Dracula, my love
Problem lässt sich leicht beheben, solange uns niemand jagt. Ich habe hier immer noch genug eigene Erde in einem sicheren Versteck. Oder wir könnten eine Schiffsladung englischer Erde nach Transsilvanien transportieren lassen.“
„Ich sehe, dass du alles bestens geplant hast.“
„O ja.“
Plötzlich fegte eine Windbö vorüber, und mich fröstelte. Nicolae nahm seinen Umhang ab und legte ihn mir um die Schultern. „Danke.“ Während mir die Wärme des dicken Stoffs Behaglichkeit schenkte, schaute ich Dracula an und bemerkte ein kleines weißes Papier, das aussah wie ein aufgerolltes Blatt und aus der Brusttasche seines Hemdes ragte. „Was ist das?“
Er berührte das Röllchen verlegen. „Das? Ach, nichts. Nur ... eine Skizze, an der ich arbeite.“
„Darf ich sie sehen? Bitte!“
Nach einigem Zögern nahm er die Rolle aus der Tasche und gab sie mir. Ich blieb stehen, entfaltete sie und schaute sie mir im Mondlicht genau an. Es war eine Bleistiftskizze von mir, die eindeutig aus dem Gedächtnis angefertigt worden war. Sie zeigte mich in romantischer Pose, wie ich auf einer hohen Klippe stand und auf eine dramatische Küste und das Meer herabblickte.
„Das sind die Klippen von Whitby“, sagte ich mit einem kleinen Lächeln.
„Die Zeichnung ist noch nicht fertig.“
„Sie ist wunderschön.“ Ich rollte das Papier sorgfältig wieder zusammen und gab es ihm zurück. „Hat außer mir schon jemand deine Kunst gesehen?“
„Einige wenige Leute im Laufe der Jahrhunderte. Ich habe einmal Haydn ein Gemälde geschenkt.“
„Joseph Haydn?“ Ich lachte. „Du meinst, du hast ihn wirklich gekannt?“
„Ich bin im vergangenen Jahrhundert ein wenig auf dem europäischen Festland herumgereist. Das war wirklich ein hinreißendes Kapitel der Weltgeschichte. Die Musik und die Tänze waren atemberaubend. Die Mode war großartig, von den Perücken und dem grässlichen Haarpuder einmal abgesehen. Männer wie Frauen trugen leuchtend farbige Seidenstoffe und Satingewänder und waren mit Juwelen geschmückt. Die Menschen feierten die Nächte hindurch und schliefen bei Tag, ein Lebenswandel, der, wie du dir vorstellen kannst, sehr gut zu meinen Angewohnheiten passte.“
„Wie bist du damals gereist, da du doch immer in transsilvanischer Erde ruhen musst?“
„Ein Mann kann beinahe alles mit sich führen, wenn er eine Kutsche und ein Fuhrwerk besitzt.“ Dann erzählte mir Nicolae eine Anekdote über Mozart, bei der ich mir vor Lachen die Seiten halten musste. So redeten wir lange weiter, während wir durch seinen Park spazierten, einander mit Geschichten unterhielten und von vergangenen Erlebnissen berichteten, die insbesondere in seinem Fall unerschöpflich schienen. Ich hätte noch stundenlang so weiterplaudern mögen. Alles an Nicolae faszinierte mich. Doch eine Sache beunruhigte mich nun schon lange, und schließlich brachte ich sie zur Sprache.
„Nicolae, wir müssen über etwas reden. Das Doppelleben, das ich gegenwärtig führe, lastet mir schwer auf dem Gewissen.“
„Ich weiß.“
„Ich liebe dich. Und doch liebe ich auch meinen Ehegatten. Mir ist ganz übel vor Schuldgefühlen und Scham darüber, wie ich ihn betrüge. Du hast gesagt, dass ich ein Leben lang Zeit hätte, mich zu entscheiden, ob ich mich als Untote zu dir gesellen will oder nicht. In Wahrheit muss ich die Wahl schon jetzt treffen. Und die Entscheidung erfüllt mich mit einem solchen Schmerz, dass ich nicht weiß, ob ich die Kraft dazu aufbringe.“
„Du musst dich noch nicht festlegen, mein Liebling.“
„Doch. Ich kann mich nicht mehr hinter seinem Rücken mit dir treffen.“
„Das musst du nicht.“
„Was meinst du damit?“
„Ich habe dir bisher noch nichts davon erzählt, weil ich fürchtete, es könnte dich traurig stimmen oder dir Sorgen bereiten. Doch ich habe einen neuen Plan geschmiedet.“
„Was für einen Plan?“
„Wir wissen beide, wie sehr dein Mann mich hasst. Auch des Professors Gier nach meinem Blut ist so groß und andauernd wie die dämonische Blutrünstigkeit meines Bruders. Ich begreife nun, dass ich nur dann wieder in Frieden leben kann, wenn ich diesen Wahnwitzigen Vorspiele, dass ich wirklich tot bin.“
Das leuchtete mir ein. „Was hast du vor? Deinen eigenen Tod vortäuschen, wie es dein Bruder auf dem Schlachtfeld gemacht hat?
„Ja. Nichts anderes wird sie zufriedenstellen. Ich muss ihnen die Gelegenheit bieten, mich zu töten, und sie müssen mich mit eigenen Augen sterben sehen -
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