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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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anderen standen regungslos. Als er den Kopf schließlich wieder erhob, sagte van Helsing milde:
    »Und nun, mein Junge, können Sie sie küssen. Küssen Sie die toten Lippen, sie hätte es sich gewünscht, wenn sie es noch gekonnt hätte. Sie ist jetzt kein grinsender Teufel mehr, kein auf alle Ewigkeiten verdammtes Wesen. Sie ist nicht länger mehr eine Untote des Teufels, sondern wahrhaft in Gott gestorben, und ihre Seele ist bei Ihm.«
    Arthur beugte sich über die Tote und küsste sie, dann schickten wir Quincey mit ihm aus der Gruft. Der Professor und ich sägten das stumpfe Ende des Pfahles ab, die Spitze ließen wir im Körper stecken. Dann trennten wir das Haupt vom Leib und füllten den Mund mit Knoblauch. Schließlich verlöteten wir den Bleisarg, schraubten den Deckel wieder auf, packten alle unsere Sachen zusammen und entfernten uns ebenfalls. Van Helsing verschloss die Tür und übergab Arthur den Schlüssel.
    Draußen war die Luft süß, die Sonne schien und die Vögel sangen – die ganze Natur schien freundlich gestimmt. Zufriedenheit, Ruhe und ein gemäßigtes Glücksgefühl zogen in unsere Herzen ein, denn wir hatten das uns gesteckte Ziel erreicht.
    Bevor wir endgültig aufbrachen, erklärte van Helsing:
    »Nun, liebe Freunde, ein Schritt zur Vollendung unseres Werkes ist getan, und zwar der für uns schmerzhafteste. Aber es bleibt uns noch eine weit schwierigere Aufgabe: den Urheber all dieses Leides ausfindig zu machen und ihn zu vernichten. Ich habe schon Spuren, denen wir folgen können, aber, wie gesagt, es ist eine schwierige und langwierige Aufgabe. Viele Gefahren und Schrecken liegen vor uns. Wollen Sie mir behilflich sein? Wir haben alle zu glauben gelernt, nicht wahr? Und da dies so ist, sollten wir da nicht auch unsere Pflicht erkennen und sie annehmen? |317| Doch! Wir wollen einander versprechen, zusammenzuhalten bis zum Äußersten!«
    Wir legten, einer nach dem anderen, unsere Rechte auf seine Hand, und der Bund war geschlossen. Im Weggehen sagte der Professor:
    »Übermorgen Abend werden wir wieder zusammenkommen und um sieben Uhr bei Freund John speisen. Ich werde noch zwei andere mitbringen, zwei, die Sie bis jetzt noch nicht kennen. Ich werde Ihnen dann unser ganzes Werk darlegen und Ihnen meine Pläne entwickeln. Freund John, Sie kommen bitte jetzt noch mit mir, denn ich habe vieles vorzubereiten, wobei Sie mir helfen können. Heute Abend fahre ich nach Amsterdam, morgen Abend aber werde ich wieder zurück sein. Dann beginnt die große Suche! Vorab allerdings muss ich Sie noch in einiges einweihen, damit Sie wissen, was wir zu tun und was wir zu fürchten haben. Dann wollen wir unser Versprechen von vorhin noch einmal erneuern, denn es stehen uns schreckliche Dinge bevor. Da wir aber nun bereits begonnen haben, können wir nicht mehr zurück.«

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    |318| SIEBZEHNTES KAPITEL
     
    Dr. Sewards Tagebuch
    (Fortsetzung)
     
    Als wir im »Berkeley Hotel« ankamen, fand van Helsing ein Telegramm vor, das für ihn abgegeben worden war:
    »Ich komme mit dem Zug. Jonathan ist in Whitby. Wichtige Neuigkeiten. – Mina Harker«
    Der Professor war erfreut. »Diese prächtige Madame Mina«, sagte er, »eine Perle unter den Frauen! Sie kommt hierher, aber ich kann leider nicht bleiben – sie wird also zu Ihnen gehen müssen, Freund John. Sie werden sie am Bahnhof abholen. Bitte telegrafieren Sie ihr
en route 1
, damit sie vorbereitet ist!«
    Als das Telegramm aufgegeben war, trank er noch eine Tasse Tee. Dabei erzählte er mir von dem Reisetagebuch Jonathan Harkers und übergab mir eine mit der Maschine geschriebene Kopie desselben. Weiterhin reichte er mir eine Kopie des von Mrs. Harker in Whitby geführten Tagebuches. »Nehmen Sie das«, sagte er, »und lesen Sie es gründlich. Wenn ich zurückkomme, werden Sie die Sachlage kennen, und wir können dann rascher zu den Vorbereitungen übergehen. Bewahren Sie es sorgfältig auf, denn es ruhen Schätze darin! Sie werden beim Lesen all Ihren Glauben benötigen, und dass, obwohl Sie heute bereits eine derartige Erfahrung gemacht haben. Das, was hier erzählt wird«, sagte er, indem er seine Hand ernst und schwer auf das Paket mit den Papieren legte, »ist vielleicht der Anfang von Ihrem, meinem und manch anderer Leute Ende. Oder es ist die Sterbeglocke für die Untoten, die hier auf Erden wandeln. Lesen Sie alles, ich bitte Sie, und denken Sie darüber nach! Und können Sie irgendetwas zu |319| den Inhalten beitragen, so tun Sie es, selbst

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