sprach, nahm er mein schwarzes Tuch auf und legte es mir um die Schultern. Nun blickte er auf mich hinunter und drängte
     mich: »Kommen Sie mit mir.«
    »Wohin?«, fragte ich.
    »In mein Haus nebenan.«
    Panik ergriff mich. Darauf war ich nicht vorbereitet. »Ich kann nicht fortgehen!«, beharrte ich. »Die Männer sind alle unten.«
    »Die bleiben sicherlich noch stundenlang im Arbeitszimmer eingeschlossen. Außerdem glauben sie, dass Sie bereits schlafen.
     Kommen Sie. Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Ich verspreche, dass ich Sie zurückbringe, ehe Sie hier vermisst werden.«
    »Aber Sie müssen doch verstehen, dass ich nicht wage, mit Ihnen irgendwohin zu gehen.«
    Er trat noch näher an mich heran, umfasste mein Kinn sanft mit den Fingern (die inzwischen wieder kühl wie ein Sommerregen
     waren) und hob meinen Kopf leicht an, bis ich ihm in die Augen schaute. Ich hatte mir geschworen, ich würde es nicht zulassen,
     dass er mich berührte, dass ich erneut seinem Zauber verfiel. Doch nun, da seine Augen in meine blickten und ich seine Berührung
     spürte, war ich machtlos, konnte ihm nicht widerstehen, war wie Wachs in seinen Händen. »Wovor fürchtest du dich?«, fragte
     er zärtlich. »Dass ich deine Tugend beflecke? Oder dass ich dich beiße und ein wenig zu viel und zu gierig von deinem Blut
     trinke?«
    Beides, dachte ich. Laut brachte ich atemlos hervor: »Sollte ich mich davor fürchten?«
    |296| »Vielleicht schon. Ich kann es nicht leugnen: Ich begehre deinen Körper und dein Blut seit langem. Aber wenn ich dich mit
     Gewalt hätte erobern wollen, Mina, dann hätte ich das längst tun können und hätte es auch getan. Ich bin bereit, so lange
     zu warten, wie es nötig ist, um das zu besitzen, was mir an dir am meisten bedeutet: deine Gedanken und dein Herz.«
    Das Herz, von dem er gesprochen hatte, pochte noch immer heftig in meiner Brust, ganz in der Nähe des Fläschchens mit dem
     Weihwasser, das ich tief in meinem Mieder verborgen hatte. »Wenn du gehofft hattest, dass du dich mit derlei Worten bei mir
     einschmeicheln kannst, dann ist dir dies nicht gelungen«, erwiderte ich leise. »Damit hast du meine Furcht nur vergrößert.«
    Bei diesen Worten zuckte er zusammen. Als sei er über sich selbst verärgert, ließ er die Hand sinken und trat einen Schritt
     zurück. Seine Augen ruhten nach wie vor unverwandt auf meinen. »Verzeih mir. Als ich noch Herr Wagner war, hattest du niemals
     Angst vor mir. Fürchte mich auch jetzt nicht. Ich bin derselbe geblieben, Mina. Nichts hat sich geändert, nur deine Sichtweise.
     Vertraue mir, wenn ich dir versichere, dass ich dich liebe und dir niemals ein Unheil antun würde.«
    Die Zuneigung in seinen Augen und die Aufrichtigkeit in seiner Stimme machten es mir schwer, ihm zu widerstehen. Ich raffte
     mein letztes bisschen Willenskraft zusammen, um nicht sofort mit ja zu antworten. Als er mein Zögern bemerkte, sagte er: »Komm
     jetzt mit mir oder

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