Dracula, my love
hinauf, Professor“, erwiderte ich rasch. „Es ist zu gefährlich.“
„Wir werden sehen.“
Wieder schlugen wir unser Lager auf, diesmal an einem Berghang mit Blick auf die Burg. Sie hatte etwas Wildes und Unheimliches. Ich konnte in der Ferne das Heulen der Wölfe hören, was meine Nerven aufs Äußerste anspannte. Schon bald senkte sich die Dunkelheit herab, eine tiefe, schwarze Dunkelheit, weil nun schwere Wolken die Sterne verhüllten. Der Wind wehte rau und kalt, und trotz meines warmen Wollumhangs fröstelte ich, während ich auf unseren Pelzdecken am Feuer saß, und mir wollte einfach nicht warm werden. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte es nicht über mich bringen, beim Abendessen mehr als nur einige wenige Bissen zu mir zu nehmen.
„Was meinen Sie, wo die anderen sind?“, fragte ich, um ein Gespräch anzufangen.
„Das lässt sich schwer sagen. Aber eines wissen wir mit Gewissheit: Sie haben den Grafen Dracula noch nicht gefunden und getötet, denn sonst wäre Ihre Seele befreit ... Ihr Appetit wäre zurückgekehrt ... und Ihre Narbe wäre verschwunden.“
Plötzlich zerriss das aufgeregte Wiehern der Pferde die Stille. Ich schaute ängstlich zu ihnen hinüber. Sie rissen an ihren Haltegurten, als wären sie von einer ungenannten Furcht ergriffen. Ich starrte ängstlich in die Dunkelheit, konnte aber nichts sehen. Da tat der Professor etwas Seltsames. Er stand auf und zog auf dem Boden mit einem langen Stock eine kreisförmige Furche rings um mich herum. In diese Furche hinein streute er Stücke geweihter Hostien, bis sie mich völlig umgaben.
„Was machen Sie da?“, fragte ich.
„Ich fürchte ... ich fürchte“, war seine einzige Antwort. Dann trat er einige Fuß von mir weg und sagte: „Wollen Sie denn nicht näher ans Feuer herankommen und sich wärmen?“
Gehorsam erhob ich mich und wollte einen Schritt in seine Richtung tun. Doch als ich auf die Hostien am Boden starrte, schien es mir so, als hielte mich eine unsichtbare Macht fest, die mich mit Angst und Schrecken erfüllte. Ich fürchtete, wenn ich diesen Ring überquerte, würde mein ganzer Körper in Flammen aufgehen. „Ich kann es nicht“, flüsterte ich entsetzt.
„Gut“, antwortete er leise.
„Wie kann das gut sein?“, rief ich. „Ich fürchte mich, darüber zu schreiten. Ich fürchte um mein Leben!“
„Was Sie nicht vermögen, liebe Frau Mina, kann auch keiner von denen, die wir fürchten.“
Ich begriff, was er damit meinte, und sank mit einem entsetzten Aufschrei zu Boden. Ein heftiger Schmerz stieg in meiner Brust auf, und Tränen rannen aus meinen Augen. Meine dunkelsten Ängste waren Wirklichkeit geworden! Ich konnte die Wahrheit nicht mehr länger vor ihm ... und vor mir selbst ... verbergen.
„O Professor! Verwandle ich mich wirklich in einen Vampir?“
„Es schmerzt mich, aber so ist es, Frau Mina.“ In seinen Augen spiegelte sich Mitleid, und er kam und setzte sich zu mir auf die Pelzdecke, innerhalb meines Schutzkreises.
Ich schluchzte, als müsste mir das Herz brechen. Was für eine bittere Arznei musste ich jetzt schlucken! Wenn ich doch nur in der Zeit zurückreisen könnte, überlegte ich. Zu Draculas letzter Nacht in England, zu jenem Augenblick, als er mich umarmt hielt und die Leidenschaft uns beide überwältigte. Es war nur zu klar, dass jener letzte Biss nun fatale Folgen zeitigte. Oh! Was hätte ich nicht darum gegeben, mein altes Leben zurückzubekommen, die Gelegenheit zu erhalten, eine normale Lebenszeit zu haben, ohne die Angst, als Untote wieder aufzuerstehen! Das sollte jedoch niemals sein. Irgendwann, vielleicht schon sehr bald, würde ich gezwungen sein, mich für immer und ewig von Jonathan zu verabschieden. Ich würde niemals die Kinder haben, nach denen ich mich gesehnt hatte, die Kinder, die ich so sehr geliebt und gehegt hätte.
„Wie lange bleibt mir noch, Professor?“, flüsterte ich mit stockender Stimme. „Ein Jahr? Ein Monat? Eine Woche? Wann wird die endgültige Verwandlung eintreten?“
„Sie wird nicht eintreten, Frau Mina! Das schwöre ich Ihnen. Deswegen sind wir ja hier. Ich werde Dracula für immer töten und Ihre Seele befreien, und wenn es mein Leben kosten sollte!“
Ich wusste, dass Dr. van Helsing mich mit diesen Worten trösten wollte, doch sie vergrößerten meinen Schmerz nur noch. Ich wollte nicht, dass Dracula etwas geschah. Für dieses schreckliche Dilemma, in dem ich mich befand, gab es keine annehmbare Lösung. Ich würde sterben, und
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