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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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überwältigt wurde und keinerlei Willenskraft mehr besaß, um ihnen Widerstand zu leisten. Mir wurde nun klar, dass mich in Draculas Gegenwart die Begierde auf ganz ähnliche Weise gepackt hatte. Vergangene Nacht hatte ich im Traum selbst den drängenden sexuellen Trieb eines Vampirs verspürt!
    Dr. van Helsing schien zu glauben, dass Vampire während des Tages völlig kraftlos sind, doch ich wusste es besser. Trotz seiner Tasche mit allen möglichen Utensilien und trotz seiner felsenfesten Überzeugung konnte er unter Umständen leichte Beute für sie werden. Ich musste ihm zu Hilfe eilen, so viel war mir klar, und zwar unverzüglich. Vielleicht war es aber auch schon zu spät! Doch wie sollte ich das bewerkstelligen? Ich war ja von geweihten Hostien eingekreist und wagte nicht, diese Hürde zu übersteigen!
    Da hörte ich in den Bäumen in der Nähe ein Keckem. Zwischen wogenden Ästen erspähte ich zwei Eichhörnchen, die einander fröhlich jagten. Mir kam ein Gedanke. Ich lockte die beiden Tiere mit schmatzenden Geräuschen an. Die kleinen Wesen kamen den Baumstamm hinuntergeflitzt und ließen sich auf den Waldboden fallen, wo sie wie angewurzelt stehen blieben und mich anstarrten. Ich rief weiter nach ihnen und deutete auf die Hostienkrümel vor mir auf der Erde. Die Eichhörnchen kamen näher, wagten aber jedes Mal nur einige wenige zögerliche Schritte. Ich stand völlig reglos da, denn ich wollte sie nicht erschrecken. Beide machten sich über die Hostienkrümel her und verspeisten jeder einen. Rasch fraßen sie weitere Bröckchen, stopften sich dann noch einen Vorrat in die Backen und rannten in den Wald zurück.
    Lächelnd sah ich, dass sie mir auf diese Weise eine kleine Öffnung im Kreis frei geräumt hatten, gerade eben breit genug, dass ich hindurchtreten konnte. Vorsichtig verließ ich den Kreis und hielt dann inne. Falls der Professor in Gefahr war, würde ich sicherlich eine Waffe benötigen. In der Nähe bemerkte ich einen der Pflöcke, an denen er herumgeschnitzt hatte, einen dicken, etwa achtzehn Zoll langen Holzpfahl, dessen Spitze noch nicht ganz fertig war. Besser eine schlechte Waffe, überlegte ich, als gar keine. Ich ergriff den Pfahl und eilte den Hügel hinunter.
    Ich rannte, so schnell mich meine Füße trugen, nahm eine Abkürzung durch den Wald, kämpfte mich durch das Unterholz und eilte schnurstracks auf die Burg zu. Schließlich landete ich wieder auf der unbefestigten Straße, die schmal und sehr unwegsam war. Außerdem war sie wegen des gerade geschmolzenen Schnees sehr schlammig. Sie schlängelte sich den steilen Hang hinauf zur Burg, und ich folgte ihr. Das uralte Gebäude thronte in all seiner Pracht hoch über mir.
    Inzwischen waren mein Rock und der Wollumhang völlig durchnässt und am Saum mit Schmutz verkrustet. An einigen schattigen Stellen entlang der Straße lag noch Schnee. Aus der Felswand, die über mir aufragte, wuchsen Bergeschen und Weißdorn, deren Wurzeln sich in die Spalten und Risse des Steins klammerten. Ab und zu musste ich stehen bleiben, um wieder zu Atem zu kommen, aber dann rannte ich tapfer weiter. Wenn ich den Blick hob, erschien mir die Burg wie ein riesiger grauer Monolith, der bis in den Himmel reichte. Wenn ich nach unten blickte, sah ich nur noch ein unendliches Meer von Baumwipfeln, über denen in der Ferne zerklüftete Berge aufragten.
    Endlich erreichte ich mein Ziel. Schwer atmend blieb ich auf einem uralten, moosbedeckten und steingepflasterten Burghof von beträchtlicher Größe stehen. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich unsere Pferde und den Wagen draußen vor dem Gebäude entdeckte. Ein kurzer Blick auf das Gefährt reichte, um festzustellen, dass die Werkzeugtasche des Professors nicht mehr darin lag. Offenbar hielt er sich irgendwo im Gebäude auf. Aber wo? Die Burg war ungeheuer groß. Mir sank der Mut, als ich mir klarmachte, dass er - und die drei Frauen - überall sein konnten.
    Den Haupteingang umrahmte ein vorkragender Türsturz aus massivem, behauenem Stein, dem im Laufe der Jahrhunderte die Elemente sehr zugesetzt hatten. Zu meiner Überraschung war da keine Tür mehr. Jemand hatte die uralte, mit Nägeln beschlagene Eichentür aus den Angeln gehoben. Nun lag sie flach auf den Pflastersteinen. Ich erinnerte mich, dass Dr. van Helsing in Vereºti einen Schmiedehammer gekauft hatte. Er hatte ihn hier wohl nutzbringend eingesetzt, dachte ich, und dafür vorgesorgt, dass er, ganz gleich, was geschah, nicht in der Burg

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