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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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still, bis auf das Echo meines Schreis im Wind.

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    23
    Erneut schrie ich vor Schrecken und Verwirrung auf. Nicolae hatte doch gesagt, dass er seinen Tod nur vorspielen wollte! War
     seine List fehlgeschlagen? War er jetzt wirklich tot? Konnte es sein, dass dies schon immer Teil seines Plans gewesen war
     – um mich von seinem »Fluch« zu befreien?
    Lord Godalming und Dr. Seward stießen Siegesschreie aus. Dr. van Helsing stand jubelnd gleich über mir am Hang. Jonathan und
     Herr Morris sprangen jauchzend vor Freude vom Wagen. Kaum hatten ihre Füße den Boden berührt, als sich zu meinem Entsetzen
     ein Zigeuner wütend auf sie stürzte, brüllend seinen Dolch erhob und zu einem tödlichen Hieb auf Jonathans Rücken ansetzte.
    Ich hob meinen Revolver und drückte ab. Der Rückstoß der Waffe schleuderte mich nach hinten, während die Explosion |487| mächtig in meinen Ohren dröhnte. Der angreifende Zigeuner schrie auf, fasste sich an die Schulter und fiel zu Boden, wobei
     er seine Waffe fallen ließ. Jonathan fuhr herum und schaute erstaunt zu mir am Hang hinauf. Dann brach das Chaos los.
    Die Zigeuner rissen ihre Pferde herum und ritten davon, als gälte es ihr Leben. Die Unberittenen und der Verletzte sprangen
     auf den Leiterwagen und folgten ihnen hastig, riefen den Reitern in ihrer Sprache etwas zu, als hätten sie Angst, allein gelassen
     zu werden. Die Wölfe, die sich vorsichtig zurückgezogen hatten, folgten jenen und ließen von uns ab.
    Ich beobachtete das alles voller Angst. Wo war Dracula? War er in Sicherheit? Endlich hörte ich seine Stimme in meinen Gedanken.
    Du sorgst dich.
(Dies sprach er voller Entzücken.)
    Ja
!, dachte ich ungeheuer erleichtert.
    Ich war bereits verschwunden, ehe ihre Messer dauerhaften Schaden anrichten konnten.
    Bist du verletzt?
    Es ist schon verheilt. Geh jetzt. Lass die Männer ihren Sieg auskosten und Helden spielen. Ich komme dich holen, wenn es sicher
     ist.
    Wann?
    Bald.
    Dann war seine Stimme fort.
    Was sollte ich nur machen, wenn er kam? Früher einmal hatte ich mir gelobt, dass ich Nicolae, sobald er in Sicherheit war,
     noch ein letztes Mal sehen und mich dann von ihm verabschieden wollte. Doch inzwischen verwandelte ich mich selbst in einen
     Vampir. Jetzt war alles anders.
    Während der Professor den Hang hinunter auf mich zukam, sah ich, dass unsere Gesellschaft dort unten nun ganz allein war.
     Man hörte nur noch den Wind, der durch die Bäume strich. Da fiel mein Blick auf Herrn Morris. Zu meinem Entsetzen bemerkte
     ich, dass er zu Boden gesunken war |488| und sich mit der Hand an die Brust griff. Blut strömte zwischen seinen Fingern hervor.
    »Herr Morris ist verletzt!«, rief ich. Dr. van Helsing und ich eilten den Hang hinunter und scharten uns mit den anderen um
     unseren verwundeten Freund.
    »Halten Sie durch, Herr Morris«, flehte ich ihn ängstlich an und kniete mich neben ihn. »Wir haben zwei Ärzte hier. Die werden
     sich um Sie kümmern.«
    Mit einem schwachen Seufzen nahm Herr Morris meine Hand in die seine. »Ich glaube, meine Zeit ist gekommen, kleine Dame. Aber
     trauern Sie nicht um mich. Ich bin überglücklich, zu etwas nützlich gewesen zu sein.« Plötzlich weiteten sich seine Augen,
     und er richtete sich mühsam auf und deutete auf meine Stirn. »Dafür lohnt es sich zu sterben! Seht doch nur!«
    Während alle Männer sich zu mir umwandten, flog meine Hand an meine Stirn. Zu meiner Verwunderung war die Haut dort glatt
     und makellos. Meine Narbe war verschwunden! Nicolae musste sie irgendwie entfernt haben, überlegte ich, um die Illusion seines
     Ablebens zu verstärken.
    Mit größter Anstrengung flüsterte Herr Morris mit einem Lächeln: »Lasst uns Gott dafür danken, dass dies nicht alles umsonst
     gewesen ist! Der Fluch ist von ihr gewichen.«
    Wie auf ein Zeichen knieten alle Männer nieder, und ein tiefes, ernstes »Amen« kam von ihren Lippen.
    Herr Morris ließ meine Hand sinken. Er tat noch einen letzten Atemzug, und dann wurden seine Augen starr. »Er ist tot«, verkündete
     Dr. Seward traurig.
    Tränen strömten mir aus den Augen. Oh!, dachte ich, das ist alles meine Schuld. Meine Schuld! Ich bin stillschweigend mit
     Dracula im Bunde gewesen, um seinen »Tod« zu inszenieren. Ich hatte mir selbst eingeredet, dass dabei niemand verletzt würde.
     Diese Männer hatten tapfer versucht, mich vor dem Fluch des Vampirs zu erretten, einem Fluch, unter dem ich immer noch stand,
     obwohl sie das nicht wissen |489|

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