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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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zu den Bergspitzen, denn der Abend brach herein. Mit jeder Sekunde sank die Sonne tiefer,
     doch sie war noch nicht ganz untergegangen.
    Der Anführer der Zigeuner, ein hübscher Bursche, der mit seinem Pferd fast verwachsen zu sein schien, trieb seine Leute jedoch
     mit wilden Gesten und wütender Stimme zum Weiterreiten an. Sie hieben auf ihre Pferde ein, die sich aufbäumten; aber die vier
     Angreifer rissen wie ein Mann ihre Winchesterbüchsen hoch.
    »Halt, oder wir schießen!«, rief Jonathan.
    »Geben Sie ihnen Deckung«, befahl mir Dr. van Helsing leise, »und fürchten Sie sich nicht zu schießen, wenn es nötig sein
     sollte.« Während er mit seinem Gewehr auf den Anführer unten zielte, richtete ich meinen Revolver auf die Gruppe von Zigeunern
     hinter dem Wagen.
    Als die Zigeuner sahen, dass sie vollständig umzingelt waren, brachten sie die Pferde zum Halten. Jeder zog die Waffe heraus,
     die er mit sich führte, sei es Messer oder Pistole, und machte sich kampfbereit.
    Einen Augenblick lang regte sich niemand. Ich beobachtete die Szene voller schmerzlicher Anspannung. Nun rückten die Wölfe
     näher. Ich allein wusste, dass diese Begegnung aufseiten der Zigeuner vollständig inszeniert war. Ich allein wusste, dass
     die Zigeuner von Dracula den Befehl erhalten hatten, nur anzugreifen, wenn es um Leben und Tod ging. Und doch waren viel zu
     viele Waffen gezückt worden, als dass ich hätte ruhig bleiben können. Mir schien, dass jeder Mann unten auf dieser Straße
     in größter Lebensgefahr schwebte. Plötzlich riss der Anführer der Zigeuner mit flinker Bewegung sein Pferd herum und rief
     seinen Leuten etwas zu, das |485| ich nicht verstand, nachdem er zuerst auf die Sonne und dann auf die Burg gedeutet hatte. Daraufhin scharten sich seine Männer
     rasch um den Wagen, als wollten sie ihn beschützen.
    »Jetzt, Quincey!«, schrie Jonathan. »Ehe die Sonne untergegangen ist!«
    Während Dr. Seward und Lord Godalming ihre Gewehre auf die Zigeuner gerichtet hielten, sprangen Jonathan und Herr Morris von
     den Pferden, zogen ihre Gurkha- und Bowie-Messer und begannen, sich einen Weg durch den Ring von Zigeunern zum Wagen zu bahnen.
    Ich schaute atemlos zu und verspürte keinerlei Furcht, sondern nur ein wildes Verlangen zu handeln, etwas zu tun. Plötzlich
     bemerkte ich, dass der Ring aus geweihten Hostien um mich durch eine dünne Schicht Schnee unsichtbar geworden war. Ich überhörte
     geflissentlich den Protest des Professors und rannte aus dem nun wirkungslos gewordenen Kreis zu einer günstigeren Stelle
     weiter unten an der Flanke des Hügels, von wo ich meinen Revolver auf die Zigeuner richtete, die Jonathan umringt hatten.
    Die meisten Zigeuner senkten ihre Pistolen und Messer und wichen zur Seite, um Jonathan und Herrn Morris den Weg frei zu geben.
     Zweifellos schrieben meine Männer diese Friedfertigkeit ihrem ehrfurchtgebietenden Ungestüm und ihrer unerschütterlichen Beharrlichkeit
     zu. Doch ich kannte die Wahrheit.
    Nicht alle Zigeuner waren jedoch so nachgiebig. Aus dem Augenwinkel sah ich eines ihrer Messer aufblitzen und auf Herrn Morris
     niederzucken. Lieber Gott! War er verwundet? Zu meiner Erleichterung bewegte er sich ungehindert weiter. Nun erreichte Jonathan
     den Wagen und sprang hinauf. Hier versuchte er mit seinem Gurkha-Messer in verzweifelter Hast an einer Seite den Deckel der
     Kiste aufzubrechen. Sekunden später war Herr Morris neben ihm und bearbeitete die Kiste wütend mit dem Jagdmesser.
    Innerhalb weniger Sekunden würde die Sonne untergehen. |486| Die Gruppe warf lange Schatten auf den Schnee. Mit höchster Anstrengungen gelang es den beiden Männern, die Nägel aus dem
     Holz zu ziehen. Der Sargdeckel wurde zurückgeschlagen. Drinnen sah ich Nicolae auf einem Bett von Erde liegen. Entsetzt bemerkte
     ich, dass es nicht der Nicolae war, den ich kannte und liebte, sondern das alte, bleiche Ungeheuer, das die Männer zu finden
     erwarteten und dessen Augen in wildem Triumph leuchteten. Was hatte er vor?, fragte ich mich. War dies Teil seines Plans?
    Nun schrie ich vor Entsetzen auf. Denn genau in dem Augenblick, als die Sonne hinter den Berggipfeln verschwand, bohrte sich
     das scharfe Jagdmesser von Herrn Morris in das Herz Draculas. Im selben Augenblick sauste Jonathans großes Gurkha-Messer hernieder
     und durchhieb die Kehle des Grafen. Ehe ich auch nur Luft holen konnte, zerfiel der ganze Körper Draculas in Staub und entschwand
     unseren Blicken.
    Alles war

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